Andreas Michelmann: „Wie versprochen, führen wir große Turniere durch“.
Wo können und müssen Fußball, Handball, Eishockey, Basketball und Volleyball gemeinsam handeln und an einem politischen Strang ziehen und wo bedarf es der konkreten Unterstützung durch die Politik? Fragen, die sich intensiv auch Teamsport Deutschland stellt. Im Interview erklärt Andreas Michelmann, DHB-Präsident sowie Sprecher von Teamsport Deutschland, seine aktuelle sportpolitische Einordnung.
Herr Michelmann, neben Ihrer Funktion als einer der fünf Verbandspräsidenten von Teamsport Deutschland, sind Sie auch noch der Sprecher des deutschen Mannschaftssports. In welcher Lage befindet sich Sportdeutschland aktuell?
Andreas Michelmann: Sportdeutschland befindet sich in einer sehr kritischen Lage. Auch deshalb ist es an der Zeit, dass sich gerade die Spitzenverbände deutlicher als in der Vergangenheit dazu äußern, dass nicht nur der Leistungssport, sondern die Leistungen überhaupt in unserer Gesellschaft wieder eine größere Rolle spielen. Im Moment ist dies viel zu selten der Fall.
Die Leistungen der Teamsportarten bei den internationalen Turnieren sind äußerst unterschiedlich. Basketball und Eishockey machen aktuell sehr große Freude. Auch wir Handballer können uns nicht beklagen. Denn die U21-Nationalmannschaft hat Gold bei der Weltmeisterschaft im eigenen Land geholt. Die U17-Auswahl hat beim European Youth Olympic Festival ebenfalls Gold gefeiert und die U17-Mädchen bei der Europameisterschaft dazu Bronze.
Gleichzeitig muss man sich um den deutschen Fußball bei den Frauen und Männern große Sorgen machen … sehr große!
Ein absolutes Kernthema, dem sich Teamsport Deutschland verschreibt, ist die Förderung des deutschen Frauen-Teamsports. Wie ist die Lage?
Andreas Michelmann: Alle Mannschaftssportarten machen das, was versprochen wurde, und kümmern sich in den nächsten Jahren intensiver um den Frauensport. Dass es erste Früchte trägt, kann man schon sehen.
Wo sehen Sie trotzdem weiterhin noch den aktuell größten Handlungsbedarf?
Andreas Michelmann: Wir haben erkannt, dass bei der Ausbildung von Talenten in vielen Vereinen einfach die Finanzkraft fehlt. Umso wichtiger ist die Konzentration der Kräfte. Zum einen der besten Talente, zum anderen auch der Trainerinnen und Trainer. Eine Zentralisierung im Zuge von gezielten Bundesstützpunkten halten wir für den idealen Weg. Leider wird dieses Vorhaben im Rahmen der Bundesförderung bislang kaum berücksichtigt. Hier sehen wir eine ziemliche Diskrepanz zwischen der politischen Forderung und dem, was wir für unsere Sportarten real an Unterstützung erleben. Ein Weg kann sicherlich die Flexibilisierung von Fördermitteln sein. Es liegt noch viel Arbeit in dem Fall vor uns.
Und was muss konkret für eine Förderung ganz schnell passieren?
Andreas Michelmann: Wir brauchen nicht weniger, sondern zumindest was unsere Sportarten anbelangt, mehr Bundesstützpunkte, um in die Weltspitze vorstoßen zu können. Zudem bedarf es parallel dazu ganz gezielten Investitionen in eine bessere Trainerausbildung, die eine wirklich absolut unverzichtbare Basis für die langfristige Leistungssteigerung sowie Mitgliedergewinnung ist.
Zum Ende hin: Auf welches der nächsten mannschaftssportlichen Events, die bereits ihre Schatten vorauswerfen, freuen Sie sich denn aktuell am meisten?
Andreas Michelmann: Wir freuen uns schon sehr über die Vielzahl an sportlichen Großveranstaltungen in der nahen Zukunft. Insbesondere aber auf die Turniere, die in Deutschland stattfinden werden, wie die Europameisterschaften der Handballer und Fußballer in 2024. Zusammenfassend freue ich mich sehr, dass wir, so wie wir es immer versprochen haben, große Turniere in Deutschland durchführen. Auch mit Blick auf potenzielle Olympische Spiele in Deutschland. In dieser Hinsicht haben die bekannten Mannschaftssportarten ihre völlig freiwillige Verpflichtung gegenüber der deutschen Politik mehr als erfüllt! (Teamsport Deutschland/TX)