Andreas Lakeberg: „2018 hatte ich das erste eFoil in Deutschland“.
Die E-Mobilität ist ein bewegendes Thema. Dabei dreht sich in der Diskussion alles um die E-Mobilität auf der Straße. Doch was ist mit der E-Mobilität auf dem Wasser? Ein noch junger Trend sind in dem Zusammenhang die elektrischen Surfboards und Hydrofoils. Ein Trendsport, nicht nur aus den USA, sondern auch aus Deutschland bzw. Europa. Andreas Lakeberg von www.e-surf.com liefert die wichtigsten Fakten.
Herr Lakeberg, Sie sind der deutsche Pionier und heute einer der führenden europäischen Händler für elektrische Surfboards und Hydrofoils. Wie sind Sie auf diesen Trend aufmerksam geworden und was hat Sie so fasziniert?
Andreas Lakeberg: Seit meinem 11. Lebensjahr betreibe ich aktiv Wassersport. Angefangen hat alles mit Windsurfen, dann über Wakeboarding, Kitesurfing bis hin zum Jet-Ski fahren. Vor über 10 Jahren hatte ich mir damals das erste elektrische Skateboard zugelegt und seitdem auch immer wieder ein Auge auf motorisierte Surfbretter geworfen. Die benzinbetriebenen Jetboards waren mir allerdings immer zu laut. 2017 habe ich mir dann das erste Elektro-Surfbrett zugelegt und 2018 hatte ich das erste eFoil in Deutschland.
Nun gibt es seit mehr als 10 Jahren auch schon Jetboards, also lapidar gesagt Surfbretter mit einem Benziner. Bis heute ein absolutes Nischenprodukt. Was stimmt Sie für die elektrischen Surfboards (E-Jetboards) und/oder Hydrofoils (eFoils) für deren weiteres Dasein zukünftig positiv?
Andreas Lakeberg: Der Lärm und die Abgase der benzinbetriebenen Surfbretter waren immer ein Problem und auf vielen Gewässern waren und sind diese Boards genau deswegen auch verboten. Die Elektro-Surfbretter sind leise und haben keine lokalen Emissionen. Nachteil der Elektro-Surfbretter, insbesondere bei Jetboards, ist die geringe Reichweite von nur 30 Minuten. Danach muss die Batterie für 2 Stunden an die Steckdose. Die Elektro-Hydrofoils haben eine Reichweite von bis zu etwa 90 Minuten. In 2020 haben die Verkaufszahlen der eFoils nicht nur Jetboards (Benzin + Elektro) übertroffen, sondern auch die Neuverkäufe der Wassermotorräder (Jetskis).
Die E-Mobilität der Straße krankt u.a. an der Infrastruktur, der Reichweite und den Ladezeiten. Was ist der Unterschied bei der E-Mobilität zu Wasser?
Andreas Lakeberg: Die Probleme mit der Reichweite sind hier ähnlich. Allerdings braucht man keine besondere Infrastruktur, es reicht eine normale 220 V Steckdose, und durch die Anschaffung von Ersatzbatterien, kann man einfach die Reichweite verdoppeln oder verdreifachen.
Wie schaut es mit den Kosten aus? Also in welchem Bereich bewegen wir uns beim Kauf, oder gibt es Möglichkeiten zum Leihen?
Andreas Lakeberg: Viele glauben vielleicht, es handelt sich hier einfach nur um ein Surfbrett mit Motor. Tatsächlich verbirgt sich sehr viel Technologie in diesen Boards. Zudem muss alles salzwasserbeständig sein. Die Preise sind mit 10.000 bis 25.000 Euro vergleichbar mit denen von Jetskis. Zwar findet man billigere Angebote schon ab 5.000 Euro, aber die Produkte waren bislang immer mangelhaft und gaben nach wenigen Stunden den Geist auf. Diese Boards kommen meistens aus China und so ist die Investition meistens futsch.
Seit 2020 haben sich die ersten Verleihstationen etabliert und der Trend wird 2021 weitergehen. Hier liegen die Preise aktuell bei ca. 200 Euro pro Stunde. Ich habe die Verleihstationen auf unserer Webseite aufgelistet.
Wo liegt der Unterschied zwischen elektrischen Surfboards und eFoils?
Andreas Lakeberg: Die Jetboards fahren wie ein ganz normales Surfbrett auf der Wasseroberfläche und benutzen, wie der Name verrät, eben einen Jetantrieb. Die Ineffizienz des Jetantriebs und die Reibung der Wasseroberfläche führen zu kurzen Laufzeiten. Trotzdem macht es sehr viel Spaß und nach 30 Minuten braucht man ohnehin eine Pause. Viele möchten die Gischt des Wassers spüren, setzen daher auf Jetboards.
Ein Elektro-Hydrofoil schwebt Dank eines Mastes mit Unterwasserflügel ca. 50 cm über dem Wasser. Dadurch gibt es kaum Reibung und der Propellerantrieb ist sehr effizient, so dass Flugzeiten von bis zu 90 Minuten möglich sind. Das Fahrgefühl ist vergleichbar mit Snowboarden im Tiefschnee.
Zum Windsurfen oder auch zum Fahren mit einem Motorboot, hier sogar nach Gewässern unterteilt, musste ich damals Prüfungen ablegen. Wie sieht diese rechtliche Seite bei E-Jetboards oder eFoils aus?
Andreas Lakeberg: Sowohl Jetboards als auch eFoils müssen in Deutschland zugelassen werden und ein Kennzeichen in Form von Aufklebern tragen. Die eFoils gelten als Kleinfahrzeuge und man darf damit überall fahren, wo auch Motorboote erlaubt sind. Jetboards gelten als Wassermotorräder, da sie lauter sind und mehr Wellenschlag verursachen. Damit gelten weitere Restriktionen. Näheres dazu unter: https://e-surfer.com/de/elekro-surfbrett-zulassung-rechtliche-situation-e-foil/
Ein Sportbootführerschein wird ab einer Leistung von 11 kW bzw. 15 PS nötig. Die eFoils liegen mit 5 kW weit darunter, aber einige Jetboards, die Geschwindigkeiten bis zu 60 km/h erreichen, liegen darüber.
Darf man mit E-Jetboards und eFoils auf jedem Gewässer einfach fahren? Und was gibt es zu beachten, oder besser gefragt: Was wäre nicht erlaubt?
Andreas Lakeberg: Wie bereits oben erwähnt, sind die eSurfbretter generell überall erlaubt, wo auch Motorboote fahren dürfen. Eine Ausnahme ist z.B. Bayern, wo die lokale Schlösser- und Seenverwaltung das Fahren auf den bayrischen Seen nicht erlaubt. Ähnlich ist es auf dem Bodensee und in der Schweiz. Im Allgemeinen sind die lokalen Behörden mit diesem Trend noch recht überfordert. Ich habe mich über Monate mit den zuständigen Behörden ausgetauscht und 2020 dann endlich eine schriftliche Aussage bekommen. Zitate daraus findet man unter dem Link oben.
Kann jeder das Fahren mit dem elektrischen Surfboard oder Hydrofoil lernen? Immerhin kündigt sich langsam der Frühling …
Andreas Lakeberg: Große Jetboards sind leichter zu fahren als eFoils. Aber auch eFoil fahren, erlernt man mit einem Trainer in der Regel innerhalb einer einzigen Batterieladung. Der Schwierigkeitsgrad liegt irgendwo zwischen SUP fahren und Windsurfen.
Eingangs hatte ich erwähnt, dass Sie einer der führenden Händler in Europa sind. Als ich mich auf www.e-surfer.com/de umgeschaut hatte, war ich äußerst überrascht. Ich hatte einen klassischen Shop erwartet. Doch dem ist nicht so. Welche Ziele verfolgen Sie mit Ihrer Webseite samt Angeboten genau?
Andreas Lakeberg: Die Zahl der eSurfbrett Online Shops im Internet steigt rasant. Teilweise unseriöse Angebote mit den oben erwähnten Billigangeboten aus China. Wer eine Investition von über 10.000 Euro machen möchte, sollte sich im Vorfeld ausführlich beraten lassen. Man kann leicht das falsche Board kaufen. Wir haben einen Shop in Berlin direkt am Wasser, wo man die Boards nicht nur sehen, sondern auch Probefahren kann.
Unser Onlineangebot ist in Form eines Blogs aufgebaut, jeder kann sich ausgiebig über diesen Sport informieren. Natürlich werden hier in der Shop Sektion auch alle Produkte inkl. des Preises beschrieben, aber wir bieten keinen direkten Onlinekauf an. Ich halte dies für unseriös, da die Lieferzeiten der Boards teilweise sehr stark schwanken. Ich habe Beispiele erlebt, wo Kunden gleich über die Webseite bezahlt haben und dann über ein Jahr auf das Board gewartet haben. Wir setzen hier auf persönliche Beratung per eMail, Telefon und natürlich in unserem Shop in Berlin.
Eine letzte Frage noch Herr Lakeberg. Als ich mir einige Ihrer Videos auf Ihrem Channel angeschaut habe, juckte es mich förmlich in den Füßen. Will sagen, es sah nach sehr viel Spaß aus. Gibt es Wettbewerbe?
Andreas Lakeberg: Vielleicht werden wir 2021 die ersten Wettbewerbe sehen, wenn uns Corona keinen Strich durch die Rechnung macht. Bislang werden alle Rennen mit benzinbetriebenen Modellen gefahren. (TX)