Andreas Kling: „Ich werde mir die weinrote Hose verdienen“.
Die Kieler Woche lebt von Wind, Wasser sowie Wellen. Wer sonst verkörpert diesen weltoffenen Sportsgeist besser als die Vielfalt der Aktiven aus mehr als 40 Nationen auf den Regattabahnen vor Schilksee. Internationale und Olympische Bootsklassen garantieren Spitzensport der absoluten Extraklasse. Den Auftakt bildet klassisch die „Aal Regatta“, wie Andreas Kling erklärt, den Abschluss die vielen „medal races“.
Was macht die Faszination der Kieler Woche aus?
Andreas Kling: Die Kieler Woche ist eine Traditionsveranstaltung. 2022 blicken wir auf 140 Jahre zurück. Das Segeln war und bleibt der Markenkern der Kieler Woche. Teilweise wird es verwechselt mit dem Sommerfestival, wo wieder weit mehr als drei Millionen Gäste aus dem In- und Ausland erwartet werden. Einige sagen, es ist das größte Volksfest in Nordeuropa … wir sagen lieber Sommerfestival. Aber was wir im Olympiahafen Kiel Schilksee veranstalten ist der eigentliche Ursprung und Kern der Kieler Woche, nämlich der Segel- sowie Regattasport.
Die Kieler Woche ist so etwas wie das Wimbledon des Wassersports. Ich brauche also nicht zwingend eine Meisterschaft in den einzelnen Klassen. Die Sportlerinnen und Sportler kommen, weil sie die Kieler Woche unbedingt einmal gewinnen wollen. Es geht um die Ehre … es geht oftmals ums Prestige!
Einzelne Verbände nutzen die Kieler Woche natürlich auch als Qualifikation, etwa für die Olympischen Sommerspiele. Wir sind nur noch zwei Jahre vor Marseille und bilden acht der zehn Disziplinen bei Olympia 2024 ab.
Wie viele Regatten wird es zu sehen geben?
Andreas Kling: Gut ist, dass die Kieler Woche wieder an ihrem gewohnten Termin zwischen dem 18. und 26. Juni stattfindet. Die Regatten haben wir wieder aufgeteilt, was die Dreiecksbahnen anbelangt. Von Samstag bis Dienstag segeln die Boote der internationalen Klassen. Von Mittwoch bis Sonntag folgen dann die Disziplinen für Olympia. Dabei klingt es Strikter als es ist. Dazu kommen noch die Seebahnen, also die Regatten für die Yachten. Insgesamt werden rund 1.500 Boote am Start sein.
Nicht alle interessierten Menschen werden vor Ort sein können. Gibt es eine Option, einige Regatten medial live zu verfolgen?
Andreas Kling: Unter www.Kielerwoche.tv wird es einen Stream geben. Jeder der will, kann die Regatten also im Internet verfolgen. Es ist der identische Stream, der auch bei uns auf den einzelnen Videoleinwänden läuft.
Was ist denn Ihre Passion zum Segelsport?
Andreas Kling: Meine Eltern sind gesegelt und ich bin auf dem Großen Eutiner See das erste Mal mit dem Segeln in Berührung gekommen. Die Wochenenden und die Hälfte der großen Sommerferien haben wir auf dem Boot verbracht. Es ist mir quasi in die Wiege gelegt worden. Und ich bin dankbar dafür! Beruflich bin ich dann über den lokalen Journalismus zum lokalen Sportjournalismus gekommen, mit der Zeit lag mein Fokus, auch aus Eigeninteresse, beim Segelsport. Der Nachteil ist, je mehr man aber im Segelsport arbeitet, umso weniger kommt man selbst zum Segeln.
Meinen großen Traum werde ich trotzdem noch realisieren und mit meinem besten Kumpel den Atlantik überqueren. Ich werde mir die weinrote Hose verdienen! Das ist ein großer Traum. Ich habe schon viele mehrtägige Segeltörns gemacht, natürlich auch auf dem Atlantik, leider jedoch noch nicht über den „Großen Teich“ rüber.
Die große Windjammerparade ist ein Highlight der Kieler Woche. Können Sie schon verraten was die Höhepunkte sein werden?
Andreas Kling: Die Windjammerparade ist die Mischung par excellence aus Sport und Festival. Auch jeder Nichtsegler ist davon begeistert, da sie einfach tolle Bilder liefert. Dieses Jahr umso mehr, da nach sehr langer und aufwendiger Reparatur die Gorch Fock die Parade wieder führen wird. Die Parade ist am zweiten Samstag der Kieler Woche, also am 25. Juni. Zwischen 11:00 und 13.30 Uhr. Um die Parade gut zu verfolgen, empfehle ich den Falkensteiner Strand.
Dieses Jahr gibt es in Schilksee eine eigene Eröffnung. Am Samstag um 13:00Uhr findet die Eröffnung der Kieler Woche Regatta statt. Neben dem Oberbürgermeister stehen auf der Bühne alle deutschen Segel-Medaillengewinnerinnen und -gewinner von den Olympischen Sommerspielen in Tokio 2020.
Ein bildreiches Highlight ist am „Wechseltag“ von Dienstag auf Mittwoch das große Seglerfeuerwerk in Schilksee, um 23:00 Uhr. Das Feuerwerk wird von einem Ponton aus als Höhenfeuerwerk über den Hafen abgefeuert.
Bei den Wettbewerben ist unter anderem die „Aal Regatta“ ein Highlight, zugleich der seglerische Auftakt der Kieler Woche. Am 18. Juni starten um 9:00 Uhr alle Yachten von Kiel nach Eckernförde. Die Startlinie ist direkt vor dem Kieler Yacht Club und die Ziellinie direkt vor Eckernförde. In Eckernförde wird dann jede erfolgreiche Crew mit einem frischen Räucheraal entlohnt. Ein Muss ist auch der Goldcup, die inoffizielle Weltmeisterschaft der Folkeboote. Und im Nachgang findet dann erstmals in Kiel die Weltmeisterschaft in der Aco Musto Skiff Klasse statt. Ein schneller Einmannsegler. Der zweite Sonntag, also der 26. Juni, ist der Finaltag bei der Kieler Woche. In den Olympischen Klassen werden die „medal races“ ausgetragen. Nur noch die besten zehn Boote in der jeweiligen Klasse sind am Start und das Rennen zählt doppelt. Start für den Finaltag ist ganz pünktlich um 10:00 Uhr. (LB)