Alexandra Popp: „Man muss dem Ganzen ein bisschen Zeit geben“.
Alexandra Popp ist wohl eine der vielseitigsten Fußballspielerinnen auf der Welt. Die 31-jährige Nationalspielerin spielt eigentlich bevorzugt als Stürmerin, doch sowohl im Verein als auch in der Nationalmannschaft kam die Fußball-Olympiasiegern von 2016 regelmäßig in der Abwehr und im Mittelfeld zum Einsatz. Immer auf höchstem Niveau. Ein Beleg: Mit dem VfL Wolfsburg hat Alexandra Popp alles gewonnen.
„Alex“, nach der Europameisterschaft sollst Du Angebote bekommen haben. Also nicht zum Wechseln, sondern für Formate außerhalb des Platzes. Was für Formate wurden Dir denn angeboten?
Alexandra Popp: Ich hatte beispielsweise eine Anfrage von „RTL“ für das Format „Turmspringen“. So etwas ist aber nicht realisierbar. Auf der einen Seite fehlt mir die Zeit, für das Training und die ganzen Drehtage, auf der anderen Seite ist die Gefahr sich zu verletzten viel zu groß. Ich denke, jeder hat schon einmal in der Jugend mit dem Gesicht auf dem Wasser gebremst, und wenn ich dann einen Auerbach oder irgendeine Schraube verhaue, dann kann es auch schnell schlimmer enden.
Man hört immer von einer gesteigerten Erwartungshaltung nach dem Turnier. Was erwartest Du Dir denn?
Alexandra Popp: Ich erwarte schon einiges, muss ich sagen. Klar ist jedoch auch, dass man dem Ganzen ein bisschen Zeit geben muss.
Trotzdem hoffe ich, dass die Vereine auf den aktuellen „Hype-Zug“ aufspringen und diese Chance jetzt wirklich nutzen. Die Zuschauerzahlen gehen schon in die richtige Richtung. Da macht es auch uns auf dem Platz einfach noch mehr Spaß, wenn die Atmosphäre gut ist. Aber das darf eben auch nur der Anfang für viele Bereiche sein. Simpel gesagt, die Liga muss auf allen Ebenen professionell werden. Denn nur so steigert sich künftig die Qualität weiter auf dem Platz.
Ich weiß, an vielen Ecken und Enden wird bereits sehr intensiv gearbeitet, aber ich bin nicht involviert. Von daher kann ich nur mit hoffen.
Nach Turnieren jammern einige männliche Nationalspieler gern über die große Belastung. Wie sieht es bei Dir aus?
Alexandra Popp: Ob das bei den Männern so ist, kann ich nicht beurteilen. Bei mir ist es nicht so. Ich habe vom Verein nach der Europameisterschaft meine Auszeit bekommen und irgendwann hat es dann schon wieder gekribbelt. Ich habe mich auf den ganz normalen Rhythmus und vor allem auf die Spiele riesig gefreut.
Ehrt es Dich eigentlich, wenn so Sätze fallen: „Bei den DFB-Herren fehlt eine wie „Poppi“ im Zentrum“?
Alexandra Popp: Es ist auf jeden Fall eine schöne Wertschätzung und freut einen auch. Es zeigt aber, wie wichtig so ein reiner Mittelstürmer immer noch, oder wieder, im Fußball ist. Aber irgendwie werden die Männer das Problem schon lösen. Wenn man mich fragen würde, würde ich denken, Kai Havertz kann die Position richtig gut besetzen. Technisch richtig stark und auch recht gefährlich per Kopf. Ich bin selbst gespannt, wie die Mannschaft bei der WM aufläuft.
Du hattest angedeutet, eventuell Deine internationale Karriere zu beenden. Wie läuft die Karriereplanung aktuell?
Alexandra Popp: Ab einem gewissen Alter sollte man sich damit einfach befassen. Und es wäre natürlich charmant gewesen, als Europameisterin die große Bühne zu verlassen. Es ist nicht passiert und ich muss ganz ehrlich sagen, ich fühle mich gut und habe richtig Spaß am Fußball. Sowohl in der Nationalmannschaft als auch beim VfL Wolfsburg läuft es einfach richtig rund, darum steht die Weltmeisterschaft noch auf meiner Agenda. Aber ich verlasse mich bei solchen Entscheidungen sehr gerne auf mein Bauchgefühl. Aktuell plane ich in der Nationalmannschaft bis zu WM, aber eventuell verwerfe ich in einem halben Jahr auch den Plan, und dann wäre Schluss. In der Nationalmannschaft. Doch aktuell macht es einfach nur sehr viel Spaß! (JS)