Alessandro Covi: „Ich habe Vollgas gegeben, ohne Gedanken an meine Beine“.
Alessandro Covi hat die letzte echte Etappe des Giro d’Italia 2022 gewonnen, denn am Sonntag steht zum Abschluss nur noch ein knackiges Zeitfahren an. Der erst 23-jährige Italiener hat die Etappe von Belluno hoch nach Marmolada mit einem recht beeindruckenden Solosieg für sich entschieden, und dabei die „Cima Coppi“ geholt. Alessandro Covi hatte über 30 Sekunden auf Domen Novak sowie Giulio Ciccone.
Alessandro, Du hast nicht irgendeine Etappe beim Giro d’Italia gewonnen, Du hast die Etappe mit dem höchsten Punkt der diesjährigen Rundfahrt für Dich entschieden. Wie fühlst Du Dich?
Alessandro Covi: Ich bin sprachlos … ich bin einfach nur glücklich, dass mir diese Fahrt gelungen ist. Nur glücklich!
Ich wusste, ich habe auf den letzten drei Etappen vor dem Zeitfahren eventuell eine Chance und ich wollte eine Etappe nach Hause bringen. Es war nicht nur mein Ziel, es war das Ziel des gesamten Teams eine Etappe zu gewinnen, da wir zuvor leider Almeida durch eine Krankheit verloren hatten. So können wir diesen Giro d’Italia mit einer positiveren Note verlassen.
Du hast knapp 53 Kilometer vor dem Ziel attackiert, trotz dieses harten letzten Anstiegs. Warum hast Du so früh die Attacke gesetzt?
Alessandro Covi: Ich habe recht weit vor dem Ziel angegriffen, weil ich einfach kein wirklicher Kletterer bin. Also dachte ich mir, ich müsste mir vor dem letzten Anstieg einen Vorteil gegenüber den anderen verschaffen … am Ende hat es geklappt!
Was war Dein Plan unterwegs?
Alessandro Covi: Als ich dann auf mich allein gestellt war, gab ich Vollgas und fuhr weiter, ohne mir Gedanken über die Beine zu machen, obwohl ich froh war, dass die Linie endlich kam, es kündigten sich Krämpfe an. Ich habe mein Bestes gegeben … bin am Ende ins Ziel gekommen.
Domen, ein guter zweiter Platz. Wie geht es Dir damit?
Domen Novak: Der zweite Platz fühlt sich eigentlich immer wie eine Enttäuschung an. Ich habe mein Bestes gegeben und alles versucht, um zu gewinnen, aber es hat nicht ganz gereicht. Aber so ist der Radsport. Nächstes Jahr werde ich kommen und eine Etappe gewinnen … am Passo Pordoi griff Covi an, fuhr danach sein Tempo und überlebte bis zur Ziellinie. Erst vor dem letzten Anstieg entschied das Team, ich soll es versuchen. Ich fuhr mit allem was ich hatte, versuchten ihn einzuholen.
Giulio, Du sahst am letzten Anstieg am besten in der Verfolgung aus. Warum also doch nur der dritte Platz?
Giulio Ciccone: Ich wollte die Etappe heute wirklich gewinnen und ich denke, ich hatte die Beine dazu, aber wir haben wohl alle einen taktischen Fehler gemacht. Ich glaube, wir alle haben Covi unterschätzt, als er angegriffen hat. Er ist stark gefahren und hat den Sieg verdient. Ich bedaure es ein wenig, denn ich denke, ich hätte es etwas anders angehen können.
Ich bin zufrieden mit meiner Leistung, ich denke, ich bin stark gefahren. Ich konnte in der letzten Woche angreifen … meine Kondition hat sich verbessert, so dass ich versuchen konnte, Etappen zu gewinnen, das macht mich stolz. Verglichen damit, wie ich die Rundfahrt mit Krankheit begonnen habe, kann ich am Ende zufrieden mit dem sein, was ich geleistet habe. (TX)