Dr. Christian Schrot: „Patrick und Anatol zeigten ein ganz natürliches Talent“.
Das UCI WorldTour Team BORA – hansgrohe und Red Bull haben ihre Ressourcen bei der Suche nach neuen Talenten vereint und zu Jahresbeginn ein komplett neues Scouting-Programm auf die Räder gestellt. Bei Red Bull Junior Brothers wurde und wird sich auf U19-Fahrer fokussiert. Zum krönenden Abschluss werden zwei Talente mit einem Profi-Vertrag belohnt. In diesem Jahr: Patrick Casey und Anatol Friedl.
Herr Dr. Schrot, Sie sind bei BORA – hansgrohe unter anderem verantwortlich für das Scouting. Zu Beginn des Jahres wurde mit Red Bull Junior Brothers ein völlig neues Scouting-Programm vorgestellt. Die ersten beiden Gewinner sind Patrick Casey und Anatol Friedl. Was macht diese beiden Talente aus?
Dr. Christian Schrot: Patrick und Anatol zeigten ein ganz natürliches Talent, was uns wirklich nachhaltig beeindruckt hat. Sie waren vom ersten Tag an unglaublich entschlossen und immer voll bei der Sache. Man konnte sehen, dass sie es wirklich wollten sowie die Leidenschaft und den Antrieb hatten, es zu schaffen. Radsport ist kein einfacher Sport, er erfordert Mut und Ausdauer, das haben Patrick und Anatol.
Wahrscheinlich wurden alle Talente auf Herz und Nieren getestet. Was wurde mit den zukünftigen Radprofis alles angestellt?
Dr. Christian Schrot: Wir haben alle Talente wirklich auf Herz und Nieren getestet. Wir haben unter anderem die mentalen Fähigkeiten getestet, das Verständnis über das Arbeitsgerät und vor allem die körperlichen Befindlichkeiten. Aus allen Tests hat sich ein Gesamtbild für alle Talente ergeben. Am Ende haben wir uns für die beiden Talente entschieden, welchen wir heute die größten Chancen auf eine Karriere als Radprofi zutrauen. Wobei ich aber erwähnen möchte, die Qualität war überwältigend innerhalb des Programms. Ich traue durchaus auch anderen Talenten den Sprung zu. Wir haben uns am Ende im Team für Patrick und Anatol entschieden.
Was können Sie über Patrick Casey und Anatol Friedl aktuell schon sagen?
Dr. Christian Schrot: Patrick Casey fährt bereits internationale Juniorenrennen auf einem beachtlich hohen Niveau. Man merkt, er hat schon Erfahrungen gesammelt, die wir gerne mit ihm in der Zukunft ausbauen und erweitern wollen. Der junge Ire ist ein Allrounder auf dem Rad und kommt also für unterschiedliche Rennen in Frage.
Anatol Friedl ist vor allem Mountainbiker, konnte sich in seiner Heimat Österreich in dem Sport schon einen guten Namen machen. Man merkt diesen Background, denn Anatol ist ein technisch starker Fahrer. Im Zusammenspiel mit seinen Ergebnissen bei den unterschiedlichen Tests sehen wir viel Potenzial für seine weitere Zukunft.
Wie geht es für die beiden Talente nun weiter?
Dr. Christian Schrot: Beide erhalten einen Profi-Vertrag und kommen in unserem U19-Team Auto Eder zum Einsatz. Dort werden sie ganz normal trainieren und sich für die einzelnen Rennen anbieten. Also den normalen Weg beschreiten.
Und wie sieht das typische Trainingspensum für Radprofis denn so aus?
Dr. Christian Schrot: Das Trainingspensum ist natürlich für jeden Athleten anders. Man muss verstehen, was der Athlet in Bezug auf Belastbarkeit, Ausdauer und auf Leistungsfähigkeit tolerieren kann, und sein Trainingsprogramm daher auf der Basis seiner sportlichen Daten und seines Profils als Fahrers festlegen. Jeder Fahrer kann seine Leistungsfähigkeiten erhöhen, also geht es darum, zu erkennen, was nötig ist, und seine Trainingseinheiten dementsprechend anzupassen. Es wird hart werden.
Und wie steht es um mentale Belastbarkeiten?
Dr. Christian Schrot: Die mentale Stärke und Belastbarkeit sind heute im Radsport sehr wichtig. Ich glaube, dass der gewinnt, der am meisten leiden kann. Man muss im Leiden also einen positiven Sinn erkennen. Radsportler müssen Schmerzen gut ertragen, sich überwinden, um zu siegen. Dafür ist auch mentale Stärke nötig, aber diese lässt sich leider nur bis zu einem ganz gewissen Grad trainieren.
Das klingt super spannend und vor allem sehr anstrengend für Patrick Casey und Anatol Friedl. Wird es Red Bull Junior Brothers auch 2024 geben?
Dr. Christian Schrot: Nicht nur der Weg vom Talent zum Radprofi ist lang, auch wir wollten mit dem neue Scouting-Programm einen neuen Weg beschreiten. Und 2023 stimmt uns alle auf diesem neuen Weg super glücklich. Deswegen wird es auch für 2024 wieder Red Bull Junior Brothers geben. Sowohl über die Webseite von BORA – hansgrohe als auch von Red Bull werden wir über Einzelheiten informieren. (Red Bull/TX)