Garrett Gerloff: „Europa und Texas sind das komplette Gegenteil“.
Seit dieser Saison tritt Garrett Gerloff mit dem Bonovo action BMW Racing Team in der FIM Superbike World Championship an, einfach kurz WorldSBK. Aufgewachsen in Texas, entdeckte der heute 27-jährige BMW-Werksfahrer früh seine Liebe zum Motorrad-Rennsport. Auf MotoAmerica Supersport Championship und MotoAmerica Superbike Championship folgte 2020 schließlich der Wechsel in die WorldSBK.
Garrett, wie ist es nun bei BMW zu sein?
Garrett Gerloff: Es ist super aufregend. Teil der BMW-Familie zu sein, ist definitiv ein neues Kapitel in meinem Leben. Und es war bisher großartig. Ich arbeite sehr gerne mit meinem Team und auch mit allen BMW-Ingenieuren und allen anderen. Es ist eine wirklich tolle Atmosphäre und ich genieße es sehr.
Aber Du hattest schon davor eine Verbindung zu BMW?
Garrett Gerloff: Das stimmt. Die Verbindung kommt über meinen Vater. Die meiste Zeit seines Lebens hat er als Autoverkäufer gearbeitet und hauptsächlich bei BMW-Händlern. So waren BMW-Modelle bereits früh um mich herum. Mein Vater brachte immer verschiedene Modelle mit nach Hause und nahm uns mit auf Spritztouren, in Autos mit Gangschaltung wie dem BMW Z4. Es waren großartige Abenteuer, und so habe ich definitiv seit meiner Kindheit ein Faible für BMW.
Wir sind früher mit seinem BMW X3 zu den Dirt-Tracks gefahren. Es ist lustig, denn ich glaube, dieses Auto ist von 2005, und ich fahre es zu Hause immer noch, wenn ich die Dirt-Bikes transportiere. Jetzt haben wir in Texas diesen fantastischen BMW X4 M Competition bekommen. Es hat richtig viel Spaß gemacht … ein BMW Produkt macht immer Laune, egal ob es zwei oder vier Räder hat.
Die Woodlands südlich von Houston sind Deine Heimat. Wie kam es, dass der Junge aus Texas in der WorldSBK fährt?
Garrett Gerloff: Meine Reise, meine Geschichte ist definitiv irgendwie verrückt. Aus Texas zu kommen und in der WorldSBK zu fahren … ein langer Weg. Ich versuchte immer, fokussiert zu bleiben. Ich wusste, was ich mit meinem Leben anfangen will. Ich wusste, wohin ich will. Ich wusste, dass ich in der Weltmeisterschaft fahren will. Ich habe versucht, mein ganzes Leben so auszurichten, dass ich das verwirklichen kann. Und es ist verrückt genug, bisher hat es funktioniert.
Du warst kürzlich in Texas und bist im Rahmen des Grand Prix auf dem Circuit of the Americas mit der BMW M 1000 RR gefahren …
Garrett Gerloff: Ich bin mit ganzem Herzen Texaner, und dann auf dem Circuit of the Americas zu fahren, war ein klasse Gefühl. Es war schön mit dem BMW M 1000 RR Moto GP Safety Bike von 2023 ein paar Runden dort zu drehen auf drehen. Es war wunderbar, wieder zu Hause zu sein, meine ganze Familie und meine Freunde an der Strecke zu sehen. Ich habe so viele Leute getroffen, die ich seit vielen Jahren nicht mehr gesehen habe. Es ist lange her, dass ich an einem Rennwochenende in Amerika war, und es bringt so gute Erinnerungen zurück.
Was bedeutet Texas für Dich persönlich?
Garrett Gerloff: Texas ist für mich Heimat. Hier dreht sich alles um die Menschen in meinem Leben, um meine Familie und Freunde. Ich fühle mich sehr privilegiert, das tun zu können, was ich mache. Um die Welt zu reisen, so viele Orte und Menschen zu sehen. Aber es gibt einfach nichts Schöneres, als nach Hause zurückzukehren, nach Texas zurückzukehren. Mein Umfeld aus Freunden und Familie zu sehen, nur zu entspannen und den Rest der Welt mal auszublenden.
Du lebst seit einiger Zeit auch in Europa, besser gesagt in Andorra. Wurdest Du seit Deinem Umzug ein bisschen zum Europäer?
Garrett Gerloff: Ich bin jetzt seit beinah vier Jahren in Europa. Jedes Mal, wenn ich nach Texas zurückkomme, sagen die Leute, ich bekomme mehr und mehr einen Akzent. Aber ich weiß nicht, wovon sie reden. Ich höre es überhaupt nicht. Aber ich finde es so lustig, meine Freunde und Familie nach einer Weile zu sehen, und das Erste, was sie sagen, ist, dass ich etwas anders spreche.
Europa und Texas sind das komplette Gegenteil. In Andorra gibt es Berge, in Texas Flachland und Sonne, und es ist beides schön. Doch eine Sache, die ich an Europa im Allgemeinen und besonders an Andorra sehr schätze, ist, wie viele Menschen dort Motorrad fahren. Wie viele Menschen dort auf zwei Rädern unterwegs sind, ist eine coole Sache. Man fühlt sich auf zwei Rädern einfach so frei, und es ist klasse in den Bergen in Europa über die kurvigen Straßen zu fahren, Leute auf Motorrädern zu treffen und mit ihnen dann auch in Kontakt zu kommen.
Was kann man noch von Dir erwarten?
Garrett Gerloff: Generell finde ich, dass das Leben zu kurz ist. Ich habe nicht das Gefühl, dass wir so viel Zeit auf Erden haben, wie wir glauben. Und deshalb sage ich gerne Ja zu den verrücktesten Dingen, nur um so viel wie möglich zu erleben. Wann immer es für mich an der Zeit ist, über diese Welt hinaus zu gehen, hätte ich gerne eine Geschichte, die es wert ist, erzählt zu werden, und die die Leute gerne hören. Das inspiriert mich dazu, Risiken einzugehen und Chancen zu ergreifen. Und ich wäre wirklich nicht in die WorldSBK gegangen und hätte mein gesamtes Leben verändert, wenn ich das nicht komplett geglaubt hätte. Ich versuche, mein Leben in vollen Zügen zu leben, während ich hier auf dieser Welt bin! (BMW/SW)