Radikal zum ersten Titel!
Auf dem Turiner Autosalon 1970 feierte ein Auto als Designstudie große Premiere, das heute ein Mythos ist. Die Rede ist vom legendären Lancia Stratos. Vor allem durch seine erfolgreichen Rallyeeinsätze wurde der Italiener zu einer automobilen Legende. In den 1970er Jahren holte sich der Lancia Stratos mit seinem 2,4-Liter Sechszylinder-Mittelmotor aus dem Ferrari Dino 246 GT den Titel von 1974 bis 1976.
Die vor mehr als 50 Jahren in Turin vorgestellte Studie hatte einen V-Vierzylinder-Mittelmotor, der längs vor der Hinterachse angeordnet war. Es handelte sich um das Serienaggregat aus dem Lancia Fulvia. Das radikale Design resultierte aus Tests im Windkanal und reduzierte den Luftwiderstand deutlich. Der Zugang gelang damals nur über die aufklappbare Frontscheibe.
1971 schaffte der Lancia Stratos dann als HF „Stradale“ den Sprung in die Serie. In dem Rohbau aus Stahl und glasfaserverstärktem Kunststoff arbeitete diesmal der Ferrari Dino 246 GT Sechszylindermotor. Mit dem 2,4-Liter-Triebwerk und 190 PS erreicht der Lancia Stratos die 100 Stundenkilometer in 6,8 Sekunden. Die absolute Spitze lag bei beachtlichen 248 Stundenkilometer. Kosten damals: 15.000 D-Mark.
Der Lancia Stratos ist lediglich 3,67 Meter lang, 1,70 Meter breit und nur 1,08 Meter hoch. Die Fahrerposition in dieser extrem flachen Flunder wurde im Serienprodukt schwerpunktfreundlicher in Richtung der Fahrzeugmitte verlegt, und für schnellste Reparatureingriffe bei Rallyes lassen sich die Front- und die Heckpartie komplett aufklappen. Das gewählte Kürzel HF stand für High Fidelity. Lancia benutzte diese Buchstabenkombination mit Genehmigung der HF Squadra Corse, einem Club von eingefleischten Lancia-Fahrern, und verwendete sie auch später noch für besonders sportliche Modelle in weiteren Serien.
Die zu der Homologation für den internationalen Motorsport erforderliche Kleinserie entstand bei Bertone. Mindestens 400 Einheiten forderte das Gruppe 4-Reglement der internationalen Motorsportbehörde FIA, knapp 500 Lancia Stratos HF sollen es schließlich geworden sein. Wer will es noch überprüfen? Der erste Erfolg ist datiert!
Im April 1973 fuhr Sandro Munari auf der Firestone-Rallye in Spanien den ersten Erfolg für den Lancia Stratos ein. Einen Monat später folgte ein zweiter Platz bei der Targa Florio und im September ein weiterer Triumph bei der Tour de France. 1974 kamen weitere Siege in relativ schneller Folge dazu. Und noch vor ihrer offiziellen Homologation trumpften die radikalen Lancia Stratos in der Prototypenwertung bei Sizilien-Tour sowie Targa Florio auf.
Wenige Tage nach der FIA-Zulassung des flachen Italieners gewann Sandro Munari die Rallye San Remo. Es folgten weitere Erfolge beim Giro d’Italia, bei der „Rideau Lakes“ in Kanada und der Tour de Corse sowie ein dritter Platz bei der britischen RAC-Rallye. Der erste Titel in der Rallyeweltmeisterschaft war damit für Lancia in trockenen Tüchern. Ein Triumph, welchen die Marke mit zwei weiteren Titeln in den Folgejahren 1975 und 1976 wiederholte. Und den Hattrick konnte der Lancia Stratos auch auf der Rallye Monte Carlo verbuchen, 1976 sogar als Erster und Zweiter. (FKF)
Foto: Lancia Stratos Copyright ADAC Motorsport