Britt Wortel: „Wir sind stolz als Mannschaft in der DEFL nun dabei zu sein“.
Die DFEL wird in dieser Saison aus einer weiteren, siebten Mannschaft bestehen. Die Amsterdam Tigers, amtierender niederländischer Meister, komplettieren die Liga und sind der erste ausländische Club, der in der höchsten deutschen Eishockey-Liga der Frauen teilnimmt. Das Eröffnungsspiel findet am 23. September um 15:30 Uhr direkt zwischen den Amsterdam Tigers und den Mad Dogs aus Mannheim statt.
Britt, Du bist niederländische Eishockey-Nationalspielerin und spielst nicht nur für die Amsterdam Tigers, sondern bist zudem auch in der Organisation involviert. Also bei dem Verein, der in der kommenden Saison in der DEFL antritt. Warum wollte man als Niederländischer Meister in die deutsche Liga?
Britt Wortel: Ich habe neun Jahre lang in der Nationalmannschaft gespielt. In der letzten Saison bin ich zurückgetreten, weil ich einfach nicht mehr in der Lage war, das nötige Engagement für die Nationalmannschaft aufzubringen. Stattdessen habe ich mich auf meine Aufgaben im Jugendbereich, mein Studium sowie Familie und Freunde konzentriert. Aber ich kann den 23. September kaum abwarten!
Das Frauen-Eishockey hat sich in den letzten Jahren in den Niederlanden richtig gut entwickelt. Vor zwei Jahren haben wir beschlossen, eine Mannschaft in Amsterdam aufzubauen, um an der niederländischen Liga teilzunehmen. Aber sehr viele Frauen spielen parallel auch noch im Männern-Eishockey mit. Da diese Mannschaften aber immer besser werden, wird es für die Frauen schwer auf genug Eiszeit zu kommen. Um sich zu entwickeln, ist es notwendig zu spielen. So viel wie möglich auf dem Eis zu stehen. Der Weg ins Ausland ist aus sportlicher Sicht eine gute Alternative, aber was ist mit dem Studium oder der Arbeit? Aus diesem Grund wollen wir talentierten Mädchen und Frauen die Möglichkeit bieten, auf hohem Niveau zu spielen und sich ein Leben neben dem Sport aufzubauen. Darum der Schritt in die DFEL!
Was wird für Amsterdam in der DEFL möglich sein? Oder anders gefragt: Was ist die Zielsetzung für die erste Saison und für die nächsten Jahre?
Britt Wortel: Wir haben die Mannschaft über den vergangenen Sommer aufgebaut und wir alle bei den Amsterdam Tigers arbeiten hart. Aber wir wissen auch, es wird Rückschläge geben und nicht alles wird funktionieren wie erhofft. Wir sind trotzdem froh, dass wir dabei sind und wir werden unser Bestes geben.
Wir sind stolz mit dieser Mannschaft dabei zu sein, weil sich alle Spielerinnen ganz toll in dem Projekt einbringen und einfach helfen, wo sie können. Die Mentalität und die Einstellung sind großartig, die Basis für eine Mannschaft ist gegeben. Den Rest wollen wir mit unserem flexiblen Training verbessern und im harten Wettkampf unter Beweis stellen. Wir hoffen jedoch, in die Playoffs zu kommen.
Die Niederlande sind die Nation im Eisschnelllauf, sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern. Doch beim Eishockey stechen weder die Frauen noch die Männer im internationalen Vergleich ins Auge. Was für einen Stellenwert hat denn das Eishockey, bei den Frauen und Männern, in den Niederlanden?
Britt Wortel: Ich finde es immer sehr lustig, wie gut wir beim Eisschnelllauf und im Hockey sind, aber beim Eishockey immer noch in der Entwicklung stecken. Aber es ist in den letzten Jahren erheblich besser geworden, obwohl nur gut 500 Mädchen und Frauen überhaupt Eishockey spielen. Aktuell spielen wir in der Division 1A, also eine Division unter Deutschland. Die Männer sind auf Platz 29 der Welt.
Da stellt sich die Frage: Wie bist Du zum Eishockey gekommen?
Britt Wortel: Ich habe mit drei Jahren mit Schlittschuhlaufen angefangen. Weil mein Vater gerne Eishockey schaute, wollte er, dass ich es ausprobiere. Ich hatte schnell Freunde und mich in den Sport verliebt. Ich war immer schon wettbewerbsorientiert und hatte eine Menge Energie, die irgendwie heraus musste.
Welche eigenen Ziele verfolgst Du im Eishockey, mit den Amsterdam Tigers?
Britt Wortel: Ich bin äußerst froh, dass ich mich in diesem Jahr mehr auf Eishockey konzentrieren kann als in den letzten Jahren, da sich mein Leben eingependelt hat. Meine anderen Ziele sind, Spaß zu haben, mein Niveau zu verbessern und meinen Mannschaftskameradinnen auf und auch neben dem Eis zu helfen. Mein Ziel für die Mannschaft ist es, in jedem einzelnen Spiel einfach gut abzuschneiden.
Ich habe in der Vergangenheit schon mit ein paar deutschen Spielerinnen über das deutsche Frauen-Eishockey gesprochen. Ich bewundere immer die Liebe zum Spiel, vor allem weil sie davon nicht einmal annähernd leben können. Ist es möglich, in den Niederlanden vom Eishockey allein zu leben?
Britt Wortel: Da unterscheiden sich die Niederlande und Deutschland nicht wirklich. Wir haben ein paar Sponsoren, die uns gewisse Dinge ermöglichen. Wir hoffen, in der Zukunft weitere Sponsoren zu finden, damit es Schritt für Schritt professioneller wird. Aktuell werden unsere sehr jungen Spielerinnen von ihren Eltern gefördert, die anderen sind Studentinnen oder haben schon eine Arbeit.
Warum sollten junge Mädchen auf der ganzen Welt mit Eishockey beginnen?
Britt Wortel: Für mich gibt es viele gute Gründe. Durch Eishockey habe ich nicht nur viele Freundinnen und Freunde auf der ganzen Welt gefunden, sondern auch die Möglichkeit gehabt, viel von der Welt zu sehen. Ich weiß bei allem Spaß was Disziplin ist, ich kann mit Druck umgehen, mein sozialer Umgang wurde geschult … in den letzten Jahren bin ich zur Kapitänin und Projektleiterin aufgestiegen, aber ich habe beim Mitaufbau der Organisation auch geschäftliche Fähigkeiten gelernt. Für mich war Eishockey mehr als nur ein Sport, es hat mir sehr viel gegeben. (TX)