Richard Plugge: „Die Konkurrenz wird angreifen, aber wir wollen besser werden“.
Das „gelbe Trikot“ sowie das „gepunktete Trikot“ für Jonas Vingegaard, das „grüne Trikot“ für Wout van Aert und dazu noch sechs Etappensiege. Die Tour de France 2022 war der „totale Radsport“ vom Team Jumbo-Visma. Und Richard Plugge, der Generaldirektor des niederländischen Teams, hat sich mit dem obersten Treppchen in Paris einen lang gehegten Wunsch erfüllt. Zeit für einen Rück- sowie Ausblick.
Herr Plugge, war die Tour de France 2022 ein Meilenstein für das Team?
Richard Plugge: Dies war unsere zehnte Tour de France als Blanco Pro Cycling Team. Und sie war auf jeden Fall ein Meilenstein. Wir haben damals begonnen, um den Fans den Radsport zurückzugeben. Die Fans hatten eine gute Radsport-Show! Mit drei Trikots nach Hause zu kommen, war mehr als wir uns erträumt hatte. Das „gelb Trikot“ und das „grün Trikot“ war schon unser Ziel, doch dazu auch noch das „gepunktete Trikot“ und diese Anzahl an Etappensiege … einfach verrückt.
Ab wann war der Gesamtsieg bei der Tour de France das Ziel?
Richard Plugge: Die ersten Jahre waren eine Frage des Überlebens. Wichtig war, dass wir als Team am Leben bleiben. Dank Jumbo Supermarkets konnten wir den Grundstein für eine langfristige Vision legen. Das war 2016, und mit der Ankunft von Visma im Winter 2018 konnten wir weiter beschleunigen. Danach haben wir diesen Traum formuliert. Damals haben wir gesagt, dass wir 2020 bei der Tour de France auf dem Podium stehen wollen. Das haben wir bereits 2019 erreicht. Dann haben wir uns neue Ziele gesetzt, die wir jetzt erreicht haben.
Sie haben vor Jahren den Begriff „total cycling“ für dieses Team verwendet. Ist es das, das Sie bei der Tour de France 2022 endlich erlebt hatten?
Richard Plugge: Ich wollte eine Analogie zum niederländischen Fußball erschaffen, dem totalen Fußball. Das kommt bei Fans sehr gut an. Ich denke, wir können vom totalen Radsport sprechen. Ein äußerst gutes Beispiel dafür ist Wout van Aert … ich denke, dass es uns gelungen ist, den totalen Radsport zu etablieren. Wir hatten in der schwierigsten Zeit des Radsports angefangen. Ich wollte den Fans einfach nur etwas zurückgeben, dafür sorgen, dass sie wieder Freude daran haben. Ich denke, das hat in den letzten Jahren geklappt, mit unserem Sieg als Höhepunkt.
Können Sie den Sieg bei der Tour de France 2022 auch als eine Art Abschluss betrachten? Mit anderen Worten gefragt: Wie geht es weiter?
Richard Plugge: Nein, das ist erst der Anfang. Natürlich wollen wir weitermachen. Wir haben das höchste erreichbare Ziel erreicht, und es wäre schön, wenn wir das noch öfter machen könnten. Für mich hat die Tour de France 2023 am Montag nach dem Gesamtsieg 2022 begonnen und damit die Planung für die nächsten Jahre. Ich denke, dieser beinhaltet noch sehr viele tolle Dinge.
Sie haben einmal in einem Interview gesagt, dass Sie das beste Team der Welt sein wollen. Haben Sie dieses Ziel nach der Saison 2022 erreicht?
Richard Plugge: Im Jahr 2020 habe ich gesagt, dass man in rund fünf Jahren, also im Jahr 2025, zu dem Schluss kommen wird, dass das Team Jumbo-Visma in den letzten Jahren das beste Team der Welt war. Das bedeutet Top in der WorldTour-Rangliste, aber das ist nur eine Zahl. Die Leute sollen es spüren, dass wir ein cooles Team sind, das alles gewonnen hat. Ich würde mich freuen, wenn die Fans dieses Gefühl haben und uns auf dieser Basis als das beste Team betrachten.
Müssen also folglich die Siege von 2022 wiederholt werden?
Richard Plugge: Das wird natürlich schwierig, die Konkurrenz wird angreifen. Aber unser Ziel muss es sein, noch mehr Sieg zu holen.
Welche Ziele verfolgen Sie denn ganz konkret für die Saison 2023?
Richard Plugge: Einfach nur besser zu werden. Wir als Organisation, wir als Team und auch jeder einzelne Fahrer. Daran glaube ich fest und darum bedanke ich mich bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern rund um diese Organisation. (TX)
Foto: Richard Plugge Copyright Jumbo-Visma