„Bob“ Hanning: „Ich glaube, dass dieses Team ein ganz besonderer Jahrgang ist“.
Vom 20. Juni bis 2. Juli findet die U21-Weltmeisterschaft im Handball statt. Gespielt wird in Griechenland und in Deutschland. Als Co-Kommentator und TV-Experte mit dabei: Hans Robert „Bob“ Hanning. Klingt nach einer idealen Wahl von „Eurosport“. Denn der Geschäftsführer der Füchse Berlin ist auch ehrenamtlicher Trainer des 1. VfL Potsdam. Und beide Vereine stellen das Gerüst der U21-Nationalmannschaft.
Wie stufen Sie die deutsche U21-Nationalmannschaft aktuell ein?
„Bob“ Hanning: Ich glaube, dass dieses Team ein ganz besonderer Jahrgang ist, der aus 16 wirklich guten bis sehr guten Spielern besteht, die zum Teil bereits in der Bundesliga ihren Mann stehen. Man sieht zum Beispiel bei Renars Uscins sowie Justus Fischer wie gut sie sich unter Christian Prokop entwickelt haben, weil sie auch zu ihren Einsatzzeiten gekommen sind … wir haben zudem in diesem Team links wie rechts gute Außen, also gute Verwerter. Und ich glaube, dass wir mit David Späth, Lasse Ludwig und Mats Grupe das beste Torhütertrio haben. Die spielen alle auf allerhöchstem Niveau. Letztlich ist es egal, wer im Kader steht, wir haben Spitze und Breite, was es in dieser Form nicht immer gibt.
Die deutsche Gruppe sieht auf dem Papier für die DHB-Auswahl machbar aus. Man ist der Favorit! Was muss man trotzdem beachten?
„Bob“ Hanning: Wenn man einmal ehrlich ist, wäre bei der Vorrunde ein Training vermutlich oftmals besser als ein Spiel. Da darf man nicht den Fehler machen, sich zu bejubeln und gleich von Sensationen reden, wenn man mit 20 Toren siegt. Hier müssen alle ihren Job machen, sich auf die verschiedensten Situationen einspielen.
Und welche Rolle nimmt das deutsche U21-Trio an der Seite ein?
„Bob“ Hanning: Ich glaube, dass wir mit Martin Heuberger, Co-Trainer Klaus-Dieter „Pitti“ Petersen und Torwarttrainer Carsten Lichtlein drei erfahrene Trainer haben, da sehr gut aufgestellt sind. Zudem bin ich mir sicher, dass uns das Publikum tragen wird. Das Team hat die Mentalität, dass sie gewinnen wollen und wissen, wie man gewinnt. Wenn das alles passt, bin ich aus tiefster Überzeugung sicher, dass sich der Wunsch, den Titel zu gewinnen, erfüllen wird.
Mit Max Beneke, Tim Freihöfer, Matthes Langhoff, Nils Lichtlein, Lasse Ludwig und Moritz Sauter stehen zugleich sechs Spieler aus der Kaderschmiede der Füchse Berlin und des 1. VfL Potsdam im DHB-Nationalkader. Wenige sollten die genannten Spieler besser kennen als „Bob“ Hanning!
„Bob“ Hanning: Max ist der Shootingstar der Saison. Für mich der Spieler mit der größten Entwicklung, bis hin zum Einsatz in der A-Nationalmannschaft. Max hatte in der 2. Liga seine Anlaufschwierigkeiten, ist aber wie kein Zweiter durchgestartet, hat das Thema adaptiert. Dementsprechend hatte er seinen Einsatz bei den Füchsen im Europapokal, hat in der 1. und 2. Bundesliga gespielt und dort immer seinen Mann gestanden. Er ist mit Sicherheit ein zentraler Bestandteil des deutschen U21-Teams.
Tim war in der Saison erster Mann bei den Füchsen, hatte mehr Spielanteile als sein Konterpart. Er ist ein klassischer Arbeiter ohne Zirkus, ohne Schau, dafür aber mit einer hohen Effektivität. Tim ist jemand, der nach innen wirkt, sehr stabil ist, einfach einen richtig guten Job macht und dem Team Energie gibt, und keine Energie zieht.
Matthes war beim 1. VfL Potsdam in ganz vielen Spielen der Unterschiedsspieler. Er ist in der 1. Liga viel zu selten zum Einsatz gekommen, was sehr schade ist. Ich bin davon überzeugt, dass er in jedem Fall ein guter Erstligaspieler wird. Er hat, wenn er bei uns gespielt hat, immer den Unterschied in Defensive und Mittelblock gemacht. Matthes hat eine hohe Dynamik, geht auch dahin, wo es weh tut, und tut auch weh.
Nils ist ein sehr schneller und sehr intelligenter Spieler. Er hat, wenn er in der 1. Liga zum Einsatz kam, seinen Mann gestanden. Nils hat einen sehr starken Spielfluss, eine sehr gute Idee vom Spiel und einen sehr, sehr schnellen zweiten Schritt. Ich bin mir sicher, dass Nils maßgeblich mit für den Erfolg der U21 verantwortlich sein wird.
Das Torhüterspiel ist immer etwas Besonderes. Lasse hatte Schwankungen in der Saison, hat es aber geschafft, diese Tiefen zu durchleben und gestärkt daraus zu gehen. Er ist in schwierigen Spielsituationen ein Torhüter, der wiederkommen kann. Lasse hat an seiner mentalen Stärke gearbeitet und in der Bundesliga in wichtigen Wochen, wenn man etwa an das Spiel gegen Flensburg denkt, auch wirklich stark geholfen. Er wird mit David Späth ganz bestimmt ein sehr gutes Torhüterduo bilden.
Moritz ist ein Spieler, bei dem man, wenn er nicht spielt, noch mehr sieht, was einem fehlt. Er hat eine sehr gute Saison in der 2. Liga gespielt und mich überzeugt. Er hat eine sehr gute Spielübersicht, ist ein unglaublich intelligenter Spieler, der auch in der Lage ist, auf neue Situationen schnell zu reagieren. Dabei ist er nicht nur Gestalter, sondern auch torgefährlich. Nach der Schulterverletzung ist er wieder völlig fit, was er gegen Eisenach und im letzten Spiel gegen Lübbecke eindrucksvoll gezeigt hat.
Und mit Marcel Nowak ist ein weiterer Spieler des 1. VfL Potsdam sogar für die polnische Nationalmannschaft nominiert. Was ist er für ein Typ?
„Bob“ Hanning: Marcel ist der Außenseiter. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir ihn am Finalwochenende in Berlin begrüßen könnten. Auf die polnische Mannschaft bin ich wirklich gespannt. Marcel ist ein sehr guter Abwehrspieler, der im Angriff auf beiden Positionen eingesetzt werden kann und von daher taktisch schon jemand ist, der gut in jedes Konzept reinpasst, weil er dir als Trainer viele Optionen anbietet und ermöglicht, bis hin zum Spiel auch im Mittelblock. (TX)
Foto: Bob Hanning Copyright Bob Hanning