Anita Gerhardter: „Wings for Life weiß jede Unterstützung sehr zu schätzen“.
In über einem Jahrzehnt als Geschäftsführerin der gemeinnützigen Stiftung „Wings for Life“ hat AnitaGerhardter aus erster Hand erfahren und erlebt, wie die weltweiten Möglichkeiten zur Heilung von Rückenmarksverletzungen immer größer werden. Es geht aber nur Schritt für Schritt, aber jeder Schritt zählt. Am 7. Mai findet wieder der Wings for Life WORLDRUN statt, und auch hier zählt jeder Schritt für die Sache.
Frau Gerhardter, am 7. Mai 2023 wird wieder weltweit um 13:00 Uhr für die gute Sache gelaufen. Es ist der zehnte Wings for Life WORLDRUN. Wie denken Sie über die Menschen, die bereits seit der ersten Ausgabe mit am Start sind?
Anita Gerhardter: Zu wissen, dass es Menschen gibt, die bereits seit 2014 jedes Jahr wiederkommen, macht mich sehr, sehr dankbar. Jedoch kenne ich nur einige dieser tollen Menschen persönlich. Es gibt sogar Gruppen, die sich jedes Jahr einen anderen Ort aussuchen, und es ist zu einer festen Wochenendreise geworden. Ich bin sehr dankbar, dass ich solche Teilnehmerinnen und Teilnehmer habe.
Wie nehmen Sie dieses runde Jubiläum wahr?
Anita Gerhardter: Es ist sehr schwer in Worte zu fassen, aber es ist definitiv diese besondere Wings for Life World Run-Atmosphäre, die man in der Luft spürt. Es ist, wie rücksichtsvoll und höflich man miteinander umgeht. Für mich ist der Weltlauftag einer der schönsten Tage im gesamten Jahr.
Warum sind so viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer jährlich am Start?
Anita Gerhardter: Ich glaube, was die Menschen an diesem Ereignis am meisten genießen, ist das besondere Gefühl. Dieses Gefühl wird durch viele Dinge genährt, wie die innere Befriedigung, wenn man sein sportliches Ziel erreicht oder Zeit mit gleichgesinnten Menschen verbringt und die eigene Freude, weil man am Ende des Tages einfach weiß, dass man wirklich eine sehr gute Sache unterstützt.
Die medizinische Forschung ist in der Regel recht kostenintensiv, doch bei den Fortschritten sind es in der Regel kleine Schritte. Ihre Stiftung „Wings for Life“ will zur Heilung von Rückenmarksverletzungen beitragen. Wo steht die Forschung mittlerweile auf diesem Gebiet?
Anita Gerhardter: Ja, wir sind dem Ziel, ein Heilmittel zu finden, definitiv näher als 2014. Mit dem Accelerated Translational Program konnten wir erfolgreich Projekte in die Klinik bringen, weil wir mit diesem ganzen Programm nicht nur finanzielle Mittel bereitstellen, sondern auch ein Netzwerk von Experten, die dafür sorgen, dass diese klinischen Studien erfolgreich sein können.
Was macht die Heilung von Rückenmarksverletzungen denn so schwer?
Anita Gerhardter: Jede Verletzung ist anders, und eine Rückenmarksverletzung ist immer sehr komplex. Es wird niemals die eine Pille geben, die alles heilt. Mit all den von uns unterstützten Projekten werden wir jedoch in der Lage sein, den verletzten Menschen Schritt für Schritt ihre Körperfunktionen zurückzugeben. Aber das ist das Schöne an solchen Dingen, die am Ende immer nur einen Augenblick andauern. Sie sind schön, weil sie nicht ewig sind. Von daher wäre ein Sieg zu schön!
Warum ist es eigentlich für Sie persönlich so wichtig, dass es ein Heilmittel für Rückenmarksverletzungen geben wird?
Anita Gerhardter: Die Suche nach einem Heilmittel ist eine Herzensangelegenheit für mich. Ich kenne leider so viele Menschen, die von dieser sehr schrecklichen Art von Verletzung betroffen sind. Ich bewundere deren geistige und körperliche Stärke, und wie sie ihren Alltag voller Hindernisse, Schwierigkeiten und Entbehrungen ohne zu Klagen meistern. Es wäre von daher einfach nur wunderbar, wenn man diesen Menschen gewisse Körperfunktionen wieder zurückgeben könnte. Zum Beispiel die Möglichkeit, wieder selbständig zu atmen oder auch nur die Finger zu bewegen. Das würde deren Leben enorm verbessern.
Was bedeutet der Wings for Life WORLDRUN jährlich für die Stiftung?
Anita Gerhardter: Man kann gar nicht richtig ausdrücken, wie wertvoll der Wings for Life WORLDRUN für unsere Sache wirklich ist. Er ist unsere wichtigste Fundraising-Veranstaltung und trägt immens dazu bei, den wissenschaftlichen Fortschritt weiter zu beschleunigen. Die Fortschritte in der Rückenmarksforschung beruhen vor allem auf privaten Initiativen, und durch den Wings for Life WORLDRUN sammeln wir die dringend benötigte Mittel. Dazu lenkt der Lauf die weltweite Aufmerksamkeit auf die Sache. Rückenmarksverletzungen sind ein Problem, es kann alle treffen.
Können Sie beziffern, wie hoch der prozentuale Anteil der Spenden, die durch den Wings for Life WORLDRUN gesammelt werden, im Vergleich zu anderen Spenden ist, die Wings for Life erhält?
Anita Gerhardter: Wie schon eben erwähnt, der Wings for Life WORLDRUN ist mit Abstand unsere allergrößte Fundraising-Veranstaltung und folglich auch mit Abstand unsere Haupteinnahmequelle. Er ermöglicht es uns so, wichtige klinische Studien zu finanzieren, die sehr kostenintensiv sind.
Wie kann man sich nach der Veranstaltung für die Sache engagieren?
Anita Gerhardter: Es gibt sehr, sehr viele Möglichkeiten, uns das ganze Jahr über zu unterstützen. Man könnte zum Beispiel eine eigene Spendenaktion durchführen. Wenn man Geburtstag hat, könnte man anstelle von Geschenken auch um Spenden bitten. Man könnte Kurse anbieten, einen Kuchenverkauf veranstalten oder vielleicht eine Auktion durchführen und den Erlös spenden. Oder man kann einfach auch die Nachricht über unsere wichtige Sache einfach immer weiter verbreiten. Wir wissen bei Wings for Life jede Art der Unterstützung wirklich sehr zu schätzen! (Red Bull/TX)
Foto: Philip Platzer for Wings for Life World Run