„Lizzie“ Deignan: „Es wird eine Herausforderung, aber auch ein schönes Rennen“.
Am 1. Mai ist die Vuelta Femenina by Carrefour.es gestartet. Unter den insgesamt 161 Fahrerinnen sind einige besondere Namen dabei. Mit Annemiek van Vleuten ist die amtierende Weltmeisterin in Torreviejaam Start, oder mit Femke Beuling eine ehemalige Eisschnellläuferin, oder mit Elizabeth „Lizzie“ Deignaneine junge Mutter. Erst am 24. September 2022 kamSohn Shea zur Welt, und nun eine Rundfahrt.
Wann saßen Sie während der Schwangerschaft das letzte Mal auf dem Rad?
„Lizzie“ Deignan: Ich bin am Tag vor der Entbindung geradelt … ich habe also bis zum Schluss in die Pedale getreten.
Wie ist es, mit einem Baby im Bauch in die Pedale zu treten?
„Lizzie“ Deignan: Eigentlich war es gegen Ende der Schwangerschaft fast leichter, Rad zu fahren als zu laufen. Rad zu fahren ist für mich eine einfache, natürliche Art, meinen Körper zu bewegen und die Flüssigkeit zu verteilen. Manchmal fühlte ich mich, als hätte ich einen sehr, sehr langen Flug hinter mir, und ich wollte einfach nur meinen Körper bewegen und die Flüssigkeit aus meinen Knöcheln entfernen und ein bisschen schwitzen. Zu diesem Zeitpunkt ging es nicht mehr ums Training, sondern nur noch darum, meine Beine in Bewegung zu halten.
Wann haben Sie in der Jugend angefangen, richtige Radrennen zu fahren?
„Lizzie“ Deignan: Ich habe mit 15 Jahren angefangen. Ich komme nicht aus einer Radsportfamilie. Ich wurde in der Schule auf mein Talent aufmerksam gemacht … vielleicht eine ungewöhnliche Art, damit anzufangen. Im Jahr 2012 fanden in London die Olympischen Spiele statt, und British Cycling ging aktiv in die Schulen, um nach Talenten zu suchen, denn es gab nicht genug …vor allem Mädchen. Ich nahm an Tests teil und wurdeausgewählt.
Nach so vielen Jahren ist Radfahren ein Teil Ihres Alltags!
„Lizzie“ Deignan: Ja … ich glaube, das ist der Grund, warum ich als schwangere Frau entscheiden musste, ob es ein Risiko ist oder nicht. Leute sahen vielleicht eine schwangere Frau und dachten, es sei ein Risiko. Aber wenn ich nicht Rad gefahren wäre, wäre es ein großes Risiko für meine psychische Gesundheit gewesen. Neun Monate sind eine lange Zeit, um nicht zu trainieren. Ich habe immer alle möglichen Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Ich fuhr nie mitten am Tag, wenn es heiß war, oder auf Strecken mit viel Verkehr. Aber ich musste unbedingt Rad weiterhin fahren, um alleine nur die psychische Gesundheit zu fördern.
Und wie lange dauerte es von der Geburt bis zu Ihrer allerersten Ausfahrt?
„Lizzie“ Deignan: Etwa viereinhalb Wochen. Am Anfang bin ich nur kurze Strecken gefahren, und auch nur dann, wenn ich mich dazu in der Lage fühlte. Bis Shea neun Wochen alt war, konnte ich nicht wirklich wieder trainieren, da ich keine Struktur in meine Tage bringen konnte. Normalerweise raten Ärzte dazu, nach der Geburt rund sechs Wochen lang keinen Sport zu treiben, damit der Körper heilen, sich erholen kann. Aber volle sechs Wochen?
Wie sehr hat Sie Ihr Team in der ganzen Zeit unterstützt?
„Lizzie“ Deignan: Sie waren unglaublich. Sie haben mir das volle Gehalt gezahlt, so dass ich mir keine Sorgen um die finanzielle Situation machen musste. Sie gaben mir Flexibilität, denn sie erwarteten nicht, dass ich am Trainingslager teilnehme, weil es wahrscheinlich auch nicht funktioniert hätte, ihn mit ins Trainingslager zu nehmen … auch wenn sie sagten, ich könnte, wenn ich wollte! Außerdem haben sie keinen Druck auf mich ausgeübt, Rennen zu fahren, bevor ich dazu bereit bin. Das ganze Team waren sehr geduldig, hat mich unterstützt.
Wann haben Sie sich dann selbst dazu entschieden, an der Vuelta Femenina by Carrefour.es teilzunehmen? Und was erwarten Sie von diesem Rennen?
„Lizzie“ Deignan: Ich habe mich schon sehr früh entschieden, diese Veranstaltung in meinen Terminkalender aufzunehmen. Nach den Erfahrungen mit meinem ersten Kind wusste ich, dass ich sechs oder gut sieben Monate brauchte, um wieder eine vernünftige Rennkondition zu erlangen. Die Vuelta Femenina byCarrefour.es passte perfekt in den Kalender. Es wird eine wirklich große Herausforderung für mich, aber auch ein sehr schönes Rennen. Die Strecke hat ein paar flachere Tage, an welchen ich hoffentlich meine Renneinstellung wiederfinden kann, und vielleicht kann ich an den hügeligen Tagen helfen. (ASO/TX)
Foto: ASO