Jörg Föste: „Viele kleinere Dinge wurden heute zu einem größeren Ding“.
Der TBV Lemgo Lippe hat nach den beiden klaren Niederlagen im REWE Final4 am vergangenen Wochenende in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga zurück in den Rhythmus gefunden und sensationelle Moral bewiesen. Die Mannschaft von Trainer Florian Kehrmann gewann sein Heimspiel gegen den Bergischer HC mit 38:28. Und sowohl Trainer Jamal Naji als auch Manager Jörg Föste erkannten die Leistung an.
Herr Föste, Sie haben als Manager schon sehr viel im Handball erlebt. Aber mit zehn Toren wird man nicht oft nach Hause geschickt. Was ist heute passiert?
Jörg Föste: Heute können wir festhalten, dass wir schlicht zu Staub zerfallen sind. Wir starten sehr gut, hätten mit vier weggehen können, produzieren aber dann einen technischen Fehler und kassieren einen Gegentreffer. Das ist im Handball teilweise ein Fingerzeig dafür, dass man ein Auswärtsspiel nicht so souverän bestreiten kann, wie man das bei der Kulisse machen sollte.
Warum war es so schwer die Leistung auf die Platte zu bekommen?
Jörg Föste: Ganz rational und nüchtern betrachtet sind viele kleinere Dinge gegen uns gelaufen, die insgesamt zu einem größeren Ding wurden. Wir hatten fünf, sechs freie Bälle vom Kreis, die wir nicht verwertet haben. Kein Vorwurf diesbezüglich an Frederik Ladefoged, der hinten wie vorne 60 Minuten hart ackern musste. Wir hatten mehr technische Fehler als Lemgo, und wir hatten heute auch nicht die Qualität im Abschluss, die man braucht, um gegen Finn Zecher zu bestehen. Wir haben bis auf Linus Arnesson fast das gesamte Spiel flach geschossen.
Und wie ordnen am Ende des Tages die beiden Trainer dieses 38:28-Spiel ein?
Florian Kehrmann: Ich bin wirklich sehr erleichtert, dass wir nach dieser emotional schwierigen Woche nach dem Final4, wo die Mannschaft wirklich alles investiert hat, das Spiel gewonnen haben. Es gab insgesamt nur zwei Möglichkeiten, wie wir in die Liga zurückkommen: Entweder fällt man in ein Loch und nimmt alles hin oder man kämpft sich daraus, kämpft sich zurück in den Alltag. Wir hatten mit dem BHC einen unangenehmen Gegner, der gerade in den letzten Wochen gute Ergebnisse hatte, auch Magdeburg lange Zeit am Rande der Niederlage hatte. Es ging daher darum, die Jungs emotional heiß zu machen und das Spiel hier zu Hause voll anzunehmen. Das haben wir in unglaublicher Manier gemacht. Wir haben unser Publikum genutzt und ich finde, dass gerade die Halle uns wie in den vergangenen Spielen unheimlich hilft. Wir kommen, glaube ich, erst in der 22. Minute so richtig ins Spiel und schaffen es dann, zur Pause einen 7:2-Lauf zu haben. Das hat uns Sicherheit und Vertrauen gegeben. Wir haben insgesamt über die 60 Minuten eine sehr gute Abwehr gespielt. So kamen wir an Ballgewinne und nach der Pause konnten wir dann direkt vier, fünf Tore in Führung gehen. Wenn man zu Hause die Sicherheit und die Emotionen hat, dann kann man so ein Spiel zu Ende spielen. Wir haben die einfachen Fehler des BHC immer wieder bestraft. Ein großes Lob heute an die gesamte Mannschaft. Wir haben das wirklich heute sehr gut gemacht.
Jamal Naji: Ich muss sagen, dass Lemgo das sehr gut und auf den Punkt gespielt hat. Sie haben die Schwächephase, die wir in der ersten Halbzeit hatten, genutzt. Ich finde, wir kommen gut rein und lösen das mit unserem zusammengeschusterten Innenblock ganz gut. Aber es gibt dann diese drei, vier Minuten, die nicht so ideal für uns laufen, wo wir uns dann vielleicht auch etwas zu sehr über die eine oder andere Aktion echauffieren. Lemgo ist da bei sich geblieben, hat die Phase für sich genutzt, um mit plus drei in die Kabine zu gehen. Was dann in der zweiten Halbzeit passiert, das geht so nicht. Wir können in Lemgo verlieren. Es sind für mich Mannschaften, die von ihrem Potenzial und ihrer Qualität auf Augenhöhe sind. In solchen Spielen ist die Tagesform entscheidend und da hatte der TBV heute einfach mehr. Aber das wir uns dann unserem Schicksal ergeben, den Meter weniger gehen, dass wir vorne stehen bleiben, weil wir auf den Pfiff warten und es dann Schuldzuweisung gibt, das wird auf dem Niveau in der Bundesliga absolut gnadenlos bestraft. Daher können wir mit dem Spiel heute einfach überhaupt nicht zufrieden sein. (HBL/TX)