Martin Schmidt: „Irgendwann hat man daran geglaubt, nicht nur gehofft“.
Der 1. FSV Mainz 05 gewinnt völlig verdient gegen den FC Bayern München. Der Rekordmeister belegt eindrucksvoll, Krise kann man nicht! „Ich habe das Gefühl, es ist keine Mannschaft“, urteilte der „Sky“-Experte Dietmar Hamann. Die Mainzer sind durch diesen 3:1-Sieg seit zehn Spielen ungeschlagen und können mittlerweile von Europa in der nächsten Saison träumen. Dazu noch das U19-Finale am Sonntag!
Herr Schmidt, ein verdienter 3:1-Sieg über den FC Bayern München und erst einmal über Nacht der Sprung auf den sechsten Platz. Seit zehn Spielen ist der 1. FSV Mainz 05 nun ungeschlagen. Was sagen Sie dazu?
Martin Schmidt: Ein riesiges Kompliment an die gesamte Mannschaftsleistung, an die Leistung des kompletten Trainerteams mit Bo Svensson als Kopf. Unglaublich, was die in diesem Jahr leisten, das zehnte Spiel am Stück. Mir fehlen die Worte!
Wie haben die beiden Trainer die Partie gesehen?
Bo Svensson: Es war besonders … in der ersten Halbzeit waren wir chancenlos, haben Glück, dass es nur 0:1 steht. Wir haben es dann einen Tick besser gemacht in der zweiten Halbzeit. Nach dem 1:1 waren wir die bessere Mannschaft, es lag in der Luft, dass die Energie auf unserer Seite war. Es zeichnet die Mannschaft aus, dass wir an uns, an die Gruppe glauben. Man sieht es bei jeder Einwechslung, dass wir besser werden. Es sind enttäuschte Spieler auf der Bank, aber wenn sie dann reinkommen, haben sie uns besser gemacht. Das ist ein sehr gutes Zeichen.
Thomas Tuchel: Keine Not, dieses Spiel zu verlieren. Das Spiel haben wir komplett unter Kontrolle, vergessen, das zweite Tor zu machen. Wir sind da nicht zielstrebig genug, nicht klar genug unsere Chancen auch zu verwerten und das zweite Tor zu machen. In der zweiten Halbzeit kommen die Mainzer aus dem absoluten Nichts zum Ausgleich, es war keine Drangphase, kein Aufbäumen im Stadion. Dann muss man sagen, dass wir gar keine Energie hatten, darauf zu reagieren. Ich spüre keine Energie sich nochmal zu widersetzen. Dann kriegen wir in zwölf Minuten drei Tore und können uns nicht mehr aufbäumen. Das geht nicht, ich weiß nicht wieso!
Herr Schmidt, war das Publikum heute auch ein Faktor?
Martin Schmidt: Das Publikum hat einen riesigen Faktor heute gespielt. Gerade in der zweiten Halbzeit hat die Stimmung die Mannschaft getragen und irgendwann hat man daran geglaubt, nicht nur gehofft … so haben wir es auf den Platz gebracht.
Kann der „Sky“-Experte Dietmar Hamann, immerhin selbst einmal Spieler des FC Bayern München, die Ratlosigkeit verstehen?
Dietmar Hamann: Die Bayern haben das Spiel nicht so dominiert, wie wir es sonst von ihnen kennen. Es ist Wahnsinn, wenn man sich anschaut, was passiert ist, seit der neue Trainer die Mannschaft übernommen hat. Man spricht von Ratlosigkeit und Verunsicherung. Aber das war mit ein Grund, wieso der neue Trainer gekommen ist. Es ist viel zu einfach zu sagen, was Julian Nagelsmann mit der Mannschaft gemacht hat. Fakt ist, nach den Spielen, die Thomas Tuchel jetzt da ist, hat das bis dato nicht gefruchtet, sondern ist eher in die andere und falsche Richtung gegangen. Stand heute muss man eindeutig sagen, dass die Entscheidung nicht gefruchtet hat.
Herr Schmidt, als Sportdirektor des 1. FSV Mainz 05 blickt man nicht nur auf die Profis, sondern auch auf den Nachwuchs des Vereins. Am Sonntag könnte noch die U19-Meisterschaft folgen. Wie wichtig ist das?
Martin Schmidt: Das ist eine überragende Leistung von Mainz und dem gesamten Nachwuchsleistungszentrum. Schon seit Jahren kommen Spieler hoch, auch heute sind wieder Spieler dabei, die aus dem Nachwuchsleistungszentrum kommen. Das ist unheimlich wichtig, damit identifizieren wir uns, das ist unsere DNA, der Mainzer Weg, den wir in der Jugend schon lange gehen. Es kommen die Talente nach. Das ist unser Markenzeichen; die Akademie, die Spieler, die wir selber entwickeln. (Sky/TX)
Foto: Martin Schmidt Copyright 1. FSV Mainz 05