Lucinda Brand: „Man darf keine Angst haben“.
Lucinda Brand könnte perfekt für Paris-Roubaix Femmes avec Zwift gemacht sein. Die Welt- und Europameisterin im Cyclocross gehört wohl zu den agilsten und zu den stärksten Fahrerinnen im gesamten Feld. Im vergangenen Jahr beendete die 33-jährige Niederländerin die „Hölle des Nordens“ bereits auf dem Podium. Folgt also bei der diesjährigen Ausgabe der Sieg? Für Lucinda Brand wäre es ein Traum!
Wie gelingt Dir die Umstellung vom Cyclocross auf die Straße?
Lucinda Brand: Das ist nicht so kompliziert. Nachdem ich mich ein wenig ausgeruht hatte, habe ich mich darauf konzentriert, ein paar Stunden in die Beine zu kriegen, denn das ist während der Radcross-Saison schwierig. Und natürlich habe ich in den Tagen, bevor ich in die Rennen eingestiegen bin, die Intensität erhöht. Im Rennen muss man immer ein bisschen mehr Gas geben, deshalb war es schade, dass ich Gent-Wevelgem nicht beenden konnte, abgesehen davon, dass ein Sturz nie schön ist. Aber es war klüger, nicht weiterzufahren.
Schon im letzten Jahr war es der Plan, sich durch Rennen auf Paris-Roubaix vorzubereiten. Aber Du hattest im Winter einige Probleme. Bist Du auf dem richtigen Weg, um in der „Hölle des Nordens“ zu bestehen?
Lucinda Brand: Es war definitiv ein anderer Winter, und ich hatte das Gefühl, dass ich ein niedrigeres Grundniveau hatte als im letzten Jahr. Kurz bevor ich ins Training einsteigen wollte, wurde ich ein wenig krank, also ist das Glück definitiv auf meiner Seite. Aber wir machen das Beste daraus. Wir waren positiv überrascht, wie ich in De Panne gefahren bin. Es war schon besser, als ich erwartet hatte.
Lizzie Deignan hat die erste Ausgabe von Paris-Roubaix Femmes avec Zwift für Trek-Segafredo gewonnen. Elisa Longo Borghini wurde Dritte. Letztes Jahr hat sie dann gewonnen und Du wurdest Dritte. Was passiert 2023?
Lucinda Brand: So betrachtet müsste ich also gewinnen! Nein, aber ich will dieses Rennen schon irgendwann einmal gewinnen. Das Team geht immer mit dem Ziel an den Start, das Rennen zu gewinnen. Das ist etwas, das in unserer Gruppe wirklich gelebt wird. Wir kennen die Strecke und wir haben das Vertrauen. Es kann immer etwas Schlimmes passieren, so wie wir in Gent-Wevelgem bereits Pech hatten, aber ich bin wirklich zuversichtlich, dass wir wieder den Sieg anpeilen können. Es wird nicht einfach sein, das ist es nie, es gibt viele andere starke Fahrerinnen … aber es ist toll, die Unterstützung des Teams zu haben.
Wie erklärst Du Dir diesen Erfolg von Trek-Segafredo?
Lucinda Brand: Die Jungs, die für das Material verantwortlich sind, arbeiten wirklich hart für uns, für das beste Set-up. Das gibt uns zusätzliches Vertrauen. Wir, also die Mädchen, bekommen viel Erfahrung von den Männern. Außerdem denke ich, dass wir einige erfahrene Fahrerinnen haben, die es gewohnt sind, in einer Gruppe zu fahren und die wissen, wie man auf Kopfsteinpflaster hart fährt. All diese Elemente kommen zusammen. Es herrscht eine gute Atmosphäre in unserer Gruppe, das gibt eine gute Energie. Es ist nicht so, dass wir diese Energie bei anderen Rennen nicht hätten, aber es hat uns dieses Extra gegeben … es funktioniert gut.
Welche individuellen Fähigkeiten braucht man für das Rennen?
Lucinda Brand: Man darf keine Angst haben. Der Einstieg in die ersten Abschnitte ist ein großer Kampf. Letztes Jahr war es anderes als bei allen anderen Rennen. Man muss seinen Teamkollegen vertrauen und braucht eine gute Kommunikation, um zusammen zu bleiben. Sobald man das Kopfsteinpflaster erreicht, ist es sehr wichtig, entspannt zu bleiben. Wenn man einen kühlen Kopf hat, ist der Körper viel entspannter und man hat einen besseren Überblick. Deine Schultern sind überhaupt nicht angespannt und dein Fahrrad tanzt unter dir auf dem Kopfsteinpflaster. Dann musst du einfach nur darauf achten, dass du an den richtigen Stellen des Fahrrads etwas Druck ausübst. Und dann läuft es schon. (ASO/TX)
Foto: Lucinda Brand Copyright ASO