Didier Cuche: „In den Mythos musste ich mit den Jahren erst reinwachsen“.
Didier Cuche konnte fünfmal in der Abfahrt und einmal im Super-G auf der „Streif“ in Kitzbühel triumphieren. Keiner dürfte das Hahnenkamm-Rennen besser kennen als der 48-jährige Schweizer, auch wenn der Weltmeister von 2009 seine Skier vor elf Jahren abgeschnallt hat. Im Interview spricht Didier Cuche unter anderem über die Besonderheiten des Hahnenkamm-Rennens sowie ein paar emotionalere Aspekte.
Wie haben Sie das diesjährige Rennen wahrgenommen?
Didier Cuche: Das Rennen war in diesem Jahr sehr spannend. Viele wollten in der Abfahrt aufzeigen, was sie wirklich drauf haben. Einigen Athleten ist es gelungen, einigen weniger. Viele waren komplett am Limit. Aber das Maß der Dinge ist derzeit Aleksander Aamodt Kilde. Er hat richtig einen rausgehauen.
Wie haben Sie eigentlich, als Sie sich noch die „Streif“ runtergestürzt haben, den Mythos dieses legendären Rennens erlebt?
Didier Cuche: Für mich persönlich hat im Weltcup alles in Kitzbühel begonnen … mein erstes Podium, mein erster Sieg im Weltcup und auf keiner anderen Strecke habe ich so oft gewonnen, wie in Kitzbühel. Fünfmal allein die Abfahrt zu gewinnen, dazu noch einen Super-G … von daher hat die „Streif“ für meine Karriere ein ganz große Bedeutung. Aber das ist nur der sportliche Aspekt.
In den Mythos musste ich mit den Jahren aber erst reinwachsen. Man muss mit dem Trubel und Rummel um das gesamte Event umgehen lernen. Man muss sich an das Publikum gewöhnen, die Atmosphäre ist einfach anders. Und als Sieger muss man sich auch an den Druck gewöhnen. Du bist dann Favorit.
Das Material muss passen, man muss absolut fit sein, man muss mutig sein, aber es gilt durch die genannten Begleitumstände immer im Moment zu sein, den Fokus zu halten. Für die „Streif“ muss man fokussiert bleiben …
Inwiefern ist die „Streif“ für Sie noch das Highlight?
Didier Cuche: Als Athlet hat man teilweise das Gefühl, der Sport wird unwichtig. Es geht mehr um die anderen Sachen. Aber das ist gar nicht so. Ohne den Sport gäbe es gar nicht die ganzen anderen Sachen um dieses verrückte Rennen. Das allein ist der Wert von Kitzbühel samt dieser total verrückten „Streif“.
Das Hahnenkamm-Rennen 2023 war zudem das Karriereende von Beat Feuz. Sie kennen sich gut. War es emotional für Sie?
Didier Cuche: Es war sehr emotional für mich. Ich hatte richtig Gänsehaut, ich hatte auch feuchte Augen. Ich habe teilweise an mein letztes Rennen hier gedacht, was ja mittlerweile elf Jahre her ist und sonst eigentlich gar Thema ist. Ich war damals sehr emotional und diesmal war auch ich wieder emotional.
Wie sahen Sie das Comeback von Thomas Dressen?
Didier Cuche: Man hat gesehen, dass er sich richtig gefreut hat. Der 13. Platz nach solch einer langen Leidenszeit ist etwas ganz besonderes. Man sieht, wenn Athleten so lange raus waren, dann genießen sie das Comeback mehr. Sie schätzen zudem den Sport wieder deutlich mehr. Ich freue mich für Thomas! (TX)
Foto: Didier Cuche Copyright Audi