Lucas Blakeley: „Man muss bereit sein, viele Stunden zu investieren“.
Das McLaren Shadow Esports-Team, bestehend aus dem Trio Lucas Blakeley, Bari Boroumand und Wilson Hughes, hat die F1 Esports Pro Constructors Championship 2022 gewonnen. Lucas Blakeley ist dazu neuer F1 Esports Pro Drivers Champion. Damit hat der gebürtige Schotte beide Titel in der Saison 2022 für McLaren geholt. In dem etwas längeren Interview stellen wir Lucas Blakeley einmal ein wenig vor.
Lucas, wie bist Du zum Esport gekommen?
Lucas Blakeley: Es ist schon lange her, aber ich habe im Kart begonnen, mit dem Traum, in die Formel 1 zu kommen. Aus finanziellen Gründen musste ich aufhören, und so kam ich zum Esport. Mein Vater hat immer gesagt, dass ich mit dem Esport meinem Traum nachgehe. Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich das tun kann, was ich tue, und muss mich ständig kneifen!
Was macht denn McLaren für Dich aus?
Lucas Blakeley: Ich bin schon mein ganzes Leben lang ein McLaren-Fan. Ich bin damit aufgewachsen, Lewis Hamilton zuzuschauen, und es gab von klein auf eine emotionale Verbindung zu ihm.
Abgesehen von der Seite habe ich das Gefühl, dass das McLaren Shadow-Projekt großes Potenzial hat. Es ist wirklich ein enormes Privileg, eine so ikonische und renommierte Marke zu repräsentieren. Die jüngere Version von mir hätte das nie für möglich gehalten. Ich freue mich schon sehr auf das nächste Event und lächle bei der Aussicht, wieder zu fahren.
Wie würdest Du Deinen Fahrstil einordnen?
Lucas Blakeley: Kalkuliert. Ich glaube nicht, dass ich der aggressivste Fahrer bin, aber ich glaube auch nicht, dass ich der geschmeidigste Fahrer bin. Alles, was ich tue, versuche ich aus einem bestimmten Grund zu tun. Aber es ist immer schwierig, einen Rennstil zu beschreiben. Man muss flexibel sein, also versuche ich, mich nicht auf einen Stil festzulegen … mich an unterschiedliche Bedingungen, Fahrtechniken und Philosophien perfekt anzupassen.
Hast Du generell einen Lieblingskurs?
Lucas Blakeley: Silverstone war schon immer meine Lieblingsstrecke. Ich habe an dem einen oder anderen Rennen dort teilgenommen. Ich habe einige Erinnerungen an die Strecke. Es ist immer etwas Besonderes, selbst in Silverstone zu fahren, und ich habe das Gefühl, dass ich eine emotionale Verbindung zu der Strecke habe. Für mich ist es definitiv Silverstone!
Was ist das Beste daran im Esport zu sein?
Lucas Blakeley: Man kann das machen, was man liebt. Wir befinden uns in einer wirklich privilegierten Position … es gibt weltweit nur 30 Esport-Fahrer, das muss man sich immer vor Augen führen.
Es gibt viele Leute, die auch diesen Traum haben, also muss man das Beste daraus machen und unglaublich dankbar für alles sein. Man muss sich natürlich manchmal auch selbst auf die Schulter klopfen, weil man hart gearbeitet hat, um an den Punkt zu gelangen. Es ist wichtig, es zu genießen und das Beste aus daraus zu machen, weil man lange dafür gearbeitet hat.
Öffnet der Esport auch einige Türen?
Lucas Blakeley: Die eine oder andere mittlerweile schon. Mein ganz persönliches Highlight war, gegen Sebastian Vettel beim Race of Champions anzutreten und ihn zu schlagen. Das war die furchterregendste, schrecklichste und auch aufregendste Erfahrung meines bisherigen Lebens. Und ich bin außerordentlich dankbar, dass ich diese Chance bekommen habe. Das Ergebnis war natürlich für mich das absolute Sahnehäubchen auf dem Kuchen.
Ich bekam diese Chance durch den Sim-Rennsport, und es war eine Rechtfertigung für die Opfer, die meine Familie für mich gebracht hat … es war eine Belohnung für sie. Ich spreche nicht oft darüber, weil es mir fast unangenehm ist, wie verrückt es war, ich bin jedoch dankbar dafür!
Und jetzt hast Du beide Titel eingefahren!
Lucas Blakeley: Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie ich mich gerade fühle. Es ist mehr als ein Traum zu sagen, dass ich der F1 Esports Pro Drivers Champion 2022 bin. Ich habe so viele Opfer gebracht, für diesen Moment. Doch den Titel zu gewinnen, rechtfertigt all die Stunden.
Beide Titel in einer Saison zu gewinnen, macht diesen Moment nur noch besser. Ich möchte mich bei Bari, Wilson und dem ganzen McLaren Shadow Team bedanken, denn ohne ihre Unterstützung hätte ich das nicht geschafft. Es wird viel Zeit dauern, bis ich es komplett verinnerlicht habe.
Wie sieht Dein Training so dafür aus?
Lucas Blakeley: Es ist sehr viel Hingabe. Man muss bereit sein, viele Stunden zu investieren, weil man nichts unversucht lassen darf. Das Training muss gründlich und unnachgiebig sein. Tagsüber muss man sehr viel fahren. Man fährt acht, neun, zehn Stunden am Tag, manchmal auch mehr, wenn man vor allem Daten sammelt, Videomaterial auswertet oder Telemetrie-Daten betrachtet. Man muss für das Level wirklich sehr, sehr hart arbeiten.
Hast Du eventuell ein kleines Geheimnis?
Lucas Blakeley: Ich habe eine Katze. Ihr Name ist leider nicht Silverstone, sondern Monaco. Mein Bruder hat sie benannt. (McLaren/SW)