Jule Niemeier: „Mir ist bewusst, dass ich jetzt mehr in der Verantwortung stehe“.
Was für ein aufregender Saisonstart für Jule Niemeier: Die am Montag beginnenden Australian Open sind das erste Grand Slam als Nummer eins des Porsche Teams Deutschland. Die 23-jährige Dortmunderin tritt in Melbourne mit Selbstvertrauen an, setzt sich aber nicht unter Druck, wie sie im Interview mit dem Porsche Newsroom sagt: „Bei einem Grand Slam ist jedes einzelne Match eine große Herausforderung“.
Jule, vor einem Jahr mussten Sie bei den Australian Open noch Qualifikation spielen. Dann spielten Sie eine wirklich starke Saison mit dem Viertelfinale in Wimbledon als Höhepunkt. Wie blicken Sie auf 2022 zurück?
Jule Niemeier: Ich bin jetzt eine andere Spielerin und eine andere Person. Als ich in Melbourne das Qualifying spielte, war ich noch frisch auf der Tour. Da war vieles neu für mich, ich musste mich an einige Dinge erst gewöhnen. Jetzt bin ich sehr viel selbstbewusster, auf und neben dem Platz. Ich bin fitter, habe eine bessere Idee, wie ich wirklich spielen will. Da steckt eine Strategie dahinter, die ich mit meinem neuen Team seit April entwickelt habe. Zusammen sind wir auf einem guten Weg!
Im vergangenen Jahr haben Sie sich vor allem mit Ihren starken Auftritten in Wimbledon und auch bei den US Open in den Blickpunkt gespielt.
Jule Niemeier: Mit meinem neuen Coach Christopher Kas haben wir versucht, mein Spiel kompletter zu machen. Wir haben Wert daraufgelegt, dass ich eine Spielidee habe, dass ich weiß, was ich auf dem Platz will. Das hat relativ schnell funktioniert. Wir wollen aus jedem Match das Bestmögliche herausholen, ganz egal, wie es läuft. Auch wenn ich scheinbar aussichtslos zurückliege, versuche ich immer, im Spiel zu bleiben und meine Chancen zu nutzen. Dabei kommt mir meine Fitness zugute, an der wir ebenfalls intensiv gearbeitet haben. Inzwischen kann ich auf dem Platz jedes Tempo mitgehen. Wirklich jedes Tempo!
Werden Sie von Ihren Kolleginnen anders wahrgenommen?
Jule Niemeier: Gefühlt schon. Es gibt viel mehr Kontakte, man spricht bei Turnieren mehr miteinander. Die haben schon mitbekommen, dass ich in Wimbledon und den US Open gut gespielt habe. Das ändert aber nichts daran, dass wir auf dem Platz in erster Linie Konkurrentinnen sind. Abseits des Platzes zählt in dem Moment nicht.
Haben Sie sich für diese Saison ein ganz bestimmtes Ziel gesetzt?
Jule Niemeier: Nein. Doch wenn man ein so gutes Jahr hinter sich hat wie ich, mit starken Matches vor allem am Ende der Saison und bei den Grand Slams, dann will man daran anknüpfen. Ich bin angekommen auf der Tour, habe das Gefühl, dass ich mich nicht weiter verstecken muss. Ich will versuchen, Schritt für Schritt besser zu werden und den ersten WTA-Titel holen.
Durch die Babypause von Angelique Kerber sind Sie die beste Deutsche in der Weltrangliste, haben das Porsche Team Deutschland im Billie Jean King Cup in die Play-Offs geführt. Wie fühlen Sie sich in dieser Rolle?
Jule Niemeier: Ich mache mir da nicht zu viele Gedanken. Mir ist schon bewusst, dass ich jetzt etwas mehr in der Verantwortung stehe und ich nehme das auch an. Wenn ich mit dem Porsche Team Deutschland im Billie Jean King Cup unterwegs bin, ergreife ich schon mal die Initiative und gehe voran. Das mache ich zu gerne.
Sie wurden viele Jahre im Porsche Talent Team gefördert. Wie wichtig war die effektive Unterstützung auf dem Sprung zu einer Profikarriere?
Jule Niemeier: Wenn man in jungen Jahren internationale Turniere spielen will, ist so eine Förderung unheimlich wichtig. Durch sie werden professionelle Strukturen geschaffen, die talentierte Nachwuchsspielerinnen auf jeden Fall weiterbringen. Im Tennis muss man auf dem Weg zur Profikarriere sehr viel Geld und Zeit investieren. Wenn man durch Unterstützung die Chancen hat, als junge Spielerin auch mal den Trainer mit zu nehmen, ist es eine Hilfe.
Zurück zu den Australian Open 2023, wo Sie zum ersten Mal im Hauptfeld sind. Was sind Ihre Hoffnungen und Erwartungen für Australien?
Jule Niemeier: Ich werde versuchen, die Auftaktrunde zu gewinnen. Und wenn dies klappt, werde ich versuchen, auch noch die zweite Runde zu gewinnen. Ich denke von Match zu Match. Damit bin ich in Wimbledon und den US Open gut gefahren. Mit einem konkreten Ziel in ein zweiwöchiges Turnier zu gehen, macht wenig Sinn. Dazu kann zu viel passieren. Jedes Match ist eine große Herausforderung! (Porsche/TX)