Kjeld Nuis: „Es ist definitiv mein Maximum auf Schlittschuhen“.
Kjeld Nuis hat Gold sowohl 2018 als auch 2022 bei den Olympischen Winterspielen über die 1.500 Meter gefeiert. Welcher sportlichen Herausforderung konnte sich also der niederländische Eisschnellläufer noch stellen? Es wurde die Verbesserung des eigenen Geschwindigkeitsweltrekords. Im norwegischen Tynset kam Kjeld Nuis im Windschatten eines gezogenen Windschilds schließlich auf 103 Stundenkilometer.
Wie ging es Dir in den ersten Momenten, als Du im norwegischen Tynset den neuen Geschwindigkeitsweltrekord aufgestellt hast?
Kjeld Nuis: Ich hatte meinen eigenen Geschwindigkeitsweltrekord von 93 auf 103 Stundenkilometer gesteigert, ich war förmlich über das Eis geflogen. Noch nie zuvor hat ein Mensch aus eigener Kraft und auf Schlittschuhen die sagenhafte Marke von 100 Stundenkilometer geknackt, ich war einfach nur stolz … ich bin mega stolz!
Wie sah die Strategie für den Weltrekord aus?
Kjeld Nuis: Die Strategie war, dass wir am Morgen noch einmal einen zusätzlichen Testlauf gemacht hatten. Zum Aufwärmen, weil ich es wie ein Rennen auf der Bahn angehen wollte. Das mache ich an jedem Renntag auch, ein wenig einfahren. Dann die Beine im Anschluss etwas lockern, Kopf und Körper bleiben aber eingeschaltet. Das haben wir auf den Tag für den Weltrekordversuch übertragen.
Ansonsten hatten wir bei den Tests zuvor herausgefunden, in welchem Abstand ich zum Fahrzeug und Windschild laufen muss, damit ich so viel Energie wie möglich für den entscheidenden Moment einsparen kann. Natürlich haben wir auch an meiner Technik gearbeitet, die sich doch deutlich zur Bahn unterscheidet. Die Kufen setze ich etwas anders aufs Eis, ich stehe fast aufrecht und ziehe die Knie viel höher an. Bis beinah 90 Stundenkilometer kostet es mich auf diese Weise nicht zu viel Kraft, der Tank ist im richtigen Moment also noch fast voll … und Vollgas!
Waren diese 100 Stundenkilometer immer das Ziel?
Kjeld Nuis: Irgendwie schon. Als ich den Weltrekord gelaufen bin, hatten wir doch alle keine Ahnung, was möglich ist. Ich war beim Einfahren schon schneller als auf der Bahn im Rennen. Nicht zu viel, aber eben schneller. Und ohne Erfahrungswerte kamen wir auf 93 Stundenkilometer. Was schon fett ist, aber auch ganz dicht an der Marke von 100 Stundenkilometern. Es war klar, diese Marke ist die Zielsetzung.
Das klingt alles recht locker. War es locker?
Kjeld Nuis: Das war es definitiv nicht. Auf der einen Seite muss die Form passen, zum Glück bin ich sehr gut in Form gewesen. Auf der anderen Seite muss auch im Umfeld alles passen. Bei diesem Tempo fühlt sich jede kleine Unebenheit auf dem Eis wie eine große Schwelle an. In Tynset bin ich jedoch geflogen!
So schnelles Eislaufen erfordert absolute Präzision auf den Kufen und auf dem Eis. Also von locker kann man nicht sprechen, vor allem musste ich bei jedem Versuch knapp zwei Kilometer auf dem Eis fahren. Für mich ist es sehr viel.
Glaubst Du, der Weltrekord ist nun das Maximum?
Kjeld Nuis: Da es für meinen Körper sehr hart war, ist es definitiv mein Maximum auf Schlittschuhen. Am Ende werden Weltrekorde auch immer wieder gebrochen. Ich würde es zwar bizarr finden, wenn dies geschieht, aber es kann passieren. (Red Bull/TX)