Sven Albrecht: „Ich glaube, es ist etwas Besonderes für Berlin und für Deutschland“.
Im nächsten Jahr richtet Berlin das größte inklusive Sportevent der Welt aus. Bei den Special Olympics World Games 2023 werden vom 17. bis 25. Juni über 7.000 Athletinnen und Athleten mit geistiger und mehrfacher Behinderung in 26 Sportarten um Medaillen kämpfen. Als Gastgeber stellt Special Olympics Deutschland mit über 400 Sportlerinnen und Sportlern eine der größten Delegationen für das Sportevent.
Herr Albrecht, wie schätzt der Special Olympics Deutschland Geschäftsführer die deutschen Chancen bei den Special Olympics World Games 2023 ein?
Sven Albrecht: Ich denke, wir haben bis zum Sommer noch genug Zeit, befinden uns aber schon in der Vorbereitung. Wir dürfen an dieser Stelle nicht vergessen, wir haben mehr als zwei Jahre mit einer Pandemie hinter uns, was leider äußerst große Auswirkungen auf unsere Athletinnen und Athleten hatte. Deswegen steigen wir jetzt intensiv in die Vorbereitungen ein, auf und neben dem Sportplatz.
Wie hat die Pandemie die Vorbereitungen eingeschränkt?
Sven Albrecht: Die Pandemie ist kein deutsches Problem, es hat weltweit ähnliche oder sogar identische Probleme gegeben. Was Athletinnen und Athleten mit einer geistigen Behinderung angeht, so war die Pandemie ein extremer Einschnitt in ihr sportliches Leben. Es gab kaum bis teilweise gar keinen Zugang zu Sportanlagen. Ich weiß, in einigen anderen Ländern ist dies bis heute noch so. Dies ist natürlich für die Athletinnen und Athleten schwer zu akzeptieren, wenn das Bewegungsangebot komplett entfällt, und wir wollen mit den Special Olympics World Games 2023 auch auf die allgemeine Situation von Menschen mit geistigen Behinderungen hinweisen.
Wie laufen die Vorbereitungen auf die Special Olympics World Games?
Sven Albrecht: Die Mannschaft ist nominiert und ab sofort gibt es in den einzelnen Sportarten intensive Vorbereitungstreffen. Wir werden uns aber auch immer wieder mit der gesamten Mannschaft in der Vorbereitung treffen, einfach um die Athletinnen und Athleten mit der ganzen Situation besser vertraut zu machen. Es ist immerhin das weltweit größte inklusive Sportevent und allein die mediale Aufmerksamkeit wird riesig werden. Das sind unsere Athletinnen und Athleten in dieser Form bisher nicht gewohnt. Wir wollen in allen Bereich wirklich gut vorbereitet in die Special Olympics World Games 2023 in Berlin gehen, nicht nur für den Wettkampf.
Wie bereitet sich die Hauptstadt auf das Sportevent vor?
Sven Albrecht: Wir arbeiten bereits seit einiger Zeit intensiv mit der Stadt Berlin und dem Bundesministerium des Inneren zusammen, damit wir dieses große Sportevent reibungslos umsetzen können. Wir wollen mit den Special Olympics World Games nicht nur die Berliner begeistern, sondern viele Menschen in Deutschland erreichen.
Wie wird sich das Thema Inklusion durch das Multievent entwickeln?
Sven Albrecht: Im Moment haben gerade einmal nur 8 Prozent der Menschen mit einer geistigen Behinderung in unserem Land einen Zugang zum Sport, 92 Prozent also nicht. Dies sind Zahlen vor der Pandemie. Diese Quoten dürften sich also eher verschlechtert haben. Unser primäres Ziel ist also, mit dem Mehr an Aufmerksamkeit durch die Special Olympics World Games 2023 diese Quoten schnell zu verbessern. Es müssen sich Strukturen entwickeln, dass viel mehr Sportlerinnen und Sportler mit einer geistigen Behinderung einen Zugang zum Sport erhalten.
Und wie steht es aktuell um die mediale Aufmerksamkeit?
Sven Albrecht: Das mediale Echo war rund um die Special Olympics 2022 deutlich spürbar und wir merken, dass sich dieser Effekt mit Blick auf die Special Olympics World Games 2023 noch einmal verstärkt. Was natürlich sehr erfreulich ist. Aber wir hoffen natürlich, dass auch danach über unsere Athletinnen und Athleten weiterhin regelmäßig berichtet wird. Es geht jedoch in allen Bereichen um nachhaltige Effekte!
Was bedeuten die Special Olympics World Games für Deutschland?
Sven Albrecht: Ich glaube, es ist etwas Besonderes für Berlin und für Deutschland. Es kommen 192 Nationen nach Deutschland, um diese Wettbewerbe zu erleben. Es geht bei uns zwar auch um Leistung, aber nicht allein nur um den Sieg. Wir wollen mit den anderen Nationen ein Zeichen setzen, wie inklusiver Sport aussehen kann. Es ist schwer zu beschreiben, aber wer die Athletinnen und Athleten bei den Special Olympics einmal erlebt hat, weiß, welche Emotionalität und Dankbarkeit bei diesen Sportlerinnen und Sportlern herrscht. Man muss erlebt haben!
Von daher kann ich alle nur zu den Special Olympics World Games 2023 in Berlin einladen. Man muss die Athletinnen und Athleten einmal live erlebt haben, es ist von der Emotionalität etwas absolut einzigartiges, etwas Schönes! (TX)