Bernd Neuendorf: „Wir müssen kühlen Kopf bewahren“.
Seit dem Aus bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar kommt der deutsche Fußball nicht zur Ruhe. Erst die Trennung von Oliver Bierhoff, dann das Festhalten an Bundestrainer „Hansi“ Flick und als traurigen Schlusspunkt die extrem schlimme Verletzung von Manuel Neuer. Heute hat DFB-Präsident Bernd Neuendorf auf einer offiziellen Pressekonferenz zu wichtigen Punkten so etwas wie Stellung bezogen.
Wie war das generelle Vorgehen beim DFB nach dem Aus?
Bernd Neuendorf: Wir haben Gespräche geführt, die nötig sind in einem Verband. Der DFB ist kein Verband, in dem eine Person alles alleine entscheidet, sondern in dem man Mehrheiten braucht. Diese Mehrheiten bilden sich in den Gremien. Es gab also nicht nur Gespräche mit Oliver Bierhoff sowie „Hansi“ Flick, sondern weitere Sitzungen und Gespräche mit dem DFB-Präsidium, -Vorstand und dem Aufsichtsrat der DFB GmbH & Co. KG. Das sind wichtige Ansprechpartner für mich, weil man gut daran tut, diese Menschen mitzunehmen und ihre Unterstützung und Zuspruch zu bekommen. Es gab auch auf vielfältige Art und Weise intensivere Gespräche mit Personen, die viel Erfahrung haben im Fußball, die vielleicht aktuell nicht im DFB aktiv sind, aber über einen großen Fußball-Sachverstand verfügen.
Was haben die Gespräche den bewirkt?
Bernd Neuendorf: Bei allem Verständnis für Tempo gilt, kühlen Kopf zu bewahren, die richtigen Entscheidungen zu treffen, nichts zu überstürzen. Erste Überlegungen haben dazu stattgefunden, wir werden DFB-intern eine neue Arbeitsgruppe bilden mit Alexander Wehrle, Aufsichtsratsvorsitzender der DFB GmbH & Co. KG, DFB-Generalsekretärin Heike Ullrich, DFB-Schatzmeister Stephan Grunwald, Dr. Holger Blask, Sprecher der Geschäftsführung der DFB GmbH & Co. KG, Philipp Lahm als Turnierdirektor der EURO 2024 sowie DFB-Vizepräsidentin und EM-Botschafterin Celia Sasic. Wir werden uns den ganzen Geschäftsbereich anschauen, den Oliver Bierhoff zu verantworten hatte. Er hatte ein sehr großes Portfolio, er war nicht nur zuständig für die Nationalmannschaften, sondern auch für die Akademie. Und ganz klassisch für die Geschäftsführung des gesamten Bereichs, etwa für die mittelfristige Finanzplanung und die Personalplanung. Wir wollen uns in der neuen Arbeitsgruppe darüber unterhalten, ob diese Strukturen stimmig sind oder wir Schwerpunktbildung brauchen, wie wir künftig diesen Bereich aufstellen müssen, um erfolgreich zu sein … in sportlicher, aber auch in wirtschaftlicher Hinsicht. Hier müssen wir selbstkritisch sein, ob das, was vergangenes Jahr beschlossen worden ist, so wirklich haltbar ist, dass eine Person die Verantwortung darüber hat.
Also werden alle Themenpunkte vom DFB analysiert?
Bernd Neuendorf: Es wird darüber hinaus eine zweite Gruppe geben, ich nenne sie einen Beraterkreis. Dort wird es um die sportlichen Belange sowie die sportliche Zukunft des DFB gehen … wie wir aufgestellt sind in Richtung EURO 2024 und darüber hinaus. Was ist notwendig, von der Nachfolge Oliver Bierhoffs bis hin zum Thema Nachwuchs- und Talentförderung? Das sind Themen, denen wir uns widmen wollen mit dem entsprechenden Sachverstand. Dafür habe ich sehr viele Gespräche geführt und bin sehr dankbar, dass wir eine Gruppe zusammenbekommen haben, die in ihrer Kompetenz und ihrem Sachverstand über alle Zweifel erhaben ist. Zu ihr gehören Karl-Heinz Rummenigge, Rudi Völler, Oliver Kahn, Matthias Sammer und Oliver Mintzlaff. Es ist eine Runde, die sich auskennt beim Thema Männerfußball und -Nationalmannschaft. Ich glaube, dass wir von ihr eine ganze Menge Impulse bekommen können. Die Gruppe kümmert sich einzig und allein um den sportlichen Bereich und natürlich auch darum, wie das Profil, die Aufgaben und Kompetenzen einer Person aussehen müssen, die Oliver Bierhoff nachfolgen kann. (TX)