Ciriaco Sforza: „Mir haben die Leader gefehlt. Für mich fehlte die Achse“.
Während in Katar bei der Fußball-Weltmeisterschaft nach den Achtelfinalspielen der Ball kurzzeitig einmal ruhte, diskutiert ganz Fußball-Deutschland recht angestrengt über die Zukunft des deutschen Fußballs. Doch es geht nicht nur um Bundestrainer „Hansi“ Flick und die Strukturen innerhalb der Nationalmannschaft, es geht um den DFB. Bei „MagentaTV“ blickte nun Ciriaco Sforza als Schweizer auf die Situation.
Es ist ein äußerst unschöner Fakt, aber aus deutscher Sicht war es das dritte miserable Turnier in Folge. In Deutschland nimmt die Kritik am DFB weiterhin nicht ab. Wie nimmt man als Schweizer diesen deutschen Zustand wahr?
Ciriaco Sforza: Es muss etwas passieren. Ich durfte knapp 15 Jahre als Fußballer in Deutschland verbringen und habe auch noch danach verfolgt, was im deutschen Fußball alles passiert … wenn man die letzten Turniere, oder sogar die letzten drei Spiele verfolgt, auch das Spiel gegen Costa Rica, dann sieht man, es muss etwas passieren. Auch von der Persönlichkeit her, von der Freude, von den Leuten. Ich glaube, Deutschland muss wieder dahin kommen, wo jeder Respekt kriegt … jedes Land, jede Mannschaft!
Das funktioniert aber nur, wenn man auch einen richtigen Neuanfang macht. Man braucht wieder echte Typen, echte Charakterköpfe … einfach Leute die mit viel Herz spielen … Leute, die einfach Fußball spielen wollen. Das wünsche ich mir in Zukunft von dieser Mannschaft.
Deutschland hat doch gute Fußballer, sogar genug gute Fußballer. Was hat denn dieser deutschen Mannschaft dann gefehlt?
Ciriaco Sforza: Deutschland hat viele starke Fußballer, das ist gar nicht die Frage. Mir haben die Leader gefehlt. Für mich fehlt in dieser deutschen Nationalmannschaft eine richtige Achse, die die deutschen Mannschaften früher gehabt haben. Im Tor, im Zentrum, im Mittelfeld und einer vorne im Sturm, wo man gesagt hat: Okay, das ist die Achse, das ist eine Mannschaft und der Rest zieht mit.
Oliver Bierhoff hat nach 18 Jahren den DFB verlassen, und es war nicht alles in dieser Zeitspanne schlecht. Viele Namen werden beim DFB diskutiert, noch mehr Namen werden an den DFB herangetragen. Die Mehrheit spricht sich in dem Punkt der Nachfolge für Matthias Sammer oder Fredi Bobic aus …
Ciriaco Sforza: Ich würde es begrüßen, wenn es vielleicht beide machen würden: Matthias Sammer und Fredi Bobic. Beide haben bewiesen was sie können und ich denke, beide haben Fußball im Blut. Ich könnte mir beide zusammen künftig beim DFB gut vorstellen. (MagentaSport/TX)