Matthias Sammer: „Flache Hierarchien gibt es im Leben nicht“.
Die Nationalmannschaft ist zurück in Deutschland, trotzdem beherrscht das Aus bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar die sportliche Themenlage. Bei „MagentaTV“ bot nun sogar Matthias Sammer direkte Hilfe an: „Ich bin glücklich, aber ich wäre glücklicher, wenn der Fußball in ein bisschen bessere Bahnen gelenkt wird. Helfen für den Fußball, für die Sache, das ist mein Leben. Positionen brauche ich nicht“.
Wie haben Sie das Aus wahrgenommen?
Matthias Sammer: Ich war natürlich auch traurig, gar keine Frage. Ich hätte Haus und Hof … Hund und alles was so dazu gehört verloren, wenn mir vorher jemand gesagt hätte, dass das passiert. Weil ich einfach davon ausgegangen bin, dass wir unser Spiel gewinnen. Was wir auch irgendwie gemacht haben. Ich hatte mir nach unserer Auftaktniederlage äußerst intensiv das Spiel von Japan gegen Costa Rica angeschaut … ich hätte von daher niemals geglaubt, dass die Japaner die Spanier bezwingen. Aufgrund des ersten Spiels gegen Japan müssen wir uns das Aus aber komplett selbst auf die Fahne schreiben.
Was muss sich im deutschen Fußball jetzt ändern?
Matthias Sammer: Wir sollten zum jetzigen Zeitpunkt nicht über Köpfe diskutieren, sondern wir sollten auf inhaltlicher Ebene sprechen … haben wir eigentlich generell noch eine Identität in unserem Fußball? Natürlich muss man auch die Ausbildung in den Mittelpunkt stellen … es muss aber um Inhalte gehen und nicht um Köpfe. Nur so wird man in den Gesprächen wahrscheinlich Antworten finden, damit es künftig positiv in die richtige Richtung geht. Ich bin auch der Meinung, wir müssen gar nicht völlig depressiv in irgendwelche Themen blicken. Wir haben super Spieler, aber wir brauchen jetzt ein paar Mechanismen, die es in die richtige Richtung lenken. Dann werden wir funktionieren. Wir sind nicht klein, wir sind Deutschland. Wir haben jetzt dreimal versagt, aber auf Themen begründet, die ganz leicht steuerbar sind.
Was fehlte denn dann der Mannschaft?
Matthias Sammer: Ich war immer und ich bin ein Freund von Hierarchien. Ich bin immer ein Freund von einer Achse gewesen, um jene Achse auch immer zu bringen und um jene Achse für Stabilität zu sorgen.
Wenn man eine Hierarchie hat, gibt man als Sportdirektor oder Trainer den Spielern auch immer etwas Verantwortung, um gleichzeitig auch diese Verantwortung zurück zu bekommen. Man hat dadurch den verlängerten Arm auf dem Spielfeld, darum bin ich ein Freund von einer Achse … die es gilt zu schützen, die es gilt zu zementieren. Diese Achse übernimmt dann auf dem Platz die Verantwortung, wenn es wie gegen Japan in den letzten 20 Minuten in eine falsche Richtung geht. Diese Achse rüttelt die Mitspieler in solch einem Moment auf.
Flache Hierarchien gibt es im Leben nicht! (MagentaSport/TX)