Dr. Jochen Drees: „Wir können nur korrigieren, wenn ein klarer Beleg vorlegt“.
Die Partie am Freitagabend war eine absolut eindeutige Angelegenheit. Der 1. FSV Mainz 05 besiegt den 1. FC Köln mit 5:0. Für die Mannschaft von Bo Svensson war es der erste Heimsieg in dieser Saison: „Die Stimmung ist gut. Erster Heimsieg und ein deutlicher“. Zudem erkannte der VAR noch zwei Tore ab und auch der Elfmeter warf eine Frage auf. Dr. Jochen Drees, Projektleiter VAR, stellte sich bei „DAZN“.
Wurde der Ball beim Elfmeter vom Schützen doppelt berührt?
Dr. Jochen Drees: Wir haben die Lupe draufgelegt und ganz genau hingeguckt. Die Kollegen konnten nicht mit Sicherheit belegen, dass es zu einer zweiten Berührung kam. In einer Einstellung sieht es so aus, in einer andern nicht. Wir können nur dann korrigieren, wenn ein klarer Beleg vorlegt. Das war hier nicht so.
Sollte die Transparenz des VAR erhöht werden?
Dr. Jochen Drees: Wir sind dran. Es ist ein Thema, das uns über Jahre begleitet. Wir stoßen immer irgendwo an Grenzen. Ich bin ein Verfechter davon, dass man die Fans im Stadion mitnimmt. Es geht einer raus und kein Mensch weiß, warum. Wir müssen uns zusammensetzen und überlegen, in welcher Form wir die Transparenz erhöhen können. Wir sind sehr eifrig dabei, Möglichkeiten auszuloten.
Über eine Szene im DFB-Pokal wird immer noch heftig diskutiert. Es geht um die Szene aus dem Spiel Darmstadt gegen Mönchengladbach …
Dr. Jochen Drees: In dem Fall hätte der VAR dem Schiedsrichter geraten, sich die Szene anzugucken. Der Verteidiger spielt nicht den Ball, sondern trifft nur den Fuß. Daher ist die Szene relativ leicht aufzulösen. Ich glaube, dass Robert Schröder am Monitor also zu einer anderen Entscheidung gekommen wäre.
Was ist mit der Aktion des vierten Offiziellen?
Dr. Jochen Drees: Wir haben die Erwartung an den vierten Offiziellen, dass er aktiv am Spiel teilnimmt. Seine Aufgabe ist es, den Schiedsrichter in den entscheidenden Situationen auf dem Platz zu unterstützen. Der Fall war außergewöhnlich, allerdings hatte er von der Seite eine gute Einsicht. Er hat es dem Schiedsrichter mittels Funk erklärt, dieser hat es nicht sofort verstanden. Es ist die Ausnahme, dass jemand, der so weit vom Geschehen entfernt steht, ins Spielgeschehen eingreift.
Also sollte der VAR auch im DFB-Pokal genutzt werden?
Dr. Jochen Drees: Ich wäre doch falsch gewickelt, wenn ich das für Quatsch halten würde. Ich sage, dass der VAR viel Gutes tut. Wir können recht viele Situationen klar auflösen. Jetzt stoßen wir an kapazitäre Probleme. Bedenkt man den Aufwand, die hinter der Begleitung eines Spieles steht, wäre es für uns extrem schwierig, ab der ersten Runde alle Stadien mit entsprechender Glasverbindung auszurüsten. Wir würden dabei auch an klare personelle Kapazitäten stoßen. (DAZN/TX)