Thomas Wüstefeld: „Nichtsdestotrotz haben wir eine erfolgreiche Bilanz“.
Im „SPORT1“-Format „Rudi Brückner – Der Talk am Montag“ hat sich der einstige HSV-Finanzvorstand Thomas Wüstefeld zu seiner turbulenten Zeit beim Hamburger SV geäußert: „Ich wäre sowieso nach zehn Monaten gegangen. Ich habe für mich entschieden zu gehen, weil es zu viele Nebengeräusche gab“. Dazu spricht Thomas Wüstefeld darüber, wie man Pyrotechnik in Stadien zielgerichtet anwenden könnte.
Wie war die kurze, aber bewegte Zeit im Vorstand beim Hamburger SV?
Thomas Wüstefeld: Nachdem wir Anteile offiziell gekauft haben, haben wir auf der Hauptversammlung erstmals etwas über andere Themen erfahren. Im Vorfeld wurde ich gefragt, ob ich in den Aufsichtsrat möchte. In den Gesprächen mit dem Vorstand wurden dann nach und nach Dinge transparent, die ich zuvor nicht wusste und die wir dann im Aufsichtsrat besprochen haben. Es war damals bereits fünf nach zwölf. Auf Wunsch des Aufsichtsrats bin ich mit dem Feuerlöscher in den Vorstand, um die Probleme zu löschen.
Wir hatten durch die Pandemie mit einer Eindämmung hart zu kämpfen, wir hatten Erlösprobleme und wir hatten einen hohen Kostenapparat. All diese Themen sind von mir in den ersten Wochen ohne Einarbeitung gelöst wurden. Bevor ich mich um andere Dinge kümmern konnte, musste ich zunächst die Kosten senken, dazu die Erlöse steigern. Ich musste Dinge machen, die nicht populär waren. Ich war für alle nur der Spielverderber!
Gab es dadurch auch Unstimmigkeiten beim Transferbudget?
Thomas Wüstefeld: Es gab ein Budget für Transfers. Dieses wurde offiziell in der Winterpause genehmigt und stand auch zur Verfügung. Es hieß aber, dass wir diese Transfers im Winter nicht tätigen konnten, da es sinnvoller ist, Spieler im Sommer zu verpflichten. Der Ärger wird dann hochgespielt. Jonas Boldt und ich haben beide an der gleichen Zielsetzung gearbeitet.
Man ist sehr schnell in der Medienlandschaft und Themen werden hochdramatisiert. Auch ich musste lernen, dass bestimmte normale Themen sehr schnell eskalieren können. Bestimmte Dinge müssen vertraulich behandelt werden und dürfen nicht direkt an die Öffentlichkeit gelangen.
War das Aus in dieser komplizierten Gemengelage also nur logisch?
Thomas Wüstefeld: Ich wäre sowieso nach zehn Monaten gegangen. Ich habe für mich entschieden zu gehen, weil es zu viele Nebengeräusche gab. Nichtsdestotrotz haben wir eine erfolgreiche Bilanz, was die Finanzthemen angeht. Zudem haben wir den Kader verstärkt.
Wäre der Wegfall von 50+1 für viele Vereine nicht die Lösung?
Thomas Wüstefeld: Ich bin voll für die 50+1-Regelung. Die Tradition muss immer im Verein bleiben und von da aus geregelt werden. Man muss gemeinsame Modelle finden. Aber 50+1 ist absolut richtig.
Ein anderes Problem ist die Gewalt und die Pyrotechnik in den Stadien …
Thomas Wüstefeld: Man muss Gespräche führen. Alles zu verbieten schafft nur Anreiz. Der Klub bekommt vom DFB nur den Strafenkatalog, das ist keine Lösung. Wir müssen hier gemeinsam Lösungsansätze erarbeiten. Wir müssen zielorientierte Pyrotechnik einführen. Man muss schauen, wie man dies absolut sicher umsetzen und erlauben kann. (SPORT1/TX)