Ronald Rauhe: „Ich glaube, wir können in Deutschland viel mehr machen“.
Anlässlich der feierlichen Verleihung rund ums Silberne Lorbeerblatt haben sich die erfolgreichen Olympionikinnen und Olympioniken von Tokio, von Team Deutschland und von Team Deutschland Paralympics, in der deutschen Hauptstadt getroffen. In diesem Interview am Rande der Veranstaltung spricht Olympiasieger Ronald Rauhe unter anderem über diese Saison und auch seine Zielsetzungen nach der Karriere.
Ist so eine Veranstaltung etwas anderes?
Ronald Rauhe: Es ist immer besonders. Erst einmal die Auszeichnung an sich ist besonders, völlig unabhängig, das wievielte Blatt es schon ist … aber ich freue mich auch darüber, dass wir doch noch einmal die Möglichkeit bekommen haben, einfach zusammen zu feiern, dies war in der letzten Phase bekanntlich nicht mehr möglich. Ich freue mich, dass das Team Deutschland hier zusammen ist und endlich einmal seine Medaillen feiern kann. Das alles kompakt … das wird ein ganz toller Abend!
Ist es wichtig, dass die Politik den Sport für seine Leistung auszeichnet?
Ronald Rauhe: Ich hatte es vorhin in meiner Rede ein bisschen angeprangert, ich glaube, wir können in Deutschland viel mehr machen. Wir haben viel mehr Potenzial und ich glaube, die Politik sollte ein wenig umdenken. Die Politik muss versuchen, dass der Sport wieder einen ganzen anderen Stellenwert in der Gesellschaft erlangt. Ich glaube, es ist nicht nur für den Sport wichtig, sondern auch für die Gesellschaft, denn der Sport bietet viel mehr als nur Leistungssport. Ich denke an Solidarität, an Fairness und ein intensives Miteinander … das sind Charaktereigenschaften welche der Sport hervorbringt und von daher ist Sport ein positives Werkzeug, um generell in der Gesellschaft für mehr positive Stimmung zu sorgen.
Wie sieht der eigene Rückblick denn aus?
Ronald Rauhe: So richtig verdaut habe ich es noch gar nicht alles … obwohl es schon eine Weile her ist. Es ist noch so viel los in meinem, dass ich noch gar nicht richtig zur Ruhe gekommen bin. Es ist immer noch recht schwer für mich, wenn ich auf Events mein eigenes Rennen anschauen muss … ich bekomme dabei immer noch Gänsehaut. Es ist immer noch schön und ich hoffe, dass dann irgendwann die Ruhe einkehrt, aber aktuell genieße ich einfach die Zeit und den ganzen Trubel. Es ist alles positiver Stress und genau sehe ich es auch. Aber die Ruhe wird kommen.
Wie sieht es mit der Zeit nach der Karriere aus? Oder doch Comeback?
Ronald Rauhe: Daran denke ich nicht … ein Weitermachen ist komplett bei Seite gelegt. Es ist aber schon komisch, wenn ich als ehemaliger Athlet angesprochen bin oder werde … ich fühle mich noch nicht als ehemalig, ich fühle mich aktuell noch als Athlet. Ich muss lernen damit umzugehen, dass die Karriere beendet ist, aber aktuell habe ich viel zu tun, ein Anfreunden ist noch nicht drin.
Ich denke, wenn die Wettkämpfe starten wird es auch in meinem Kopf ankommen.
Ist eine Party zum Abschluss dieser Saison genau das richtige Zeichen?
Ronald Rauhe: Ich finde es super schön, natürlich ist die aktuelle Zeit leider schon wieder auf Warnzeichen gestellt, man muss auch hier ganz gewisse Voraussetzung beachten, es wurde an vielen Punkten hochgefahren … trotzdem finde ich es gut, als Team doch noch einmal gemeinschaftlich zusammen zu sein und diese positive Energie zu erleben. In Tokio hat es ein wenig gefehlt. Von daher muss man es alles mit Vorsicht genießen, aber wir wissen es zu nehmen. (DOSB/TX)
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