Emil Mellegard: „Wegen Uwe Gensheimer wollte ich Linksaußen werden“.
Emil Mellegard hat seinen laufenden Vertrag bei der HSG Wetzlar langfristig bis 2024 verlängert. In diesm Interview spricht der schwedische Linksaußen über seine Jugend in Schweden, seine offensichtlich absolut handballverrückte Familie sowie einen besonderen Moment, der seine heutige Position auf dem Feld bestimmt hat. Um 16:00 Uhr empfangen die Mittelhessen den Tabellennachbarn TVB Stuttgart.
Emil, wo hast Du in der Jugend gespielt?
Emil Mellegard: Mein erster Verein war Kärra HF, da habe ich bis ich 13 Jahre alt war gespielt. Sowohl meine Mutter als auch mein Vater haben mich in der Zeit dort trainiert, das war super. Am Anfang habe ich als Mittelmann gespielt, aber dann gab es einen besonderen Moment für mich. Beim deutschen Pokal-Final4 habe ich Uwe Gensheimer spielen sehen und danach wollte ich unbedingt auf Linksaußen spielen. Mit 13 Jahren bin ich dann zu Redbergslid nach Göteborg gewechselt.
Wann hast Du das erste Mal in der 1. Liga in Schweden gespielt?
Emil Mellegard: Da war ich dann 17 Jahre alt. Ich habe in der Juniorenmannschaft gespielt und Mitte der Saison wurde ich zu den Profis hochgezogen. Erst habe ich nur trainiert, dann war ich zwar im Kader, aber Charlie Sjöstrand hat immer gespielt. Als er nach Minden gewechselt ist, war ich der erste Linksaußen für Redbergslid.
Mit welchen HBL-Spielern hast Du in Redbergslid zusammengespielt?
Emil Mellegard: Aktuell spielen noch Tobias Thulin (TVB Stuttgart), Linus Arnesson (Bergischer HC) und Jonathan Carlsbogard (TBV Lemgo) in der Bundesliga, die ich schon aus meiner alten Mannschaft in Schweden kenne. Wir haben als Mannschaft immer die Playoffs erreicht, aber sind dann meistens im Viertelfinale gescheiter.
Was war Deine Reaktion als Du von der Aufmerksamkeit aus der Bundesliga gehört hast?
Emil Mellegard: Das war wirklich unglaublich. Mein Berater hat mich angerufen und gesagt, dass Wetzlar Interesse an mir hat und ich war sofort Feuer und Flamme. Dann habe ich mit Olle Forsell Schefvert gesprochen, den ich schon aus der Liga kannte und er hat mir allein nur positives berichtet. Es war dann natürlich zusätzlich schön, dass Magnus Fredriksen und Philip Henningsson gemeinsam mit mir nach Wetzlar gekommen sind. Meine Entscheidung hat das aber nicht beeinflusst, denn Wetzlar war und ist eine riesige Chance für mich.
Was wusstest Du über Wetzlar bevor Du hergekommen bist?
Emil Mellegard: Kristian Björnsen war als Außen immer ein Vorbild für mich und deshalb kannte ich die HSG Wetzlar. Viele andere Spieler haben mir gesagt, dass Auswärtsspiele in der Rittal Arena immer extrem unangenehm sind, die Stimmung unglaublich ist.
Was war bisher Dein stärkstes Spiel für die HSG Wetzlar?
Emil Mellegard: Ich würde sagen das erste Heimspiel in dieser Saison gegen den TBV Lemgo Lippe. Ich habe fünf Tore erzielt und das war das erste Heimspiel mit vielen Fans für mich. Das hat mir und ich denke uns allen nochmal einen extra Push gegeben. Ich habe keine Erschöpfung und so viel Adrenalin gespürt, ich hätte 120 Minuten spielen können.
Du spielst unter Trainer Ben Matschke nochmal eine ganz andere Rolle, was hat sich in Deinem Spiel verändert?
Emil Mellegard: Mein erstes Jahr war gut, aber jetzt bin ich ein bisschen ruhiger geworden in meinem Spiel. Ben gibt mir sehr viel Vertrauen und das hilft mir sehr. Wir spielen jetzt in der Defensive oft eine 5:1-Deckung und da ist der offensive Part nochmal eine neue Aufgabe für mich. Das macht mir sehr viel Spaß, ich kann noch mehr am Spiel teilnehmen und den Gegnern den Ball klauen. Ich habe aber auf jeden Fall noch viele Möglichkeiten mich zu entwickeln.
Wie trainierst Du Deine Sprungkraft?
Emil Mellegard: Dafür muss ich meinem Vater danken. Er hat im rechten Rückraum gespielt und konnte immer richtig hoch springen, das hat er mir wohl vererbt. In der Jugend hatte ich im Athletiktraining sehr viel Fokus auf die Beinarbeit, das hat mit Sicherheit auch geholfen.
Wie ist Dein Verhältnis zu Deinem Gespannpartner auf Linksaußen, Maximilian Holst?
Emil Mellegard: Max ist ein überragender Spieler, der sehr intelligent spielt. Wie Max Siebenmeter wirft, ist wirklich ein anderes Level. Unser Verhältnis ist sehr gut und wir unterstützen uns sehr. Letzte Saison hat Max mehr gespielt und als ich eingewechselt wurde, hat er mich immer richtig angefeuert.
Jetzt wurdest Du wieder für die schwedische Nationalmannschaft berufen, was ist das für ein Gefühl?
Emil Mellegard: Es ist einfach nur ein Traum! Von jedem Spieler ist es der größte Wunsch für die Nationalmannschaft seines Landes zu spielen. Und es macht mich unglaublich stolz und dankbar.
Was lernst Du von Deinen Mitspielern in der Nationalmannschaft?
Emil Mellegard: Ich bin dabei einer von drei Linksaußen. Hampus Wanne spielt in Flensburg und Lucas Pellas in Montpellier. Wanne hat eine überragende Routine und Sicherheit. Er sieht bei jedem Wurf gleich aus und das ist sehr schwierig für die Torhüter, das möchte ich auf jeden Fall auch lernen.
Welcher ist Dein Lieblingsspieler aller Zeiten?
Emil Mellegard: Lars Christiansen, Guðjón Valur Sigurðsson, Uwe Gensheimer und Anders Eggert sind richtig gute Linksaußen gewesen. Als ich Mittelmann gespielt habe, habe ich mir auch viel von Nikola Karabatic und Ivano Balic abgeschaut.
Dein Vater Mikael hat als Handballprofi in Deutschland gespielt, hast Du dann schon in Deutschland gewohnt?
Emil Mellegard: Ich bin in Schweden geboren und dann sind wir für ein Jahr nach Bad Schwartau gezogen. Nach der Zeit in Deutschland hat er bei Kärra HF gespielt. Ich erinnere mich daran, dass ich als Kind wirklich immer in der Halle unterwegs war. Jetzt arbeitet mein Vater als Verkäufer für eine große Lebensmittelfirma.
Was macht Deine Familie?
Emil Mellegard: Meine ganze Familie wohnt in Göteborg und meine Mutter arbeitet in einem Klamottenladen. Meine Schwester Lova ist zwei Jahre jünger, hat früher auch Handball gespielt und sie studiert Ernährungswissenschaften. Meine Freundin Linn spielt auch als Linksaußen Handball, in der 1. Liga bei BK Heid.
Deine Cousine Olivia spielt auch als Linksaußen professionell Handball, gibt es bei Euch ein anderes Thema bei Familienfesten?
Emil Mellegard: Tatsächlich nein. Wir reden immer über Handball. Auch Olivias Bruder, ihre Eltern und meine Eltern haben Handball gespielt. Manchmal sagt meine Schwester dann, dass wir bitte auch mal über etwas anderes reden sollen.
Was hast Du von der Region schon alles gesehen?
Emil Mellegard: Wegen der ganzen Pandemie habe ich im letzten Jahr nicht viel unternommen. Jetzt gehe ich mit Teamkollegen öfter mal in der Altstadt essen. An einem freien Tag waren wir auch schon in Frankfurt oder Marburg. In Marburg gibt es ein schwedisches Restaurant, da haben wir Köttbullar gegessen.
Wie verbringst Du Deine Freizeit?
Emil Mellegard: Fast jeden Abend bin ich bei Adam Nyfjäll und seiner Freundin Emily. Sie kocht sehr gut. Gemeinsam schauen wir Handball oder Serien. Sonst probiere ich mich viel auszuruhen, um für das Training fit zu sein.
Wie würdest Du Dich in drei Worten beschreiben?
Emil Mellegard: Ruhig, nachdenklich, nett.
Was war Dein Lieblingsfach in der Schule?
Emil Mellegard: Natürlich Sport. Wir hatten im Gymnasium auch viel Psychologie, da haben wir viel über den Menschen gelernt. Das hat mir gefallen.
Was wünschst Du Dir bis 2024?
Emil Mellegard: Zuallererst wünsche ich mir, dass meine Familie und Freunde gesund bleiben. Sportlich wünsche ich mir, dass ich mich weiterentwickle und ich immer besser werde. Mit der HSG Wetzlar möchte ich so viele Spiele wie möglich in dieser Zeit gewinnen. (HSG Wetzlar/TX)
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