„Ulz“ Däuber: „Trotz der Rivalität sind wir uns als Football-Familie begegnet“.
Die Dresden Monarchs haben erstmals den German Bowl gewonnen. Im engen und hochklassigen Finale vor 14.738 Zuschauern im ausverkauften Deutsche-Bank-Park in Frankfurt setzte sich das Team von Headcoach „Ulz“ Däuber mit 28:19 gegen die Schwäbisch Hall Unicorns durch. Dabei fiel die Entscheidung, wie vom Headcoach erwartet, im letzten Viertel. Im Interview spricht „Ulz“ Däuber nicht nur über den Sieg!
Herr Däuber, erst einmal herzlichen Glückwunsch zum Gewinn des German Ball! Wie fühlt es sich an, erster GFL-Meister mit Dresden geworden zu sein, vor allem als gehandelter Außenseiter?
„Ulz“ Däuber: Sehr gut, natürlich … einfach super! Wir sind immer noch im Party-Mode, sag ich mal. Die Jungs, also die deutschen sowie die internationalen Spieler, der ganze Staff und auch die Fans sind einfach nur glücklich. Am Dienstag hatten wir noch eine Feier mit unseren Fans … unbeschreiblich. Super! So langsam kann ich es auch glauben, dass wir das gepackt haben. Ich gehe jeden Tag am Pokal vorbei und streichle ihn … nur so kann man das langsam auch glauben!
Mussten Sie das Team vor dem Finale beruhigen? Nicht nur weil es das Finale war, sondern weil das „Waldstadion“ mit den fast 15.000 Fans und dem großen Rahmenprogramm einem Hexenkessel glich.
„Ulz“ Däuber: Einer großen motivierenden Rede bedurfte es auf jeden Fall nicht!
Wir haben die zwei Wochen zuvor darüber gesprochen, dass es zwar unser Spiel ist, es aber eben kein ganz normales Spiel sein wird. Die Party rund um den gesamten German Bowl wird große sein, die Fans werden rund um die Uhr für gute Stimmung sorgen … es wird eine riesige, laute Party werden. Neben den gesamten Details zu unserem Gegner haben wir darauf immer wieder hingewiesen. Daher mussten wir in Frankfurt dann nichts großartig anders machen als sonst auch vor einem Spiel. Und man muss natürlich auch sagen, wir haben viele deutsche und internationale Spieler hier in Dresden, die schon auf der größeren Bühne gespielt haben.
Wie war es für Sie persönlich, immerhin ging es im Finale gegen Ihre „erste große Liebe“ im American Football?
„Ulz“ Däuber: Es war bekanntlich nicht mein allererstes Spiel als Coach gegen die Unicorns. Aber die zwei Wochen bis zum German Bowl waren trotzdem der absolute Wahnsinn, natürlich auch für mich selbst. Aber ich habe immer zu meinem Staff, zu meinem Team gesagt: „Wir wollen nicht nur dabei sein, sondern wir wollen das Ding gewinnen“ … aber das wollen wohl alle Vereine die den German Bowl erreichen.
Das klingt wahrscheinlich wie normales Business, aber man macht sich trotzdem als Coach viel mehr Gedanken … es ist aber auch der German Bowl!
Was das schöne war: Nicht nur unsere Fans haben mich positive empfangen, auch viele der Schwäbisch Haller haben mich noch erkannt und positiv empfangen. Dann kennt man noch Coaches, Spieler und, und, und … das ist schon großartig. Trotz der Rivalität auf dem Platz sind wir als Football-Familie dort zusammengekommen.
Die Partie war bis zum Ende super spannend. Absolute Werbung für den Sport und die GFL. Waren Sie von der Ausgeglichenheit des Spiels überrascht, oder hatten Sie mit so einem Spiel gerechnet?
„Ulz“ Däuber: Nein, dieser Verlauf hat mich überhaupt nicht überrascht. Ich habe in der gesamten Vorbereitung immer wieder daraufhin gewiesen, dass dieses Spiel im letzten Quarter entschieden werden könnte, wahrscheinlich mit dem letzten Drive. Und den Drive müssen wir haben und dann können wir damit gewinnen. Aber es ist doch auch logisch, zwei sehr, sehr gute Teams standen im Finale. Gut, Schwäbisch Hall hatte den letzten Drive, sie haben es jedoch nicht vollendet. Überrascht war ich also nicht, trotzdem ärgert man sich natürlich über vergebene Momente im Spiel, in der Aktion. Das Gute, die Defense und Offense ärgert viel mehr!
Gab es die Tage nach der Partie dann eine normale Spielanalyse für das Team, obwohl man den German Bowl gewonnen hat?
„Ulz“ Däuber: Nein, also ich habe mir das ganze Spiel gleich am nächsten Tag noch einmal angeschaut, aber das war es dann auch diesmal schon. Sonst notieren wir Coaches uns natürlich immer super viele Anmerkungen. Haben wir jetzt noch nicht gemacht, wir werden uns das aber auf jeden Fall noch einmal anschauen, genau wie wir auch eine Analyse der kompletten Saison machen werden. Was war gut, was war nicht so gut, wo können wir uns in der Zukunft noch verbessern … wir werden wieder neue Ideen aus dem Spiel und der Saison ziehen. Ich denke, es wäre auch falsch zu sagen: „Wir haben gewonnen und fertig aus“ … wir Coaches leben davon, dass wir reflektieren. Das kann nur passeren, wenn man sich das Spiel erneut anschaut.
Sie selbst waren in den USA. Welche Rolle würden GFL-Teams im Mutterland dieses wunderschönen Sports spielen?
„Ulz“ Däuber: Eine schwere Frage … ich finde erst einmal, dass die GFL in Europa zu den besten Ligen gehört, wenn sie nicht sogar die beste Liga ist. Die Liga hat viel Qualität und bietet viele hochklassige Partien. Das liegt auch daran, wir haben recht viele Division One Player in den Teams, aber eben nicht nur. Es gibt auch Spieler, die zum Sport einen regulären Beruf haben, oder fleißige Studenten sind. So etwas muss man auch als Coach berücksichtigen und respektieren. Daher ist die Struktur in den USA eine komplett andere und macht den Vergleich schwierig.
Vor dem Finale hat der Stadionsprecher der Minnesota Vikings verkündet, dass die NFL spätestens 2023 ein reguläres Saisonspiel in Deutschland austragen wird. Wird dies einen Effekt für die GFL haben?
„Ulz“ Däuber: Ich denke schon. Die NFL und die NFL-Teams sind mit Abstand das Highlight im American Football. Und wenn wir NFL-Teams zu regulären Spielen nach Deutschland bekommen können, dann wird es auch einen Effekt auf die Szene und den Sport in Deutschland haben. Solche Partien werden uns in der öffentlichen und medialen Wahrnehmung bestimmt helfen. Davon bin ich überzeugt … ich freue mich schon riesig darauf. Und ich bin Fan der San Francisco 49ers und hätte überhaupt kein Problem damit, ein Spiel meines Teams dann hier in Deutschland zu sehen.
Könnte auch die IFAF Weltmeisterschaft 2023 solch einen Effekt haben? Der AFVD bewirbt sich um die Ausrichtung.
„Ulz“ Däuber: Sehr gut … das finde ich sehr gut. Ich bin ja als ein Coach auch bei unserer Nationalmannschaft eingebunden und finde, für unsere Nationalspieler wäre es etwas großartiges, vor heimischer Kulisse zu spielen, sich zu präsentieren. In den Spielen kann man sich auf höchstem Niveau messen. Wenn die WM 2023 wirklich nach Deutschland kommt, dann wird sie auf vielen Ebenen etwas bringen. Und ich spiele lieber in Deutschland, als dass ich irgendwo anders hinfahre.
Abschließend: Ab wann beginnen bei den Monarchs die Vorbereitungen auf die neue Saison, schließlich wird man jetzt gejagt?
„Ulz“ Däuber: Also ich mache mir jetzt schon meine Gedanken. Für die Spieler wird es wahrscheinlich erst irgendwann im November losgehen. Wir haben jetzt hier auch unseren eigenen Kraftraum und das ist sehr, sehr positiv, da wir den richtig perfekt nutzen können. Da wird es dann am Anfang ordentlich zur Sache gehen. Und dann, je nachdem, wann die Liga anfängt, müssen wir schauen, wann wir rausgehen. (TX)
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