Andreas Pokorny: „In Nordamerika gibt es schon semi-professionelle Strukturen“.
Im tschechischen Ostrava findet vom 24. bis 30. September der erste IPH Cup 2022 statt. Die USA, Kanada und Tschechien sowie ein Team Europe nehmen am Turnier teil. Mit Ingo Kuhli-Lauenstein, Frank Rennhack, Bernhard Hering sowie Bas Disveld sind vier deutsche Spieler im Team Europe vertreten. Der deutsche Bundestrainer Andreas Pokorny erklärt im Vorfeld generell ein paar Fakten zum Para-Eishockey.
Können Sie kurz die Unterschiede zum Eishockey erklären?
Andreas Pokorny: Es unterscheidet sich darin vom Eishockey, dass man mit dem Schlitten, anders als mit Schlittschuhen, nicht rückwärts oder seitwärts laufen kann. Mit dem Schlitten gibt es nur vorwärts. Man muss also abbremsen und den Schlitten drehen. Alles andere ist exakt wie beim Eishockey.
Wo steht das deutsche Para-Eishockey im internationalen Vergleich?
Andreas Pokorny: Wir sind unter den besten acht Mannschaften weltweit, pendeln aber immer zwischen der A und B Gruppe.
In Nordamerika gibt es schon semi-professionelle Strukturen, einige Spieler können sogar schon ihren Lebensunterhalt mit dem Sport bestreiten. Da ist bei uns gar nicht dran zu denken. Wir sind im internationalen Vergleich wirklich Amateure, sogar ohne eigenen Verband. Es gibt nur eine Verwaltung im deutschen Behindertenverband. Wir sind den Rollstuhlverband zugeordnet, sollten jedoch nach meinem Verständnis zum Eishockeyverband gehören. Eishockey ist für mich Eishockey. Wir wollen zum DEB, dies würde der Sportart einen Push geben.
Was müsste außerdem auf Vereinsebene noch passieren?
Andreas Pokorny: Wir bräuchten mehr Trainer und auch mehr Mannschaften. Aber das kostete alles Geld, und das fehlt an allen Ecken. Ein weiteres Problem sind die Stadien und Eiszeiten. Da haben wir große Probleme, akzeptable Zeiten zu erhalten. Wenn man mehr als eine Stunde zum Training fahren muss und erst ab 22:00 Uhr ran darf, ist es schwierig, gerade für Jugendliche.
Es wäre eine große Hilfe, wenn DEL- und DEL2-Vereine auf ihren Webseiten auf uns verweisen würden. Das kostest auf der einen Seite gar nichts, hätte auf der anderen Seite jedoch einen gewaltigen Reichweitenvorteil.
Gibt es schon konkretere Planungen, was weitere Lehrgänge angeht?
Andreas Pokorny: Wir haben bis 25. September einen Lehrgang in Düsseldorf. Für Mitte Oktober planen wir ein Trainingslager in Ilmenau. Anfang November sind dann Länderspiele in Düsseldorf, auch noch im November spielen wir bei einem Turnier in Finnland. Das war es dann mit dem Jahr.
Welche Rolle spielt Deutschland bei der kommenden WM?
Andreas Pokorny: Ich denke, wir haben realistische Chancen, die Klasse zu halten. Das ist unser primäres Ziel. Alles andere wäre mit der vorhandenen Struktur einfach nicht realistisch. Ein Abstieg wäre sportlich nicht so tragisch, würde uns aber, was die Popularität betrifft, wieder ein wenig zurückwerfen. (LB)