Linda Schöttler: „Die Kaderplanung läuft im Prinzip das ganze Jahr über“.
Der Frauenfußball ist nicht erst seit der Europameisterschaft in England wieder ein Thema, der Frauenfußball hat schon in den vergangenen Jahren eine sehr positive Entwicklung genommen. International und auch in Deutschland. Das allgemeine Interesse wächst, wobei es noch genug ungenutztes Potenzial gibt. Linda Schöttler ist Sportdirektorin bei Bayer 04 Leverkusen und gewährt einen Blick ins Business.
Frau Schöttler, Sie sind Sportdirektorin im Frauenfußball. Besteht eigentlich ein Unterschied zur identischen Position im Männerfußball?
Linda Schöttler: Aus meiner Sicht unterscheidet sich die Arbeit nicht großartig. Es gibt im Frauenfußball vielleicht mehr Thematiken, die in Personalunion bearbeitet werden müssen. Wobei es mich nicht stört.
Wie läuft so ein typischer Arbeitstag bei Ihnen ab?
Linda Schöttler: Den gibt es nicht, weil mein Aufgabengebiet so schön vielfältig ist. Der Großteil meiner Zeit dreht sich jeden Tag um interne und um externe Anfragen. Diese beziehen sich auf den nächsten Spieltag, die Trainings und Bedürfnisse der einzelnen Mannschaften, die Trainer und viele andere Abteilungen. Auch die Presse oder Verbände fallen mit in meinen Aufgabenbereich. Von daher gibt es diesen ganz typischen Alltag einfach nicht. Was die Aufgabe so spannend macht.
Dazu noch strategische Themen, wie saisonaktuelle und -übergreifende Projekte, oder auch die Personalplanung, Finanzen sowie die Lizensierungen.
Im Männerfußball spielen die Ablösesummen eine recht gewichtige Rolle. Im Frauenfußball reden wir über komplett andere Summen bei Transfers. Welche Rolle spielen die Ablösesummen trotzdem im Frauenfußball?
Linda Schöttler: Natürlich sind es komplett andere Summen, aber trotzdem spielen die Ablösesummen auch im Frauenfußball schon eine entscheidende Rolle, sofern Spielerinnen noch laufende Verträge haben. Mit Sicherheit werden die Summen in Zukunft auch noch deutlich anwachsen.
Und wie läuft dann so ein Transfer generell ab?
Linda Schöttler: Ein Transfer beginnt in der Regel mit dem Kontakt zur Spielerin oder auch der zuständigen Berateragentur. Es folgen erste Gespräche und mögliche Probetrainings, ehe ein Vertragsangebot folgt. Nach einem erfolgreich absolvierten Medizincheck kann dann die Unterschrift unter den Vertrag folgen.
Ab welchem Jahrgang beginnt bei Leverkusen das Scouting?
Linda Schöttler: Wir Frauen haben kein eigenes Scouting. Scouts, die generell für Bayer 04 unterwegs sind, geben mitunter Empfehlungen ab, sobald sie Spielerinnen entdeckt haben. Ansonsten sichten unsere Trainerteams noch selbst auf Turnieren, sind bei Spielen oder Lehrgängen im Einsatz. Da es erst mit der U13 in Leverkusen losgeht, sind Mädchen ab 10 Jahre alt.
Wann startet die heiße Phase der Kaderplanung?
Linda Schöttler: Die Kaderplanung läuft im Prinzip das ganze Jahr über. Die heiße Phase geht mit Jahresanfang los und ist je nach Erfolg primär im Transferfenster, der sogenannten Wechselperiode II, von entscheidender Bedeutung.
Wie sehen Sie die Diskussion zur Aufstockung der 1. Liga?
Linda Schöttler: Da habe ich keine klare Meinung zu. Wichtiger ist das Gefälle in der Liga, das Leistungsniveau. Denn auch bei den Männern wünschen sich doch alle einen spannenderen Meisterkampf! (LB)