Nadine Keßler: „Die Kampagne ist ein starkes Zeichen für Gleichberechtigung“.
In Milton Keynes, bei Volkswagen UK, gab es eine interessante Podiumsdiskussion rund um das Thema „Gleichberechtigung und Diversität im und durch Sport“. An der Diskussion nahm unter anderem auch Nadine Keßler teil. Die ehemalige Fußballerin und heutige UEFA-Botschafterin für die Entwicklung des Frauenfußballs stellte sich im Anschluss an die äußerst intensive Diskussion auch noch den medialen Fragen.
Wie haben Sie die Europameisterschaft in England wahrgenommen?
Nadine Keßler: Ich bin überwältigt!
Es war eine tolle Europameisterschaft, rein sportlich und auch von der Begeisterung in und um die Stadien. Es waren Welten zwischen 2017 und dieser EM. Ich glaube, es war ein großes Ausrufezeichen!
Der Zuschauerrekord wurde förmlich pulverisiert. Das Interesse ist groß …
Nadine Keßler: Es ist eine Begeisterung, die wir in dieser Form zuvor nie so hatten. Es wurde nicht nur der generelle Zuschauerrekord gebrochen, es wurden auch viele Rekorde in einzelnen Spielen gebrochen. Da wollte der Frauenfußball hin.
Inwieweit sehen Sie sich eigentlich selbst auch als ein Vorbild an?
Nadine Keßler: Für mich selbst war es ein äußerst aufregendes Turnier und ich war natürlich bei so vielen Spielen wie möglich live in den Stadien dabei. Ich war zudem in viele Dinge unmittelbar involviert und habe diese so gut wie möglich organisiert oder auch kommuniziert. Ich hoffe natürlich, dass ich durch meine jetzige Arbeit in der UEFA für viele Mädels, für zukünftige Generationen ein gutes Vorbild sein kann. Um zu zeigen: Nach der sportlichen Karriere gibt es definitiv einen Weg, um weiter erfolgreich im Fußball aktiv zu sein.
Welche Maßnahmen werden bei der UEFA für die weitere Zukunft ergriffen?
Nadine Keßler: Ich hoffe doch, dass unser Engagement und unsere Ambitionen für den Frauenfußball außer Frage stehen! Und ich glaube, wir haben dies vor allem in den vergangenen Jahren auch mehrfach unter Beweis gestellt, zum Beispiel mit der Champions League der Frauen, oder mit vielen zusätzlichen Investitionen auf allen Ebenen. Das waren große Sprünge, bestes Beispiel war diese Europameisterschaft, aber wir sind natürlich noch lange nicht fertig. Das war ein Anfang und wir werden in den kommenden Jahren noch mehr in den Frauenfußball investieren. Aber ich hoffe, diese Europameisterschaft war schon ein Impuls für alle unsere Verbände!
Wie haben Sie die Kampagne #NOTWOMENSFOOTBALL gesehen?
Nadine Keßler: Ich finde die Kampagne einfach nur großartig! Die Kampagne weißt hoffentlich endgültig daraufhin, worüber wir uns mittlerweile alle einig sein sollten, dass wir nämlich über den gleichen Fußball sprechen. Männer- und Frauenfußball ist simpel gesagt, der gleiche Sport!
Die Kampagne ist in erster Linie ein starkes Zeichen für Gleichberechtigung, aber für mich geht es definitiv auch darum, den Sport hervorzuheben … es ist äußerst wichtig, dass wir über Frauenfußball den Sport sprechen. Manchmal wird zu schnell verallgemeinert, dass Gleichberechtigung und Frauenfußball das Gleiche ist, das ist es nicht. Es kann damit einhergehen … deshalb ist es meiner Meinung nach wichtig, sich auf den Sport zu fokussieren. Wie wir es auch im Männerfußball machen. Die Spielerinnen und Resultate hervorheben, einfach über Fußball sprechen. Ich glaube, das ist der größte Respekt, den jeder von uns dem Frauenfußball entgegenbringen kann. Einfach über den Sport reden. (Volkswagen/TX)
Foto © Volkswagen