Birgit Fischer: „Für mich wäre Instagram damals ein Fluch gewesen“.
Im Rahmen der European Championships in München wird die Deutsche Sporthilfe Podiumstalks auf der Central Stage im Olympiapark durchführen. An diesen sechs Tagen sprechen zwei Sportlerinnen oder Sportler aus verschiedenen Epochen des Sports. Beim fünften Talk stellten sich die achtfache Olympiasiegerin Birgit Fischer und die Kanu-Paralympicssiegerin Edina Müller den Fragen von Maren Schiller.
Wie war es, als alleinerziehende Mutter professionell Sport zu betreiben?
Birgit Fischer: Sportlerin und zweifache alleinerziehende Mutter zu sein, war sehr schwierig … die gesamte Akzeptanz war Anfang der 1990er Jahre schlichtweg nicht da. Sportlerinnen, die Mütter werden wollen, mussten eigentlich frühzeitig aufhören, um ihren Kinderwunsch zu erfüllen. Wir dürfen diese Frauen aber einfach nicht für den Leistungssport verlieren!
Wie stellt sich diese freudige Aufgabe für eine Para-Sportlerin dar?
Edina Müller: Als ich bekanntgegeben habe, dass ich schwanger bin, flog ich aus allen Kadern erst einmal heraus und stand ohne finanzielle Förderung da. Wenn ich nicht die Unterstützung der Deutschen Sporthilfe gehabt hätte, hätte ich nach der Geburt meines Sohnes meine Karriere nicht weiterverfolgen können!
Hat sich aber mittlerweile an diesem großen Missstand etwas verändert?
Edina Müller: Mütter im Leistungssport hatten in den letzten zwei Jahren einen großen Drive und bekamen viel Medienaufmerksamkeit, um ein paar Missstände aufzudecken. Es geht um Förderung, es geht um die Frage, wie kann ich meinen Sport mit Kind weitermachen … da muss es einfach Rahmenbedingungen geben, das generell zu ermöglichen.
Hätte die digitalen Netzwerke vielleicht schon früher etwas bewegt?
Birgit Fischer: Für mich wäre Instagram damals ein Fluch gewesen. Mit den zwei Kindern, Social Media, Studium und Sport … das wäre alles viel zu viel gewesen. Ich habe es immer genossen, inkognito unterwegs gewesen zu sein.
Mit 18 Jahren das erste Gold in Moskau, mit 42 Jahren das letzte Gold in Athen und im Jahr 2005 das Karriereende. Wäre man heute gern noch dabei?
Birgit Fischer: Was die sportliche Seite anbelangt, würde ich heute sehr gerne noch Wettkämpfe paddeln … aber heute sind die Sportlerinnen doch sehr, sehr viel athletischer, dagegen waren wir damals ein bisschen wie Hausfrauen. Dadurch wirkt der Sport viel ästhetischer. (Deutsche Sporthilfe/TX)