Daniela Adomeit: „Etwas zu verändern, zu bewegen, ist die eigentliche Motivation“.
Bei der 28. Preisverleihung der AMSEL Stiftung Ursula Späth im Porsche Museum ist Daniela Adomeit als „Multiple Sklerose-Aktivistin des Jahres“ geehrt worden. Die ehemalige Krankenschwester ist AMSEL-Kontaktgruppenleiterin und Sprecherin der „Jungen Initiative“ der AMSEL Karlsbad-Ettlingen; außerdem engagiert sich die 42-jährige ehrenamtlich als Mitglied in der Agendagruppe „Barrierefreies Ettlingen“.
Frau Adomeit, bereits im jungen Alter von 14 Jahren waren Sie ehrenamtlich tätig. Was hat Sie dazu bewegt?
Daniela Adomeit: Ehrenamtliches Engagement wurde mir zuhause mitgegeben. Alle in unserer Familie waren ehrenamtlich tätig. Ausschlaggebend war für mich meine Großmutter. Für sie galt der Grundsatz, dass man anderen helfen muss, wenn es einem selbst gut geht. Das hat mich veranlasst, während der Schulzeit in der Jugendhilfe aktiv zu sein. Und während meiner Ausbildung begleitete mich das Ehrenamt dann eher im politischen Bereich.
2004 erhielten Sie die Diagnose Multiple Sklerose …
Daniela Adomeit: Das war ein Schock und zugleich eine Erleichterung. Ich bin damals zu verschiedenen Ärzten gegangen. Keiner konnte mir erklären, was für ein Problem ich hatte. Die MS-Diagnose brachte dann endlich die Klarheit. Das Leben veränderte sich, aber das Ehrenamt blieb. Als gelernte Krankenschwester habe ich mich intensiv mit der Krankheit auseinandergesetzt und hatte außerdem auch das Hintergrundwissen, um anderen zu helfen.
Sie engagieren sich insbesondere für junge MS-Betroffene!
Daniela Adomeit: Mit der Diagnose, ich war damals 24, stellte ich fest, dass es für meine Altersgruppe nur wenig Informationen gab. Das nahm ich zum Anlass die „Junge Initiative“ in Ettlingen ins Leben zu rufen. Anfang 20 benötigt man eine ganz andere Betreuung und andere Art von Hilfe. Ich schrieb dann einen Blog, brachte das Thema in die sozialen Medien und gründete eine virtuelle Kontaktgruppe, die über die Landesgrenzen hinweg aktiv ist.
Das klingt nach einem Vollzeitjob …
Daniela Adomeit: Mit normalen Arbeitszeiten ist das natürlich nicht zu vergleichen. Letztlich ist meine Tätigkeit auch von der Tagesform abhängig. Meine Motivation und mein Ziel sind, objektiv über die Krankheit aufzuklären sowie alte, verstaubte Sichtweisen zu verändern. Ich berichte über meinen Alltag, meine Erfahrungen und zeige Wege auf, um ein glückliches Leben mit MS zu führen. Denn schließlich gibt es immer die zwei Seiten einer Medaille.
Zwei Seiten einer Medaille? Wie meinen Sie das?
Daniela Adomeit: Die Krankheit ist bis heute nicht heilbar. Mein größter Wunsch wäre es natürlich, dass die Heilung irgendwann gelingt. Richtig ist aber auch, dass man heute ein glückliches und selbstbestimmtes Leben mit MS führen kann. Die innere Einstellung ist wichtig. Man muss auch immer die positiven Aspekte sehen. Beispielsweise habe ich durch die Krankheit viele neue Freunde kennengelernt. Und wichtig ist, objektiv über die Krankheit zu berichten und den betroffenen Menschen Zugang zu guten Informationen zu ermöglichen.
2018 gab es die Verdienstmedaille der Bundesrepublik Deutschland. Jetzt „MS Aktivistin des Jahres“. Was bedeutet das für Sie persönlich?
Daniela Adomeit: Die Anerkennung ist einfach toll. Sie zeigt, dass meine Arbeit wahrgenommen und wertgeschätzt wird. Wegen der Preise mache ich die Arbeit aber überhaupt nicht. Etwas zu verändern und wirklich zu bewegen, ist dabei die eigentliche Motivation. In Ettlingen setzte ich mich für eine barrierefreie Stadt ein. Zu sehen, dass man beispielsweise einem behinderten Menschen seinen Alltag, sein Leben, erleichtert, ist tatsächlich ein gutes Gefühl. (Porsche/TX)
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