Valentin Baus: „Ich habe immer noch große Lust mich zu Quälen“.
Die Verschiebung der Paralympics 2020 steckte Valentin Baus nach anfänglichen mentalen Problemen erfolgreich weg und gewann in Tokio schließlich Gold im Para-Tischtennis. Seitdem wird der heute 26-jährige Bochumer, der allein aufgrund seiner Glasknochenkrankheit im Rollstuhl sitzt, öfter erkannt. Die Deutsche Sporthilfe hat den Student als „Sport-Stipendiatin oder -Stipendiat des Jahres 2022“ nominiert.
Valentin, für Deine zweiten Paralympics musstest Du wegen der Pandemie einen längeren Anlauf nehmen als geplant. Wie bist Du damit umgegangen?
Valentin Baus: Zu Beginn war es eine sehr schwierige Situation für mich, weil man nicht wusste, wie es weitergehen wird. Man kann schon sagen, dass ich durch die Verschiebung für ein paar Wochen in ein kleines Loch gefallen bin. Letztlich konnte ich die Zeit aber dafür nutzen, mein Spiel weiterzuentwickeln und auf ein noch viel höheres Niveau zu bringen. Das ist mir, glaube ich, ganz gut gelungen.
Das kann man wohl sagen, denn in Tokio wurdest Du Paralympicssieger im Tischtennis. Wie ist das Turnier für Dich verlaufen?
Valentin Baus: Eigentlich optimal. Ich habe mich von Anfang an wohlgefühlt, hatte das Glück, ein Einzelzimmer zu haben. An die Bedingungen in der Halle musste ich mich ein bisschen gewöhnen, aber ich hatte früh das Gefühl, dass diesmal etwas gehen kann. Am Finaltag bin ich vor dem Wecker aufgestanden, was eher untypisch für mich ist, und habe den Tag genossen. Ich wollte nur das Beste daraus machen, ohne mich dabei unter Druck zu setzen. Ich bin jemand, der sich ganz simpel gesagt darüber freut, Tischtennis spielen zu können.
Hast Du das Gefühl, seit diesem Erfolg anders wahrgenommen zu werden?
Valentin Baus: Ich werde auf jeden Fall häufiger erkannt. Direkt nach Tokio wurde ich öfter angesprochen, das hat sich wieder reduziert, wirkt aber immer noch nach. Insofern war der Wandel schon groß für mich, aber ich kann entspannt einkaufen gehen. Im Studium hat sich nicht viel verändert, ich habe nach Tokio jedoch die Uni gewechselt. Ich wollte ohnehin nach Düsseldorf ziehen, wo ich auch trainiere, um für den Sport nicht mehr so viel fahren zu müssen. Für das Studium zu pendeln, wäre nicht gut gewesen. Während des ersten Lockdowns habe ich mir zudem sehr viele Gedanken gemacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass ich nicht 100 Prozent glücklich mit meinem Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen in Bochum war. Und Glücklicherweise konnte ich mir einige Leistungen für Business Administration hier in Düsseldorf anrechnen lassen. So fügen sich die Dinge zusammen.
Du wirst bereits seit zehn Jahren von der Deutschen Sporthilfe gefördert. Was bedeutet Dir diese Unterstützung durch die Sporthilfe und das Deutsche Bank Sport-Stipendium? Welche Vorteile bietet es Dir?
Valentin Baus: Für mich ist es sehr wichtig. Das Deutsche Bank Sport-Stipendium hilft mir finanziell sehr und ich kann mich darauf verlassen, das gibt mir zudem auch die Ruhe im Training und im Wettkampf. Ohne die Unterstützung wäre für mich und für viele andere vieles gar nicht möglich, insofern ist die Sporthilfe ein sehr wichtiger Baustein in meiner aktuellen Sportkarriere!
Europameister warst Du, Weltmeister auch, jetzt bist Du Paralympicssieger. Was treibt Dich noch an, jeden Tag im Training weiterhin Vollgas zu geben?
Valentin Baus: Ich habe immer noch große Lust mich zu quälen und Wettkämpfe zu gewinnen … als Sportler ist man einfach sehr ehrgeizig. Ich liebe den Sport, es macht mir unheimlich viel Spaß. Daher kommt es eher selten vor, dass ich gar keine Lust auf das Training habe. Die nächsten beiden Paralympics, also Paris 2024 und Los Angeles 2028, will ich auf jeden Fall noch machen. Danach wäre ich dann 32 Jahre alt, und da muss man natürlich schauen, wie gut läuft es noch körperlich. Nur mitfahren, um dabei zu sein, war und ist für mich gar keine Option! (Deutsche Sporthilfe/TX)