Dr. Karl Quade: „Wir haben unseren Zielkorridor ungefähr erreicht“.
Die Paralympischen Sommerspiele in Tokio sind vorbei und die Gastgeber werden mehrheitlich von den Nationen gefeiert. „Team D“ bestand aus 133 Athletinnen und Athleten, die zusammen 43 Medaillen (13 Gold, 12 Silber, 18 Bronze) holten. Damit wurde das anvisierte Ziel nicht erreicht. Zum Vergleich: China feierte 207 Medaillen. Der Chef de Mission Dr. Karl Quade zieht im Interview ein erstes kurzes Fazit.
Wie fällt Ihr Fazit für die Paralympics aus?
Dr. Karl Quade: Zum Glück fanden die Paralympischen Spiele in Tokio trotz der Maßnahmen aufgrund von COVID-19 statt. Aus meiner Sicht hat das Konzept der japanischen Gastgeber gut funktioniert. Wir haben zwar einige Fälle gehabt, auch direkt im Dorf, aber es hielt sich sehr, sehr in Grenzen. Der Kontakt zur japanischen Bevölkerung fand leider nicht statt, aber generell fand ich es trotzdem gut, dass die Paralympics für die Athletinnen und Athleten stattgefunden haben. Ich erhoffe mir, dass sie alle positive Erinnerungen mit im Gepäck haben.
Das sportliche Fazit: In der zweiten Woche, das wussten wir, werden wir besser als in der ersten Woche. Von daher haben wir unseren Zielkorridor ungefähr erreicht. Im besten Fall wollten wir zu den zehn besten Mannschaften gehören und das ist uns ja auch in etwa gelungen, egal ob man Gold-Medaillen oder alle Medaillen zählt. Es ist gelungen, trotz kleineren Teams. Durch die sehr guten Leistungen der Athletinnen und Athleten haben es auch fast alle in die Fördersysteme geschafft. Das freut mich sehr. Wir haben knapp über zehn Sportlerinnen und Sportler die keinen Kaderstatus erreicht haben, da muss man im Nachgang sehen, ob eine andere Förderung in der weiteren Zukunft möglich ist. Das war wie gesagt toll, aber natürlich gab es auch die eine oder andere Enttäuschung. Es gab Sportarten und Mannschaften, da haben wir alle mit Medaillen gerechnet, am Ende ging man leer aus.
Insgesamt sind wir sehr zufrieden und vor allem sind alle Menschen aus dem Team gesund geblieben … das war das aller wichtigste für uns!
Wie schön ist es, dass sich das Gold auf mehr Sportarten verteilt?
Dr. Karl Quade: Das ist richtig toll. In Rio hatten wir nur drei Sportarten, die für uns Gold gewonnen haben, in Tokio waren es nun sieben Sportarten. Das ist toll, denn, dann muss man auch ehrlich sein, es geht am Ende immer um die Gold-Medaille. Ich freue mich über diese Bandbreite bei den Sportarten.
Was fehlt aber zu den besten Nationen?
Dr. Karl Quade: Wir haben in Deutschland ein Fördersystem, eine Basis, die ist wie sie ist … aufgrund der vorhandenen Sportstruktur, mit den Dachverbänden, mit den Landesverbänden, Landesfachverbänden … es gibt die Bund-Länder-Vereinbarung, was die Sportfördersysteme angeht, und das ist alles auch nicht so durchgängig wie in anderen Ländern. Es ist schon recht schwierig im Para-Sport eine breite Basis zu schaffen. Aber diese Breite braucht man einfach … deshalb sind die Mannschaften auch sukzessive kleiner geworden. Diese tolle Mannschaft war kleiner als in Rio und die Mannschaft in Rio war kleiner als in London. Und mit einer kleinen Mannschaft kann man gar nicht den sportlichen Erfolg von China, Großbritannien oder den USA erreichen. Trotzdem sind wir zufrieden mit den Spielen. (DBS/TX)
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