Dr. Edmund von Werner: „Im Notfall ist ein Trikot auch schnell aufgeschnitten“.
Osteopathie und Chiropraktik sind die beiden nachgewiesenen Fachgebiete von Dr. Edmund von Werner, doch der Arzt betreibt damit nicht nur eine Praxis in Eschborn. Seit über 20 Jahren betreut der Assistenzarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie in der Asklepios Klinik in Seligenstadt die verschiedensten Sportvereine in Frankfurt am Main. Aktuell als Mannschaftsarzt der Löwen Frankfurt Eishockey GmbH.
Herr Dr. von Werner, die Kader im Eishockey sind zum jetzigen Zeitpunkt der Vorbereitung noch nicht fix. Neue Spieler müssen immer einen Medizincheck absolvieren. Was genau wird dabei alles untersucht?
Dr. Edmund von Werner: Es erfolgt eine ausführliche internistische Untersuchung inklusive eines umfassenden Belastungs-EKG, Herz-Sonografie, Lungenfunktion, Blut- und Urinuntersuchungen, sowie eine orthopädische Untersuchung.
Wenn nun ein Spieler durch Medizincheck fällt, raten Sie den Löwen Frankfurt dann immer von einer Verpflichtung ab? Oder gibt es die Möglichkeit, so eine Untersuchung in einem gewissen Zeitrahmen zu wiederholen?
Dr. Edmund von Werner: Die Spieler stehen bereits vor der Untersuchung unter Vertrag. Die Untersuchung ist eine Vorgabe der DEL2 um den Spieler lizensieren zu können. In erster Linie dient es der Gesundheit der Spieler um sicher zu gehen, das es keine unentdeckten Herzprobleme gibt. Bei Auffälligkeiten kann die komplette Untersuchung natürlich wiederholt werden. Dieses ist jedoch noch nie passiert.
Die Vorbereitung wird im Eishockey in verschiedene Schwerpunkte gegliedert. In der Regel ist die erste Phase ohne Eiszeit, erst ab der zweiten Phase kommt Training auf dem Eis dazu. Wird die medizinische Abteilung hier einbezogen, und was bedeuten die Phasen für den Arzt konkret?
Dr. Edmund von Werner: Verletzungen kommen auf und neben dem Eis vor. Unser Fitnesscoach sorgt für die optimale Be- und Entlastung um diese auf ein Minimum zu reduzieren. Der Physiotherapeut ist stets vor Ort und ist der wichtigste erste Ansprechpartner. Mit ihm stehe ich im täglichen Kontakt um gegebenenfalls weitere Maßnahmen zu ergreifen.
Das Spiel hat in den letzten Jahren an Tempo gewonnen … auch in der DEL2. Merken Sie dies auch bei den Verletzungen in einer Saison?
Dr. Edmund von Werner: Vor allem seit dem das Halten mit dem Stock vor mehreren Jahren verstärkt geahndet wurde, hat dies anfangs auch zu vermehrten Kopfverletzungen geführt, da die Spieler vermehrt durch Körpereinsatz gestoppt wurden. Dieser Trend wurde jedoch durch vermehrte Ahndung des Checks gegen den Kopf, durch die DEL2, recht erfolgreich entgegen gewirkt.
Welches ist die typische Verletzung im Eishockey?
Dr. Edmund von Werner: Gehirnerschütterungen, sowie auch noch Schulter- und Knieverletzungen.
Angeblich soll man im Rugby die Position eines Spielers an typischen Narben am Kopf und an der Krankenakte erkennen können. Gibt es so etwas auch im Eishockey? Torhüter haben andere Merkmale als Stürmer …
Dr. Edmund von Werner: Da gibt es keine auffälligen Unterschiede.
Wie kann man im Eishockey bei einer akuten Verletzung als Arzt direkt aktiv werden? Die ganze Montur, die weiteren Tapes …
Dr. Edmund von Werner: Die Ausrüstung ist sehr flexibel und lässt sich leicht zur Seite schieben. Im Notfall ist ein Trikot auch ganz schnell aufgeschnitten. Auch die Schlittschuhe sind zu Not schnell entfernt. Das sind dann alles keine wirklichen Hindernisse.
In Nordamerika wird nach Jahren der „Painkiller“ bei Gehirnerschütterungen allein die Gesundheit der Profis in den Fokus gestellt. Zurück aufs Feld, in den Ring oder aufs Eis kann dauern. Wie ist das in Deutschland?
Dr. Edmund von Werner: Das ist in Deutschland mittlerweile ganz genauso. Die Gesundheit der Spieler geht immer vor. Da werden mittlerweile absolut gar keine Kompromisse mehr eingegangen.
Muss man als Arzt im Eishockey auch ein Fan sein?
Dr. Edmund von Werner: Ich zumindest bin kein Fan.
Welchen Sport betreiben Sie ganz privat zum reinen Ausgleich?
Dr. Edmund von Werner: Ich habe zuhause eine Langhantel sowie zudem einige Kettlebells, die regelmäßig bewegt werden. (TX)
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