Ralf „Kette“ Kettemann: „Sie dürfen und sollen so sein, wie sie sind“.
„sportflash.online“ begleitet Ralf „Kette“ Kettemann und seine Karriere als Trainer. Jetzt hat „Kette“ einen Verein gefunden. Ab diesem Juli wird der 34-jährige Crailsheimer für den Traditionsverein Karlsruher SC tätig sein. Aber schon jetzt pendelt der künftige U19-Trainer zwischen Köln und Karlsruhe, um die ersten Erfahrungen zu sammeln. In Folge 2 auf „Kettes Fußballweg“ hat Christian Sprenger ein wenig nachgefragt …
„Kette“, wir begleiten Dich nun regelmäßig bei „sportflash.online“. Letztes Mal warst Du zum Coaching in Köln. Wo erreichen wir Dich jetzt?
Ralf Kettemann: Tatsächlich wieder in Köln. Ich war zwei Tage in Karlsruhe, ich bin immer einmal die Woche für eben zwei Tage vor Ort, um etwas voraus zu planen.
Als wir mit unserer Serie angefangen haben, warst Du hier, da gab es keinen Klub, keinen Vertrag … es gab Verhandlungen. Was ist seitdem passiert?
Ralf Kettemann: Eine Woche später haben wir den Vertrag perfekt gemacht und unterschrieben. Das ging dann relativ schnell. Ab diesem Zeitpunkt ging es dann in die Planungen.
Wir haben ja die Pressemitteilung vom Karlsruher SC gelesen. Welchen Job hast Du jetzt genau beim Karlsruher SC?
Ralf Kettemann: Die älteren Menschen würden sagen, dass es um die A-Jugend geht. Neudeutsch heißt es U19 … und die werde ich trainieren. Also das letzte Jahr in deren Jugend. Was es besonders macht beim KSC, man hat noch einen zweiten Aufgabenbereich. Ich bin dann Bereichsleiter U16 bis U19. Da geht es darum, sich mit den Trainern auszutauschen, sie etwas zu schulen, die Kader zu besprechen. Damit es von der U16 bis zur U19 eine Struktur gibt.
Bist Du dann der Chef des Nachwuchsleistungszentrums?
Ralf Kettemann: Nein, da gibt es noch jemanden über mir, der über alles schaut. Ich habe den Leistungsbereich, in dem man die Jungs auf Profifußball vorbereitet. Darum kümmere ich mich.
Na, dann kommt vielleicht auch mal einer von ihnen, so wie Du, zu mir zum coachen … Was gibst Du den Jungs mit?
Ralf Kettemann: Noch nichts … es geht ja erst ab Juli richtig los. Ich werde den Jungs mitgeben, dass sie so sein sollen, wie sie sind. Das ist mir maximal wichtig, denn nur so wird es am Ende für alle gut. Sich zu verstellen, hat keinen Sinn. Auf lange Sicht kommt das wahre Ding raus. Thema „Typen“: Sie sollen sich trauen, sie dürfen und sollen so sein, wie sie sind, sie sollen das ausleben. Wenn man an die KSC-Vergangenheit denkt, da gab es etwa einen Mehmet Scholl oder Oliver Kahn. Das sind super Vorbilder, denn das waren und sind noch heute echte Typen. Solche Typen könnte der Fußball wieder mehr vertragen.
Aber Mehmet Scholl hat durch seine Aussagen über die so genannten Laptop-Trainer auch Kritik bekommen. Er wäre ein ewig gestriger … aber der Fußball hat sich nun mal auch gewandelt. Und da kommt man mit solchen Sprüchen auch nicht weiter, oder?
Ralf Kettemann: Es wird von ihm nur dieser Satz genommen. Es ging damals in dem Podcast weiter und es war nicht nur dieser Satz. Und der wird ihm ohne Ende um die Ohren gehauen. Zur Verteidigung muss man sagen, dass Fußball immer noch Menschen spielen. Und dass man sich in der Trainerausbildung mehr damit beschäftigen müsste. Und komischerweise passiert jetzt genau das, dass wieder der Schwerpunkt auf Persönlichkeit gelegt wird und der Trainer mit verschiedenen Persönlichkeiten umgehen soll. Ich finde es sympathisch, was er sagt und was er macht. Ich kann ihn verstehen und bin auch seiner Meinung.
Wie sieht die aktuelle Trainingsarbeit bei einer U19 aus? Weder Menschen, noch Laptop, oder?
Ralf Kettemann: Doch, die U19-Bundesligamannschaften dürfen trainieren. Ich starte ab Juli, schaue aber jetzt schon zu, weil sie eine Genehmigung haben, um Sport treiben zu können.
Nur Training, es gibt keinen Spielbetrieb, oder?
Ralf Kettemann: Es gibt keinen Spielbetrieb. Es gibt Testspiele, keine Ligaspiele.
In Karlsruhe gibt es also aktuell noch einen U19-Trainer, den Du dann ablöst. Wie findet der das, wenn du zum Training vorbei kommst und zuschaust?
Ralf Kettemann: Ich habe mit ihm ganz offen gesprochen. Ich habe ihm gesagt: „Hör mal, wenn es Dich abfuckt, dass ich da bin, dann kann ich das gut verstehen“. Aber er ist ein guter Typ. Das erste Treffen war für beide ein bisschen komisch, was aber normal ist. Gestern haben wir zum Beispiel Fußball-Tennis zusammen gespielt. Man sieht sich jetzt öfter, man tauscht sich aus und man versteht die andere Seite. Man muss es ihm hoch anrechnen, dass er das Ganze sportlich nimmt.
Der KSC ist ja auch von COVID-19 betroffen. Wie belastend ist es?
Ralf Kettemann: Da bin ich noch zu sehr außen vor. Das Thema Corona ist schon sehr intensiv für die Sportklubs mit Testungen und der Organisation drum herum. Bei den Profis war niemand da, die waren alle zu Hause. Ich stelle mir das für die Trainer und Spieler sehr anspruchsvoll vor. Man kann froh sein, dass der KSC nicht im Abstiegskampf ist, das wäre sehr belastend.
Es gibt sogar noch eine kleine Chance aufzusteigen. Hätte so etwas generell Auswirkungen auf den Nachwuchsbereich, wenn die erste Mannschaft in der 1. Liga spielt
Ralf Kettemann: Ganz Konkret hätte es die Auswirkungen, dass ich dann zu den Heimspielen gegen Dortmund, Bayern, etc. gehen kann … Die Strahlkraft für den Verein und auch für den Nachwuchsbereich würde sich maximal erhöhen. Die erste Mannschaft ist immer das Zugpferd. Es würde den Prozess, ein Talent zum KSC zu holen, erleichtern. Durch die erste Liga ist man noch mehr im Fokus.
Wenn Du ab Juli erst dort anfängst und jetzt schon dabei bist, dann wirst Du auch jetzt schon bezahlt?
Ralf Kettemann: Nein, das mache ich aus eigener Tasche. Ich kann es steuerlich absetzen, weil es Berufsthemen sind. Für Zugtickets und Übernachtungen gibt es noch keine Kohle. Das ist aber völlig okay.
Die Liebe wohnt in Köln, die Arbeit ab Juli dann in Karlsruhe. Wie sieht denn da die Planung aus?
Ralf Kettemann: Darüber wollte ich mit dir reden, weil du da die Erfahrungen hast und daraus würde ich dann die Konsequenzen ziehen … (CSP)
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