Patrick Wiencek: „Als Sportler wollen wir jedes Spiel gewinnen“.
Am 1. Dezember 2009, beim 28:20-Testspielsieg gegen Weißrussland, absolvierte Patrick Wiencek sein erstes A-Länderspiel. In dieser Woche bei den Spielen zur EM-Qualifikation steht der 32-jährige Kreisläufer vor dem 150. Einsatz im DHB-Trikot! Beim virtuellen DHB-Medientermin sprach der U21-Weltmeister von 2009 über sein Jubiläum, seinen Olympiatraum und die Konkurrenz in der DHB-Mannschaft …
War Ihnen bewusst, dass Sie vor Ihrem 150. Länderspiel stehen?
Patrick Wiencek: So etwas wie sein 150. Länderspiel bekommt man als Spieler nur mit, wenn man die Info vorab bekommt oder man Artikel liest, wo das drin steht. Ich bin auch überrascht, dass es schon so viele sind, aber ich freue mich drauf. Diese Zahl zeigt aber auch, dass man älter wird. Es ist krass, dass ich acht Jahre älter bin als Johannes Golla, denn ich fühle mich noch nicht ganz so alt. Klar bin ich einer der Älteren, aber ich will noch lange spielen, solange es eben der Körper mitmacht. Und aktuell macht es Spaß.
Wo liegt aktuell der Fokus in der Nationalmannschaft … auf den beiden EM-Qualifikationsspielen in Bosnien und Sonntag gegen Estland, oder schon auf der Olympiavorbereitung?
Patrick Wiencek: Von beidem ein bisschen würde ich sagen. Als Sportler wollen wir jedes Spiel gewinnen, aber auch besser werden und uns einspielen. Auch wenn wir 18 EM-Qualifikationsspiele in Folge gewonnen haben, um solche Statistiken geht es mir nicht, wobei es toll ist, dass wir seit gut sechs Jahren ungeschlagen sind. Solche Statistiken sollen andere führen.
Wie bewerten Sie die Konkurrenz auf der Kreisläuferposition, speziell, weil ja nur 14 Spieler in Tokio auflaufen dürfen?
Patrick Wiencek: Leider wird nicht jeder von uns mit nach Tokio fliegen, daher will aktuell jeder sein Bestes geben, alles bleibt im Training im Rahmen, die Zweikämpfe werden ganz normal geführt. Für Tokio hat kein Spieler sein Ticket sicher, jeder muss seine Leistung bringen. Wer jetzt schon glaubt, dabei zu sein, ist auf dem Holzweg. Natürlich bewegt sich bei uns die Konkurrenz im sportlichen Rahmen, und es wird nicht groß diskutiert, wer mit nach Tokio fährt. Wegen COVID-19 ist nichts sicher, wir machen unseren Job, wir wollen gesund bleiben und schauen von Spiel zu Spiel.
Angesichts des engen Terminkalenders und weil Deutschland ja schon für die EHF EURO 2022 qualifiziert ist … hatten Sie an eine Absage der Partien gegen Bosnien-Herzegowina und Estland gedacht?
Patrick Wiencek: Eine solche Überlegung, die Spiele auszulassen, gab es bei mir nicht. Wenn ich angeschlagen gewesen wäre, wäre das anders gewesen. Ich fühle mich gut, auch wenn wir ziemlich viel spielen. Aber … wenn man zum Nationalteam kommt, hat man weniger Stress als im Verein, wir haben vier Tage Vorbereitung auf ein Spiel, das haben wir in Kiel momentan nicht. Alfred Gislason nimmt Rücksicht auf uns, und man kann sich hier gut pflegen lassen.
Warum freuen Sie sich immer wieder so, ins Nationalteam zu kommen?
Patrick Wiencek: Es ist einfach mal schön, andere Leute zu sehen und mit anderen zu trainieren als im Verein. Ich habe sehr lange nicht mehr mit Sebastian Firnhaber zusammengespielt, und auch mit Finn Lemke. Und bei dem ist es schon besonders, wenn man neben 2,10 Meter steht und er seine drei Meter Spannweite ausbreitet. Das sind einfach schöne Momente.
Macht es das auch einfacher, neue Spieler zu integrieren?
Patrick Wiencek: Wenn man die Regeln kennt, wie wir spielen, ist es kein Problem, die Abwehr umzustellen. Wir alle wissen, was Alfreds Handschrift ist, wir wissen, was er alles vorhat, und es wird immer besser, auch wenn es aktuell noch ein paar Absprachefehler gibt.
Was würde eine Olympiateilnahme für Sie bedeuten?
Patrick Wiencek: Olympia ist definitiv etwas Besonderes. Ich war in Rio dabei, damals noch mit Zuschauern und ohne Hygienekonzepte … es werden also nicht die gleichen Spiele in Tokio wie vorher. Aber wer als Sportler die Möglichkeit hat, will immer bei Olympia dabei sein … auch wenn keine deutschen Fans vor Ort sind und wir nicht wissen, wie es im Olympischen Dorf aussieht. Aber jeder weiß doch, was Olympia ausmacht, viele Sportler trainieren seit fünf Jahren, egal wie die Situation ist. Für mich als Sportler ist es das größte Event, das man mitnehmen kann.
Aber die Belastung bis dahin ist noch hoch …
Patrick Wiencek: Als Sportler denkt man über diese Belastung nicht nach. Ich hoffe, dass wir nach der Bundesliga bis zum Start der Olympiavorbereitung noch eine Woche Pause haben. In den Urlaub zu fahren lohnt sich nicht, den Körper herunterzufahren auch nicht, aber eine Woche ohne an Handball zu denken würde schon Energie freisetzen. (DHB/OD)
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