Veronika Aretz: „Die Freude der Kinder sollte da sein, schwimmen zu wollen“.
Die passenden Hilfsmittel für Schwimmlehrerinnen und -lehrer, die sich auf Kurse in der Schule vorbereiten wollen, sind ab sofort als sehr informative Onlineversion bei digital-swim-coach erhältlich. Diese Unterlagen zur Vorbereitung und Durchführung des Schwimmunterrichts an der Schule beinhalten nicht nur praxisorientierte Karten, wie der Gründerin von digital-swim-coach, Veronika Aretz im Interview versichert.
Frau Aretz, bevor wir zum eigentlich Thema kommen. In den Medien häufen sich die Berichte, dass viele Kleinkinder nicht mehr richtig schwimmen lernen. Woran liegt das Ihrer Meinung nach?
Veronika Aretz: Zuerst einmal gibt es viel zu wenige Schwimmhallen. Die meisten Hallen sind inzwischen marode, viele müssen schließen und ein Ersatz ist nicht so schnell errichtet. Das habe ich selbst miterleben müssen. Die Stadt hatte zu wenig Geld und wir warten sogar noch nach gut acht Jahren auf den Baubeginn der neuen Halle. Die ansässigen Vereine sind zusammengerückt, um in einer kleineren Halle den Schwimmbetrieb als Notbetrieb aufrecht zu erhalten … es ist doch kein Wunder, wenn die Vereine den vielen Anfragen von Eltern nicht nachgehen können.
Zudem hat uns die Pandemie kalt erwischt. Die Kinder bewegten sich vorher schon zu wenig, aber in dieser Zeit ist es dramatischer geworden und die Zeit, Schwimmen zu lernen, ist mehr und mehr gefährdet.
Zuletzt ist der Schwimmunterricht an vielen Schulen aus meiner Sicht katastrophal: Die reine Wasserzeit für Schülerinnen und Schüler beträgt oft nur 20 Minuten, denn durch den Weg dorthin und das Umkleiden geht einfach viel Zeit verloren. Und dann sind pro Klasse mit knapp 30 Kindern oft nur zwei Lehrer da … hier kann kein guter Unterricht stattfinden, der allen gerecht wird. Was ist mit den Kindern, die Angst vor Wasser haben? Und was mit denen, die seit Jahren im Verein schwimmen?
Worauf kommt es beim Schwimmen eigentlich an?
Veronika Aretz: Die Freude der Kinder sollte da sein, schwimmen zu wollen. Es gibt einige Eltern, die ihre Kinder mit zu großem Druck hinschicken, das wirkt sich auch beim Erlernen der Schwimmtechniken negativ aus. Einige andere Kinder haben zu viel Angst, etwa den Kopf in das Wasser zu stecken oder die beziehungsweise der Schlechteste in einer Gruppe zu sein.
Wenn die Probleme einmal überwunden sind und die Begeisterung geweckt wurde, dann empfehle ich, zuerst allein auf die Wasserlage zu achten. Wer den Seestern beherrscht, wird sich in jeder Schwimmart behaupten können. Wenn in den Schulen also zuerst Brustschwimmen beigebracht wird, bei dem das Kind den Kopf in den Nacken hält und es keine Gleitphase gibt, dann ist es der falsche Weg. Den Kindern muss anschließend mühevoll das richtige Schwimmen beigebracht werden.
Sie sind die Herausgeberin von digital-swim-coach. Was genau bezwecken Sie mit diesem digitalen Coaching-Tool?
Veronika Aretz: Ich möchte allen Interessierten Ideen sowie Ausarbeitungen mit anderen Trainern an die Hand geben, damit auch sie einen abwechslungsreichen Unterricht gestalten können und so die Freude der Schwimmer fördern. Wer Spaß dabei hat, lernt besser und ertrinkt hoffentlich nicht so schnell. Die digitale Version ist außerdem eine Alternative zu den recht schweren laminierten Arbeitsunterlagen. Im Zeichen der Umwelt ist sie definitiv besser, dazu lässt es sich leichter stöbern, als wenn man in 500 Seiten herumblättert.
An welche Zielgruppe richtet sich Ihre Plattform?
Veronika Aretz: Primär an Schwimmtrainerinnen und Schwimmtrainer, Lehrerinnen und Lehrer sowie ambitionierte Eltern beziehungsweise Großeltern, die den Kindern das Schwimmen beibringen möchten. Ich weiß jedoch auch von Jugendlichen und Erwachsenen, die keine gute Schwimmausbildung in der Kindheit bekommen haben und daher interessiert sind. So sind wir gar bei der Bundeswehr vertreten … warum sollten sich nicht auch Erwachsene an den Übungen für Kinder versuchen?
Was erhält man bei Ihrem Angebot?
Veronika Aretz: Der Nutzer der digitalen Plattform hat drei Auswahlmöglichkeiten: Anfänger, Fortgeschrittene und das Komplettpaket. Zudem Gymnastik, welche nicht auf die Schwimmhallen ausgelegt ist.
Wenn sich also jemand die Anfängerübungen ausgesucht hat, bekommt er mehr als 460 Übungen, Hinweise oder Anregungen für Schwimmanfänger im Kinderbecken, darunter Themen zur Wassergewöhnung, Tauchen für Anfänger, Aufwärmübungen und erste Anfänge zum Brust-, Kraul- und Rückenschwimmen. Natürlich sind auch viele Übungen mit der Pool-Nudel freigeschaltet, außerdem lustige Sprungideen und die Anfänge des Kopfsprungs. Spiele im Kinderbecken dürfen hier niemals fehlen, denn jede Stunde sollte man mit einem Spiel beenden. Hinweise zur Fehlerfindung und -behebung zu den Beinschlägen in Brust, Kraul und Rücken sind hier ebenso vorhanden wie die Baderegeln, die ich aus den Regeln der DLRG und Wasserwacht gezogen habe. Zum Ende kann man die Theorie mit Tipps durcharbeiten.
In übersichtlichen Rubriken kann man von einer Karte zu der anderen wechseln. In jeder Übungskarte findet man eine Illustration, die sich aufs Wesentliche besinnt, und einen Übungstext. In den Rubriken Wassergewöhnung, Aufwärmen, Spiele und Theorie ist dieser Übungstext an den Trainer gerichtet, Sonst an den Schwimmer. In einer weiteren Rubrik findet man weitere Informationen, die auf Vor- und Nachteile oder Tipps und Varianten hinzielen.
Ist eine Ausweitung des Angebots in Planung? Beispielsweise Lehrmittel für fortgeschrittene Schwimmerinnen und Schwimmer.
Veronika Aretz: Es sind genügend Übungen vorhanden, sodass das Training nicht langweilig wird. Erweitert werden könnten die Tipps für Wettkampfschwimmer, die Rollwenden sowie das Schmetterlingsschwimmen. Babyschwimmen sowie Aqua-Fitness wäre ausbaufähig … aber ganz wichtig: Ich ziele darauf hin, dass der Nutzer von digital-swim-coach sich seine eigenen Kurse zusammenstellen kann!
Was für Kosten können entstehen?
Veronika Aretz: Das Nutzen der internen Plattform, die derzeit mit einem Zugang am eigenen Laptop oder Tablet möglich ist, ist auf zwei Jahre begrenzt und erlischt automatisch, es sei denn, der Nutzer erneuert den Account. Niemand braucht also Angst zu haben, hier festzustecken.
Die Anfänger-Lizenz ist mit 49,90 Euro im Angebot, die Fortgeschrittenen-Version mit 39,90 Euro und das Gesamtpaket mit 79,90 Euro. Dazu noch die gymnastischen Fitnessübungen für 9,90 Euro. Ich denke, diese Preisstruktur lohnt sich! (TX)
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