Sophia Kleinherne: „Uns kann eine Pokal-Sensation gelingen“.
Sophia Kleinherne spielt bereits seit 2017 für den 1. FFC Frankfurt. Am Anfang kurz für die zweite Mannschaft, dann für die erste Mannschaft in der Bundesliga und seit der Saison für Eintracht Frankfurt, nach der erfolgreichen Eingliederung des zuvor reinen Frauenfußballvereins in den Traditionsverein. Die 21-jährige Abwehrspielerin kann mit ihren Mitspielerinnen für den Klub Geschichte schreiben, im DFB-Pokal.
Sophia, den 1. FFC Frankfurt gibt es seit dieser Spielzeit nicht mehr. Ihr spielt nun mit dem „Adler“ auf der Brust, also als Eintracht Frankfurt. Was hat sich für Euch durch diese Eingliederung alles verändert?
Sophia Kleinherne: Man muss so fair sein und zugeben, dass gerade ein Prozess stattfindet. Das primäre Ziel ist es, professionellere Strukturen und Bedingungen zu schaffen. Schritte wie beispielsweise ein wesentlich breiter aufgestelltes Trainerteam sind bereits gemacht, andere kommen nach und nach dazu.
Was hast Du im Vorfeld über diese Eingliederung gedacht? Und hat sich Deine Meinung geändert, weil sich Vor- oder Nachteile ergeben haben?
Sophia Kleinherne: Ich habe mich über die Fusion sehr gefreut. Es ist ein wichtiger Schritt, dass sich eine weitere Frauenmannschaft einem großen Männerlizenzverein angeschlossen hat, weil es mittlerweile doch immer offensichtlicher wird, das reine Frauenmannschaften es alleine nur noch schwer stemmen konnten. Es war zudem ein Zeichen nach außen, dass der Frauenfußball gesehen wird und an Anerkennung gewinnt.
Ihr gehört jetzt als Abteilung zu einem großen, traditionsreichen Klub. Gibt es einen sportlichen Transfer zwischen den Teams?
Sophia Kleinherne: Coronabedingt ist dieser direkte, persönliche Austausch mit Spielern oder zwischen den Trainerteams nur schwer möglich. Die Frauenabteilung bekommt aber auf vielen Ebenen Unterstützung, es gab schon einige gemeinsame Fotoshootings oder Werbedrehs … wir gehören ganz klar zu dem Verein, erhalten Wertschätzung und sind nicht nur Anhängsel.
Jetzt, wo man ein Verein ist … verfolgt man die Spiele der Männer mit anderen Augen? Träumt man wie die Fans von der Champions League …
Sophia Kleinherne: Natürlich verfolgt man auch die Spiele der Männer. Das ist aber auch vorher schon passiert. Klar trägt man jetzt dasselbe Trikot und verspürt irgendwo eine engere Verbundenheit.
Die Anhänger von Eintracht Frankfurt sind spätestens seit der Europa League über die Mainmetropole bekannt. Auch wenn wir im Lockdown sind und nur „Geisterspiele“ stattfinden, hat diese große Basis auch positive Auswirkungen auf Euch? Erhaltet Ihr einen größeren Zuspruch?
Sophia Kleinherne: Ich denke durch den Adler auf der Brust wird man direkt mit Eintracht Frankfurt in Verbindung gesetzt und dieser traditionsreiche Verein erhält natürlich einen riesengroßen Zuspruch, nicht allein nur hier in Frankfurt. Als 1. FFC Frankfurt war dies natürlich etwas völlig anders. Da musste man schon auf eher Frauenfußballfans treffen, damit ihnen der Verein was sagt, weil der FFC natürlich in der Vergangenheit den Frauenfußball sehr geprägt hat. Wir haben den Zuspruch vor der Saison von vielen Eintracht-Fans bekommen und gehört, die gerne zu unseren Spielen gekommen wären.
In der Bundesliga steht Ihr im gesicherten Mittelfeld. Zu wenig, oder? Was war die Zielsetzung vor dieser Saison? Und warum braucht man für den FC Bayern München und den VfL Wolfsburg aktuell das berühmte Fernglas?
Sophia Kleinherne: Natürlich war unser Anspruch zu Beginn dieser Saison ein anderer. Aber man muss auch so ehrlich sein und darauf reagieren können, wenn es nicht wie geplant läuft. Das haben wir gemacht und ich bin mir sehr sicher, dass wir daran als gesamtes Team und auch individuell sehr gewachsen sind, uns diese Zeit menschlich und sportlich sehr geprägt hat. Meiner Meinung nach spiegelt sich unsere Platzierung auch nicht in unserer Qualität wider … was man auch an dem guten Torverhältnis sieht … aber die leichten Punktverluste müssen wir uns eben vorwerfen und an der Effektivität arbeiten.
Im DFB-Pokal läuft es dafür viel besser. Am 30. Mai steht Eintracht Frankfurt im Finale gegen den VfL Wolfsburg. Was stimmt Dich zuversichtlich, dass der Pokal mit Euch nach Frankfurt am Main kommt?
Sophia Kleinherne: Im DFB-Pokal haben wir sehr souverän gearbeitet und stehen nun verdient im Finale. Natürlich ein Gänsehautmoment für uns alle. Einige aus der Mannschaft standen bereits einmal dort, für viele ist es das erste Mal. Wolfsburg ist eine überragende Mannschaft. Wir brauchen selbst einen überragenden Tag, das ist uns bewusst. Unser Ziel ist es aber, Wolfsburg zu ärgern und zu beschäftigen. Die Motivation kann kaum größer sein, wenn man bedenkt, dass uns hier nur noch ein Schritt fehlt, um Geschichte zu schreiben. Und gegen den Titelverteidiger ist es eine große, aber keine unmögliche Aufgabe.
Wir müssen ein ekliger Gegner sein und all unsere Energie für den Verein, für all diejenigen, die uns trotz der schwierigen Zeit unterstützt haben und vor allem für uns selbst aufbringen, um uns zu belohnen!
Wann beginnen die Vorbereitungen auf solch ein großes Finale?
Sophia Kleinherne: Vor dem Finale haben wir noch sehr interessante und vor allem schwierige Aufgaben in der Liga vor uns … beispielsweise auch gegen Wolfsburg eine Woche vorher im Deutsche Bank Park. Da wollen wir natürlich auch noch so viele Punkte wie möglich holen und unsere zuletzt sehr gute Serie weiterführen. Das DFB-Pokalfinale ist dann natürlich ein großes Highlight auf das wir uns sehr intensiv und konzentriert vorbereiten werden. Ich bin sehr zuversichtlich, dass jede mitgehen und mitziehen wird, weil sich uns eine einmalige Chance bietet; das wissen wir alle. Mit diesem Ziel identifiziert sich aktuell jede und wir sind alle bereit zu investieren. Wir blicken mit sehr viel Vorfreude auf diesen Tag. Uns kann, wie zuvor gesagt, eine Pokal-Sensation gelingen.
Du bist 2017 als junges Mädchen nach Frankfurt gekommen. Bist gerade erst 21 Jahre alt geworden, gehörst aber schon zum Stammpersonal bei der SGE. Was willst Du in den nächsten Jahren erreichen?
Sophia Kleinherne: Hier in Frankfurt habe ich nun einige ganz wichtige Schritte absolviert. Ich habe hier das erste Mal in der Frauen-Bundesliga gespielt, habe mein Abitur hier gemacht, bin hier zur Nationalspielerin geworden und habe neben den sportlichen Erfolgen auch viele tolle Menschen kennen gelernt. Nun habe ich den Anspruch, mehr Verantwortung zu übernehmen, voranzugehen sowie mit Eintracht Frankfurt die nächsten Schritte zu gehen. (TX)
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