Remco Evenepoel: „Auf diese Antwort kann ich nach gestern sehr stolz sein“.
Auf dem Weg zum Tourmalet ging bei Remco Evenepoel gar nichts mehr, nur einen Tag später bewies der belgische Profi von Soudal Quick-Step seine mentale Stärke. Obwohl der Zeitfahr-Weltmeister diese Vuelta a España nicht mehr gewinnen kann, attackierte Remco Evenepoel permanent und holte 8:21 Minuten auf die Favoriten auf den Gesamtsieg raus. Im „roten Trikot“: Sepp Kuss. Mehr: www.lavuelta.es.
Remco, am gestrigen Freitag ging gar nichts mehr bei Dir, Du hast damit die Vuelta a España 2023 verloren. Doch wie ein großer Champion hast Du Dich nur ein paar Stunden präsentiert und die Etappe dominiert. Kannst Du diese letzten beiden Tage mit Tief und Hoch einmal in Deinen Worten erklären?
Remco Evenepoel: Gestern war ein wirklich schwieriger Tag, und auch der Abend. Ich konnte nicht schlafen, ich hatte eine sehr schlechte Nacht mit vielen negativen Gedanken in meinem Kopf. Heute bin ich aufgewacht und habe mir gesagt: „Mach einfach weiter, mach das Beste draus“.
Ich hatte mich über diese Etappe informiert, weil sie für die Gesamtwertung wichtig war. Ich wusste genau, wie die Anstiege sind, wie schwer sie sind, denn es war eine wirklich harte Etappe. Die komplette erste Stunde des Rennens war nur Vollgas. Ich fühlte mich ziemlich gut, war immer dabei. Dann war ich isoliert in der Spitze, aber dann kam Mattia aus dem Nichts und machte am ersten Anstieg ein starkes Tempo. Ein super Teamkollege! Juanpe Lopez griff an, ich konterte und irgendwann war ich mit Romain Bardet allein unterwegs. In der Abfahrt vergrößerte sich der Abstand, wir haben gut harmoniert. Ich habe ihm gesagt, dass ich an den Anstiegen das Tempo mache, solange er im Flachen mit mir zusammenarbeiten würde. Auf diese Antwort kann ich nach gestern sehr stolz sein!
Du hast heute Deine zweite Etappe bei dieser Vuelta a España gewonnen und das „gepunktete Trikot“ übernommen. Ist dieses Trikot nun das letzte Ziel?
Remco Evenepoel: Es ist einfach immer super schön, einen zweiten Etappensieg zu holen. Vielleicht noch ein oder zwei weitere Etappensiege und das Bergtrikot, ich denke, das sind schöne Ziele für Madrid!
Sepp, hat sich das Team keine Sorgen um Remco Evenepoel gemacht?
Sepp Kuss: Was Remco geleistet hat, ist wirklich beeindruckend! Das ist eine sehr schöne Art, sich nach dem gestrigen Tag zu revanchieren. Ich freue mich wirklich für ihn, dass er nach dem gestrigen Tag diese Antwort geben konnte. Ich ziehe den Hut vor ihm! Wir wussten, dass er motiviert sein würde, zu attackieren, aber wir haben uns durch die Zeitabstände keine besonderen Sorgen um die gesamt Fluchtgruppe gemacht. Wir wollten als Einheit agieren, denn wir wussten, dass der zweite Anstieg schwer werden würde, wenn die anderen Fahrer dort attackieren würden. Das UAE Team Emirates fuhr eine wirklich beeindruckende Etappe, aber wir waren alle drei dabei und Jungs wie Attila und Robert kamen immer wieder zurück, so dass wir als Team immer gut aufgestellt waren. (TX)
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