Oliver Lanka: „Nicht nur der älteste deutsche Segelclub, sondern modern sein“.
Der Segelclub Rhe wurde im preußischen Königsberg, also im heutigen Kaliningrad, im Jahr 1855 gegründet und ist damit der älteste deutsche Segelverein. Nach dem II. Weltkrieg siedelte der Segelclub Rhe mit Mitgliedern nach Hamburg um, bis zum heutigen Tag. Im Interview beleuchtet der Vorsitzende Oliver Lanka nicht nur diese beeindruckende Historie, sondern beschreibt, was diesen Verein so attraktiv macht.
Der Segelclub Rhe wurde bereits 1855 im damaligen Königsberg gegründet. Wie kam es damals zu der Gründung?
Oliver Lanka: Die Gründung ist eine Recht lustige Geschichte. Ernst Burow bekam als 17-jähriger Schüler ein Schiff geschenkt. Um das Schiff zu halt und zu betreiben, begann die Suche nach Mitstreitern. Nach jungen Mitstreitern. Trotz der Kosten und gegen den Einwand der Eltern entwickelte sich aus dieser Gruppe junger Menschen schließlich dieser Verein.
Bis heute stellen wir unseren Mitgliedern nicht nur Jollen zur Verfügung, wir haben auch drei hochseetüchtige Yachten für unsere Clubmitglieder. Für Regatten oder für wunderschöne Segelreisen. Damit sind wir einer der wenigen Vereine in Hamburg oder gar in Deutschland.
Nach dem II. Weltkrieg erfolgte schließlich der Umzug nach Hamburg. Warum der Umzug in die Hansestadt?
Oliver Lanka: Es war wohl mehr Zufall als geplant. Nach dem II. Weltkrieg siedelten sich mehrere Mitglieder im Großraum Hamburg an. Nicht der schlechteste Fleck um Wassersport zu betreiben mit Alster und Elbe. Auch Nord- und Ostsee sind nicht so weit entfernt. Da die Begeisterung für das Wasser immer noch vorhanden war und sich die Lage als recht günstig erwies, gründeten sie den Segelclub Rhe quasi neu.
Besteht Kontakt nach Kaliningrad?
Oliver Lanka: Aktuell wenig, aber wir haben einen Partnerclub in Kaliningrad. Wir haben uns eigentlich regelmäßig getroffen. Aufgrund der Pandemie das letzte Mal vor gut drei Jahren. Da waren wir mit einer größeren Delegation dort. Den Kontakt gibt es und wir pflegen ihn wirklich gern. Wann es aber wieder möglich ist, hängt in der aktuellen Lage auch von Russland ab. Wir hoffen aber, dass der Kontakt zu den Menschen und Sportlern nicht abreißt und irgendwann wieder vertieft werden kann. Wann, weiß leider keiner!
Der Segelclub Rhe war verantwortlich für viele Prüfungsordnungen. Hat man heute noch Einfluss im DSV?
Oliver Lanka: Der DSV braucht unsere Hilfe nicht mehr … der DSV ist heute eine super professionelle Organisation. Ein wirklich sehr guter Dachverband. Wir arbeiten natürlich immer noch eng und vor allem gern mit unserem Dachverband zusammen.
Segeln galt lange Zeit als der Sport der Reichen. Was muss man mitbringen, wenn bei Ihnen in den Verein will?
Oliver Lanka: Wir veranstalten jeden Donnerstag direkt am Alstersteg des Vereins ein Probesegel. Jeder ist willkommen, nach Anmeldung. Dann geht es in eine Jolle und man weiß eigentlich sofort, ob es passt oder nicht. Dazu kommt: Segeln ist eine Sportart die man in relativ kurzer Zeit erlernen kann. In drei bis vier Praxiseinheiten weiß man ganz grob wie es funktioniert, wie der Wind weht und wie ich mein Segel ausrichten muss. Segeln ist wirklich ein Sport, in dem man eigentlich recht schnell ein Erfolgserlebnis erlebt.
Was macht der Nachwuchs?
Oliver Lanka: Ab sechs geht es bei uns im Verein los, nach oben gibt es überhaupt keine Beschränkung. Im nächsten Monat starten wir wieder mit zwei Kindergruppen.
Nach der Pandemie wollen wir mit einem großen Aktionstag im nächsten Monat die Jugendarbeit wieder intensivieren und uns nebenbei selbst aktiv halten. Das heißt: Wir wollen aktiv neue Mitglieder werben und für diese auch künftig attraktiv zu sein!
Eines unserer Kernangebote ist, die Prüfungen für Sportbootführerscheine bei uns abzulegen. Vom Sportbootführerschein bis hin zum großen Yacht-Führerschein SKS ist alles möglich. Bei Interesse bieten wir auch den Sportseeschifferschein (SSS) an. Es werden sowohl die Theorie als auch die Praxis und auch die Prüfung angeboten.
Was ist für die Zukunft eingeplant?
Oliver Lanka: Wir wollen nicht nur der älteste Segelclub in ganz Deutschland sein, sondern gleichzeitig auch ein moderner mit zeitgemäßen Angeboten. Wir wollen im Bereich des Yachtsegels à jour sein. Dementsprechend unser Portfolio regelmäßig erneuern. Zurzeit schauen wir für unsere Ausbildungs- und Regattayacht nach einer adäquaten Nachfolgerin. (LB)