Michael Maurer: „Ich bin stolz, dem Verein in dieser Zeit vorsitzen zu dürfen“.
Der Skiclub Partenkirchen wurde im Jahr 1904 gegründet und ist in die Abteilungen Alpin, Biathlon, Langlauf sowie Skisprung unterteilt. In der fast 120-jährigen Historie hat der Skiclub aus Garmisch-Partenkirchen in allen Abteilungen bekannte deutsche Athletinnen und Athleten geformt, teilweise gar zu Edelmetall geführt. Im exklusiven Interview spricht der Vorsitzende Michael Maurer auch über das Neujahrsspringen.
Was war Ihrer Meinung nach in diesen fast 120 Jahren die „Goldene Zeit“?
Michael Maurer: Meines Ermessens nach, die letzten 15 Jahre, mit den grandiosen sportlichen Erfolgen, den Olympiasiegen von Maria Riesch, den Olympiasiegenvon Laura Dahlmeier und noch dazu die einzigartige Kariere von Felix Neureuther. Das aus sportlicher Sicht, dazu gekommen ist dann noch der Bau der großenSchanze und die daraus folgenden hervorragenden Neujahrsspringen. Ich bin glücklich und stolz in dieser Zeit unserem Verein als Präsident vorsitzen zu dürfen.
Es gibt einige Namhafte Athletinnen oder Athleten, die ihre Wurzel im Skiclub haben, wie beispielsweise Felix Neureuther oder Laura Dahlmeier. Gibt es noch Kontakt zu diesen Sportlerinnen und Sportlern? Sind Sie eventuell sogar noch aktiv im Skiclub, somit eine Inspiration für die Jugend?
Michael Maurer: Ja, insbesondere zu Laura Dahlmeierund zu Felix Neureuther gibt es noch einen sehr engen Kontakt, beide schauen hin und wieder vorbei und es gibt auch immer wieder Aktionen, die wir mit den beiden machen. Mit Maria Riesch ist es natürlich durch ihren Wohnortwechsel nach Kitzbühel nicht mehr so gegeben, wie bei den zwei anderen, die noch hier wohnen.
Für einen Skiclub ist es sehr wichtig, solche herausragenden Persönlichkeiten direkt im Verein zu haben. Für die Motivation der Kinder und Jugendlichen gibt es nichts Besseres. Sie eifern realen Personen nach!
Wie ist generell die Situation beim Nachwuchs?
Michael Maurer: Der Zulauf zum Skiclub Partenkirchen ist weiterhin sehr gut. Sehr gut ist es im Bereich Alpin und Langlauf. Etwas mehr Aufwand bei der Akquise muss man im Skispringen betreiben. Das liegt meiner Meinung nach auch daran, dass der Alpin- und der Langlaufsport echte Volkssportarten sind, während das Skispringen eine reine Wettkampfsportart ist. Man kann es nicht in seiner Freizeit ausüben.
Wie sehen die generellen Planungen für die Zukunft aus?
Michael Maurer: Auch für die Zukunft ist unser Ziel,dieses hohe Niveau zu halten. Was durch die Erfolge natürlich nicht ganz so einfach ist.
Auf der einen Seite haben wir das Neujahrsspringen als die Weltcupveranstaltung. Da versuchen wir immer auf höchstem Niveau abzuliefern, um das Interesse sowohl bei den Zuschauern als auch bei den TV-Partnern und Sponsoren hoch zu halten. Man darf nicht vergessen, durch die aus dieser Veranstaltung generierten Gewinnekann der Skiclub seine Nachwuchsarbeit bestreiten. Auf der anderen Seite wollen wir im sportlichen Bereich die Nachwuchsarbeit auf höchstmöglichem Niveau halten, denn nur wenn unsere Kinder und deren Eltern bereitsind, beim Neujahrsspringen als Helfer oder Funktionär dabei zu sein, ist solch eine tolle Großveranstaltung für uns nur realisierbar. Damit schließt sich der Kreis!
Der Skiclub richtet mittlerweile seit 100 Jahren das Neujahrsspringen bei der Vierschanzentournee aus. Durch viele Maßnahmen wegen der Pandemie ohnedie Zuschauer und dieses typische Spektakel im Zielraum, welches auch die TV-Zuschauer so sehr lieben. Wenn irgendwann einmal wieder die Normalität zurück ist, gibt es sportliche Planungen für eine Art der Nachfeier?
Michael Maurer: Wir haben in der Pandemie mehrere Jubiläen gehabt, zum einen 100 Jahre Neujahrsspringen und zum anderen 70 Jahre Vierschanzentournee. Mit unseren Tourneepartnern haben wir uns bereits darauf verständigt, sobald es die Lage erlaubt, 70 Jahre Vierschanzentournee im geeigneten Rahmen nachzuholen.
Ich denke, wenn selbst die Olympischen Sommerspiele um ein Jahr verlegt werden können, dann kann man das wohl auch als Skiclub bei diesem einmaligen Jubiläendes Neujahrsspringens machen. Wir wollen uns da schon noch etwas Besonderes einfallen lassen, dassauch die Zuschauer auf ihre Kosten kommen.
Wie kommt man durch die Pandemie durch?
Michael Maurer: Man muss das schon von zwei Seiten betrachten. Durch die letzte Saison sind wir eigentlich finanziell gut gekommen, dank der Staatshilfen. Dazudie Einsparungen in einigen Bereichen. In dieser Saison sind wir gerade wieder dabei die Anträge zu stellen und hoffen, dass wir auch wieder Staatshilfen bekommen, so dass wir es zumindest finanziell recht gut überstehen.
Die andere Seite der Medaille … rein sportlich ist es sehr, sehr schade, vor allem für die Kinder. Die hatten sehr schlechte Möglichkeiten, überhaupt Sport zu treiben. Die Not macht bekanntlich erfinderisch und unsere Trainer waren recht kreativ, haben in Videokonferenzen verschiedene Trainings mit den Kindern gemacht. Es hilft nichts, wenn man jammert, aber sehr gut war es sicher nicht!
Im Wintersport ist man sehr stark von der Wetterlage abhängig, weil beinahe alle Sportarten unter freiem Himmel stattfinden. Durch den Klimawandel wir das Wetter immer unberechenbarer. Ist man gerüstet?
Michael Maurer: Also als Veranstalter von Skisprungveranstaltungen sehe ich jetzt keine großen Probleme für die nächsten Jahrzehnte. Ich bin davon überzeugt, dass der Skisprungsport und damit auch die Veranstaltungen am zukunftsfähigsten sind, da der Präparationsaufwand bei weiten nicht so groß ist wie zum Beispiel bei einer Abfahrt. Wenn man sich einfach die Volumina anschaut … so eine Schanze ist 300 Meter lang und im Mittel 30 Meter breit mit einer Schneeauflage von 30 Zentimetern. Da kann man das bewerkstelligen. Im Vergleich dazu die KandaharAbfahrt ist 2.5 Kilometer lang. Da sieht man schon gewaltige Unterschiede.
Was den generellen Sportbetrieb im Wintersport in Garmisch-Partenkirchen angeht, denke ich, dass die Bergbahnbetreiber schon gut gerüstete sind. Wir hatten in den letzten Jahren das Glück gehabt, dass uns die kalten Temperaturen nicht verlassen haben, so dass die künstliche Beschneiung funktioniert. Daher denk ich,dass auch die nächsten Jahrzehnte in diesem Bereich möglich sind.
Sie haben die undurchsichtigen Vorkommnisse rund um die Disqualifikationen beim Mannschaftsspringen in Peking mitbekommen. Es geht um die Anzüge, die zwei Tage zuvor in Ordnung waren. Wie ist Ihre Einschätzung?
Michael Maurer: Es haben sich schon viele Fachleute dazu geäußert … es ist eine richtig ungute Sache, dass man gerade beim größten sportlichen Ereignisstrengere Maßstäbe an den Tag legt als beim Weltcup. Ich denke zudem, die Athletinnen aus Norwegen, Japan, Österreich und Deutschland konnten glaubhaft versichern, dass sie dieselben Anzüge benutzt haben wie sonst auch.
Ich habe es persönlich auch nicht gut gefunden, dass man vier Skisprungnationen die Möglichkeit genommen hat um die Medaillen mitzuspringen. Es ist von daher für mich schwer nachvollziehbar und wird im Nachgang für viele Diskussionen sorgen.
Wie sehen Sie die Chancen Ihrer Mitglieder?
Michael Maurer: So klare Medaillenkandidatinnen oder -kandidaten wie eine Laura Dahlmeier, eine Maria Riesch oder einen Felix Neureuther haben wir diesmal leider nicht mehr. Aber wir haben mit David Zobel im Biathlon einen der diesmal dabei ist und das ist in meinen Augen auch schon eine gute Leistung. Der Niklas Bachsleitner startete im Ski Cross. Wie gesagt, es ist eine große Leistung überhaupt dabei zu sein. Olympiasiege waren eine schöne Frequenz in unserer Vereinsgeschichte, aber wir sind so realistisch, dass es bei uns nicht an der Tagesordnung steht! (LB)
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