Max Hartung: „Wir hatten nur einen Wettkampf seit März 2020“.
Maximilian „Max“ Hartung engagiert sich nicht nur für seinen persönlichen Erfolg auf der Planche, der mehrfache Europameister und Weltmeister mit der Mannschaft im Säbelfechten setzt sich als Vorsitzender der Athletenkommission im DOSB und als Gründungspräsident von Athleten Deutschland e.V. für die Rechte der Sportlerinnen und Sportler ein. „sportflash.online“ stand Max Hartung nun Rede und Antwort.
Max, wie bist Du ganz persönlich bisher durch die Pandemie gekommen? Was nimmst Du besonders aus dieser Zeit mit?
Max Hartung: Die Zeit ist für alle schwer und auch für mich ist es ein auf und ab. Trotzdem habe ich das Gefühl gut durchzukommen und ich bin dankbar für die Privilegien. Ich kann weiter trainieren und online studieren. Ich versuche das Beste daraus zu machen.
Welche neuen Eigenschaften an Dir hast Du in den Lockdowns entdeckt?
Max Hartung: Ich habe gemerkt, dass ich wesentlich weniger schlafen muss, wenn ich nicht zwei Mal am Tag trainiere. Ansonsten ist es mir gelungen mich recht schnell auf die neue Unsicherheit einzustellen und mich breiter aufzustellen.
Wie war es mit Wettkämpfen, mit Training? Wie hast Du Dich fit gehalten?
Max Hartung: Wir hatten nur einen Wettkampf seit März 2020 … den Auftakt der Demaskiert Liga, die ich gemeinsam mit Matyas Szabo sowie Constantin Adam organisiert habe. Das war schon ein tolles Gefühl mal wieder auf der Bahn zu stehen und ich hatte das Gefühl, dass unser Niveau trotz der schwierigen Bedingungen recht hoch war.
Was bedeutet die Pandemie für den gesamten Fechtsport?
Max Hartung: Der internationale Fechtsport liegt inzwischen seit einem Jahr komplett brach. Die Vereine sind für den Breitensport geschlossen und verlieren Mitglieder und ehrenamtliche. Die Pandemie trifft das Fechten hart.
Blickt man da neidisch auf andere Sportarten? Man schaut da ja gerne auf den Fußball…
Max Hartung: Neidisch bin ich nicht. Die Bundesliga ist ein Produkt, für das sich viele in Deutschland begeistern und für das sich die aufwendigen Schutzmaßnahmen lohnen. Wir versuchen mit der Demaskiert Liga auch einen nationalen Wettbewerb zu etablieren. Da die Fechtszene klein ist, ist das nicht leicht.
Als Athletensprecher hast Du sicher viel Kontakt auch zu anderen Sportlern. Wie ist da die allgemeine Stimmung?
Max Hartung: Die Stimmung ist angespannt mit Blick auf die Qualifikationen und die Olympischen Spiele. Das Jahr der Verschiebung war eine mentale Herausforderung und geht jetzt in die finale Phase. Ich hoffe sehr, dass sich die Situation verbessert und wir bald wieder mit weniger Sorgen Sport machen können.
Für viele Sportler ist Olympia ein Ansporn, mehr noch, gar ein Traum daran teilzunehmen. Letztes Jahr mussten die Olympischen Spiele schon abgesagt werden, demzufolge ist dieser Traum für viele geplatzt. War das im Rückblick die richtige Entscheidung?
Max Hartung: Letztes Jahr wussten wir wenig über COVID-19. Ich habe noch im März einen Wettkampf gefochten, bei dem die ganzen Schutzmaßnahmen daraus bestanden, dass an der Tür Fieber gemessen wurde. Ich wusste damals nichts von ansteckenden asymptomatischen Verläufen und Übertragung über Aerosole. In dieser unsicheren Situation war es richtig, dass die Olympischen Spiele verschoben wurden.
Nun soll dieses Jahr in Tokio das sportliche Megaereignis nachgeholt werden. Und wieder ist es nicht sicher, ob die Olympischen Spiele stattfinden werden. Für Dich ist eine Absage die allerletzte Alternative. Warum?
Max Hartung: Ich habe fünf Jahre lang trainiert für diesen Wettkampf. Einige haben vielleicht nur einmal im Leben die Chance bei Olympischen Spielen dabei zu sein. Wenn es eine Möglichkeit gibt, ohne andere zu gefährden, dann wollen wir antreten und andere Menschen mit unseren Leistungen begeistern und inspirieren. Ich hoffe sehr, dass es klappt.
Sportler setzen sich Ziele, die sie unbedingt erreichen wollen. Beispielsweise eine Olympiateilnahme, wie geht man als Athlet damit um, wenn man gar nicht weiß, ob der Wettkampf überhaupt stattfindet? Zumal man nur alle vier Jahre daran teilnehmen kann. Stört das in der eigentlichen Vorbereitung?
Max Hartung: Man kann besonders dann hohe Leistungen bringen, wenn man von langer Hand plant und akribisch auf einen Höhepunkt hinarbeitet. Routine und Kontinuität sind Voraussetzung dafür, um sich zu entwickeln. Im Augenblick planen wir von Woche zu Woche. Wir können nicht unsere bestmöglichen Leistungen bringen im Sommer 2021. Das ist sehr schade.
Andere Ziele hast Du mit Sicherheit mit Athleten Deutschland e.V. Erst 2017 gegründet seid ihr mittlerweile im vierten Jahr. Was hat sich seit Gründung geändert? Wie ist die Akzeptanz?
Max Hartung: Die Akzeptanz ist sehr hoch und die Mitgliederzahlen steigen stetig. Wir haben inzwischen ein tolles Team, das rund um die Uhr für die Athletinnen und Athleten da ist. Wir arbeiten professionell und engagiert an Stimme, Schutz und Perspektive für unsere Mitglieder.
Wirst Du sportpolitisch in diesen Zeiten noch mehr gehört?
Max Hartung: Ich glaube die Organisation Athleten Deutschland wird mehr gehört. Durch das gemeinsame Auftreten von Athletinnen und Athleten können wir mehr erreichen.
Was willst Du mit dieser Organisation noch erreichen?
Max Hartung: Es sollen keine Entscheidungen mehr ohne die Beteiligung von Athletinnen und Athleten getroffen werden, die vor allem ihr Leben und ihre Sportkarrieren betreffen.
Die gleiche Frage, aber zurück zum Sport: Welche sportlichen Ziele hast Du noch 2021 und darüber hinaus?
Max Hartung: Ich wünsche mir noch einen letzten großen Wettkampf bei dem ich zeigen kann, was ich drauf habe! (OD)
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