Konrad Abeltshauser: „Ich habe mit München einen wahnsinnig guten Verein“.
Konrad Abeltshauser spielt seit 2016 für den EHC Red Bull München und konnte in dieser Zeit dreimal die DEL-Meisterschaft in Serie feiern. Auch vergangene Saison gehörten die Bayern zu den Favoriten, doch dann das frühe Aus gegen Ingolstadt. Mit neuer Frisur will der Verteidiger aus Bad Tölz nächste Saison wieder angreifen. Mit neuer Frisur? Im Interview mit „sportflash.online“ erklärt der Hüne seine Motivation.
Konrad, wie ist es so windschnittig und luftig am Kopf?
Konrad Abeltshauser: Eigentlich ganz angenehm … vor allem jetzt, wo die Sonne wieder rauskommt und die Temperaturen langsam etwas sommerlicher werden.
Du warst in der DEL für Deine langen Haare bekannt. Jetzt sind sie ab. Warum dieser Schritt?
Konrad Abeltshauser: Der Plan war von Anfang an, dass ich meine Haare für eine Echthaarperücke für Krebskranke spende. Für die richtige Haarlänge hat es deutlich mehr als zwei Jahre gedauert, zum Schluss sind die Haare schon aus meinem Helm rausgequollen. Ich bin froh, dass ich die Länge erreicht habe, sogar etwas mehr als es hätte sein müssen. Hoffentlich kann sich bald jemand über die Haare freuen.
Ich habe selbst langes Haar und lasse die Haare im Schnitt alle sieben Jahre ganz kurz schneiden. Kann jeder seine Haare spenden?
Konrad Abeltshauser: Generell muss man sich nicht so viele Gedanken machen. Man muss dem Haar nur die Zeit geben, es muss wachsen. Ich habe beinahe 1.000 Tage meine Haare wachsen lassen und brauchte nur ein dickes Fell, weil natürlich der eine oder andere Spruch von den Freunden und auch den Mitspielern kam.
Man darf keine chemischen Behandlungen am Haar durchführen, also Färben oder Dauerwelle, und sonst müssen die Haare aber mindestens 25 Zentimeter lang sein. Die geschnittenen Haare gehen dann zum Perückenmacher, der die Haare bewertet und sortiert. Für eine Echthaarperücke braucht man mehr als nur eine Spende.
Bleibt es kurz?
Konrad Abeltshauser: Ja, erst einmal. Ich habe mir aber ohnehin nie wirklich viele Gedanken um meine Haare gemacht, weil ich gerne Hüte oder Kappen trage.
Nach den Haaren müssen wir auch noch ein wenig über Eishockey sprechen. Deutschland hat ein tolles WM-Turnier gespielt. Ein starker vierter Platz. Wie beurteilst Du als Profi die deutsche Leistung in Riga?
Konrad Abeltshauser: Die Leistung war hervorragend. Eine super Leistung von der Mannschaft und ein unbändiger Wille die Spiele zu gewinnen. Viele Spiele waren oft sehr eng und wenn man dann sieht, wie bis zur letzten Sekunde gekämpft wird, eine ganz starke Leistung der Mannschaft. Schade nur, dass es am Ende keine Medaille wurde, aber ein starker vierter Rang … eine starke WM. Ich ziehe meinen Hut. Nicht umsonst ist die Mannschaft in der Weltrangliste klettert, hoch auf den 5. Platz.
Was fehlt dem deutschen Eishockey noch zur absoluten Weltspitze, bei solch einem Turnier?
Konrad Abeltshauser: Die Länder in der absoluten Weltspitze haben einen ganz anderen Nachwuchs. Sobald die Kinder dort laufen können, bekommen sie Schläger und Schlittschuhe. Bei uns beherrscht der Fußball die Szenerie. Aber es wurde viel für die Jugendarbeit in den letzten Jahren gemacht und man merkt schon, die Breite im deutschen Eishockey wächst und immer öfter sind mittlerweile Talente dabei, die nicht nur bei den Männern dabei sind, sondern ein riesiges Potenzial haben. Es geht alles in die richtige Richtung und dieses Momentum muss nun genutzt werden.
Wie hast Du als Spieler eigentlich diese WM verfolgt?
Konrad Abeltshauser: Ich muss ganz ehrlich gestehen, ich schaue wie ein Fan. Ich springe bei jedem Torschuss auf, hoffe auf den Erflog. Ich bin emotional dabei!
Wobei man ja weiß, wenn man selber spielt, was ist eine sehr gute Chance und was ist eine Chance. Trotzdem fiebere ich am Fernsehen mit der Mannschaft mit … also ich bin weniger in der Analyse des Spiels, sondern gehe wie ein Fan richtig mit.
Du hast die Nachwuchsmannschaften durchlaufen, hofft man auf einen Anruf vom Verband?
Konrad Abeltshauser: Das ist der Traum von sehr vielen Spielern und auch mein Traum. Die Nationalmannschaft ist etwas Besonderes und es wäre für mich absolut eine Ehre gewesen, für die WM nominiert worden zu sein. Es hat leider nicht ganz gereicht, aber auf der anderen Seite ist es auch gut, weil ich mich nach meinen zwei Knieverletzungen in der letzten Saison besser regenerieren kann. Muskelaufbauen und für die neue Saison einfach wieder richtig fit werden. In meiner besten Form!
Beim EHC Red Bull München gehörst Du zum Stamm. Dreimal Meister in Folge und auch vor der abgelaufenen Saison gehörte München zu den Favoriten. Es folgte das frühe Aus. Gibt es schon Antworten dazu?
Konrad Abeltshauser: Wir haben nach der Saison schon viele Gespräche geführt, aber so ganz genau konnten wir es uns nicht erklären. Also die Abschlussgespräche mit Management und Trainer haben gezeigt, diesen einen Punkt gab es nicht.
Sicherlich hat uns dieses verkürzte Format in den Playoffs nicht geholfen. Wir haben einen tiefen Kader und können über die längeren Serien unsere Vorteile ausspielen. Aber so waren die Regeln und dann muss an sich danach richten. Ingolstadt hat es in den beiden Spielen super gemacht. Die erste Partie haben wir verschlafen, dann steht man bei diesem Format eben schon mit dem Rücken an der Wand. Im zweiten Spiel haben wir dominiert, gute Chancen dabei liegen lassen, gegen Ende ein wenig unsere Linie verlassen und schon bist du bei diesem verkürzten Format raus.
Aufgrund der Pandemie wurde das Format der DEL angepasst, es wirkte mehr wie in der NHL. Zur neuen Saison gilt wieder das alte Format. Was gefällt Dir denn besser?
Konrad Abeltshauser: Ich finde das alte, das normale Format besser, weil es keine Ausreden gibt. Die ganze Saison wurde darüber diskutiert, ob der Norden oder der Süden stärker ist. Beim alten Format spielst du viermal gegen jede Mannschaft und wer dann ober steht, hat den besten Startplatz für die Playoffs. Und wer dann in den Playoffs vier Spiele gegen seinen Konkurrent verliert, scheidet verdient aus. Das hat nichts mehr mit Glück oder Pech zu tun. Ich finde das alte Format am fairsten.
Wann startet in München die Vorbereitung auf die kommende DEL-Saison? Ab wann kribbelt es wieder, wann will man zurück aufs Eis?
Konrad Abeltshauser: Bereits seit gut drei Wochen sind wir im Trainingsprogramm mit zweimal Training pro Tag, ohne Eis. In gut drei Wochen geht es erstmals wieder nach Salzburg, dann geht es wieder aufs Eis. Und dies wiederholt sich dann.
Generell freut man sich natürlich auf den Sommer, ohne Halle und ohne Eis. Wenn man dann aber die WM gesehen hat, dann kribbelt es schon. Dann will man zurück aufs Eis. Doch die WM und die vielen guten Spiele motivieren fürs Training.
Mit 1,95 Meter hast Du ideale Maße für einen Verteidiger in der NHL, trotzdem hast Du in Nordamerika nur unterklassig gespielt. Ist die NHL weiterhin Dein Ziel, Dein Traum, oder dann doch lieber die regelmäßigen Eiszeiten beim EHC Red Bull München?
Konrad Abeltshauser: Ich bin aktuell extrem glücklich. Ich habe mit München einen wahnsinnig guten Verein, ich kann jedes Jahr um die Meisterschaft spielen. Rund 40 Minuten brauche ich in meine Heimat, wo ich aufgewachsen bin. Ich bin also extrem nah bei der Familie sowie den Freunden. Das ist schon purer Luxus für mich.
Trotzdem ist die NHL ein Traum. Das ist die beste Liga der Welt. Mehr geht einfach im Eishockey nicht. Und ich glaube, jeder Profi schwindelt, wenn er dort nicht einmal spielen will. Sollte es bei mir aber nicht mehr klappen, bin ich aber nicht enttäuscht, weil ich wirklich in München sehr glücklich bin und noch große Ziele verfolge.
Abschließend noch ein Tipp zur NHL. In Nordamerika beginnt die heiße Phase um den Stanley Cup. Wer ist Dein Favorit auf den Titel?
Konrad Abeltshauser: Mein Favorit ist Colorado. Die Avalanche hat ein ganz stark besetztes Team und mit Philipp Grubauer einen deutschen Torwart, der in dem Jahr eine tolle Saison spielt. Er könnte sogar der beste Torwart der Saison werden. (TX)
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