Jonas Koller: „Es fällt wieder leichter, positiv zu denken, wenn man raus geht“.
Motivation, Disziplin, Training, Fleiß und der Wille, mit der ganzen Kraft auf ein Ziel hinzuarbeiten, sind sowohl im Leistungssport als auch im beruflichen Umfeld von enormer Bedeutung. Der Top-Athlet Jonas Koller erzählt im Interview, wie man es schafft, trotz veränderter Situation seine Ziele im Blick zu behalten und motiviert zu sein. Zudem spricht der Langstreckenläufer offen über persönliche Rückschläge …
Als Partner von Burnickl Ingenieure gibst Du den Führungskräften Tipps zum Thema Motivation und berufliche Leistung, wie kann man sich das Coaching vorstellen?
Jonas Koller: Ich freue mich sehr über die Zusammenarbeit, darüber, dass Burnickl Ingenieure auch in Zeiten der Pandemie an der Partnerschaft festhält. Aufgrund der Infektionsregeln und Hygienemaßnahmen sind wir auf regelmäßige Onlineimpulse umgestiegen. Via Facebook und Instagram gebe ich monatlich Tipps zur Ernährung und Disziplin. Ich zeige auch nur Übungen, die jede und jeder im Homeoffice leicht durchführen kann. Bei meinen ganzen Vorträgen zum Thema Mitarbeitermotivation orientiere ich mich oft an meiner eigenen Biografie. Ich laufe seit dem Teenageralter im Profibereich. Dabei habe ich schon recht früh von den Älteren im Team gelernt, bei Rückschlägen nicht aufzugeben, sich gar nicht erst hängen zu lassen, sondern immer wiederzukommen. Einfach schon deshalb, weil sich alle in meinem Umfeld so verhalten haben.
Hast Du selbst auch schon solche Rückschläge erlebt?
Jonas Koller: Ja, ich spreche aus eigener Erfahrung. 2014 bin ich bei der Cross Europameisterschaft schwer gestürzt. Ich bin topfit als Team-Kapitän angetreten und dann so auf meine beiden Knie gefallen, dass nicht klar war, ob ich je wieder laufen kann. Für mich war es wichtig, meine Ziele immer fest im Blick zu haben, auch wenn es Zweifel gibt. Fest formulierte Ziele und Teilziele helfen, wenn man ganz unten ist, den eigenen Weg zu gehen und Herausforderungen nicht aus dem Weg zu gehen. Ich hatte damals eine Operation und bin später noch viel stärker als zuvor zurückgekommen.
Sehr viele Menschen, auch Sportlerinnen und Sportler, haben in der Pandemie erlebt, dass ihnen wichtige Ziele und Haltepunkte im Leben wegbrechen. Was rätst Du ihnen, wie kann man die Motivation trotzdem aufrechterhalten?
Jonas Koller: Auch für uns Sportler ist diese anhaltende Zeit eine blöde Situation. Wenn es keine Wettkämpfe gibt, haben viele gerade im Marathonbereich auch keine Einnahmen. Ich habe bei einigen erlebt, wie sie sich auf berufliche Ziele konzentriert und sportliche Ziele aufgegeben haben. Das kam für mich nicht infrage. Ich habe das Gefühl, dass ich mich besser motivieren kann und mit der Situation umgehen, weil ich schon Rückschläge erlebt habe. Es gibt eine Leere. Dann muss man schnell neue Ziele finden.
Was können wir alle konkret tun, um im Alltag positiv zu denken?
Jonas Koller: Der Sport kann für viele Menschen gerade jetzt ein guter Weg sein, die positive Einstellung wiederzufinden oder zu halten. Aktuell fällt vielen die Decke auf den Kopf. Durch den Sport können sie sich auspowern, Energie tanken, an der frischen Luft sein. Es fällt wieder leichter, positiv zu denken, wenn man raus geht und seine Vitamin D-Speicher neu auffüllt. Das hilft ungemein. Es muss nicht immer gleich Leistungssport sein. Außerdem hilft es im Leben, auch mal rechts sowie links zu schauen und zu merken, welche Menschen einem wichtig sind und dann zum Beispiel ganz bewusst, Zeit mit der Familie verbringen, wenn das möglich ist.
Welches sind Deine nächsten Ziele und Meilensteine?
Jonas Koller: Mit Burnickl Ingenieure freue ich mich schon auf die kommenden Onlineimpulse. Außerdem haben wir eine Laufgruppe geplant, sobald das wieder möglich ist. Es gibt einen Sportlerkern in der Firma, welcher auch an Firmenläufen teilnimmt. Mit den entsprechenden Mitarbeitenden möchte ich gerne trainieren und ihnen helfen, sich zu motivieren. Außerdem macht es große Freude, die Seminare für Führungskräfte an verschiedenen Standorten zu halten.
Im Sport sieht es so aus, als würde es wieder Wettkämpfe geben, wenn auch ohne Zuschauer. Im Marathon eher nicht, aber ich kann auch erst mal kürzere Strecken laufen, zum Beispiel die 5.000 oder die 10.000 Meter und hoffe, dass es im Herbst wieder einen Marathon gibt. Gerne möchte ich mich für die Europameisterschaften 2022 in München qualifizieren.
Gefühlt sind wir gerade bei Kilometer 35. Im Marathon geht es da noch mal in den mentalen Schlussspurt. Man hat das meiste hinter sich, aber es kann auch noch einmal alles anders werden. Man weiß, das Ende ist in Sicht und das Ziel ist nah. Bestenfalls, das wünsche ich uns allen, kommen wir alle heil im Ziel an. (TX)
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