Guido Buchwald: „Ich kann mir einen Sebastian Hoeneß vorstellen“.
Mit dem VfB Stuttgart wurde Guido Buchwald zweimal deutscher Meister. Nach der Entlassung von Trainer Pellegrino Matarazzo ordnet der Weltmeister von 1990 im exklusiven Interview mit „Sportradio Deutschland“ die sportliche Lage beim VfB ein: „So weit abgeschlagen ist man noch nicht“. Dazu erhält die neue Führungsspitze Zuspruch vom Guido Buchwald. Mehr unter: www.sportradio-deutschland.de.
Waren Sie von der Entlassung von Pellegrino Matarazzo überrascht?
Guido Buchwald: Ich war nicht so überrascht. Vielleicht hat Matarazzo gedacht, dass er das Bochum-Spiel noch bekommt. Die Mannschaft hat gegen Union Berlin vollen Einsatz gezeigt. Nimmt man nur die Daten und Fakten, ist es eine logische Sache, dass man sich vom Trainer trennen muss. Wenn man ganze 26 Spiele im Kalenderjahr gemacht und davon nur drei gewonnen hat, ist das sehr wenig.
Wie sehen Sie die Lage beim VfB Stuttgart. Und ist Michael Wimmer als reiner Übergang die richtige Lösung?
Guido Buchwald: So extrem weit abgeschlagen ist man noch nicht. Man hat die Begegnungen zwar nicht gewonnen, aber fünfmal Unentschieden gespielt und war gegen keine der Mannschaften total unterlegen. Dazu hat man gar gegen München einen Punkt geholt. Man ist nah dran und wird nicht jedes Spiel abgeschlachtet. Die Mannschaft spielt fast auf Augenhöhe mit den anderen Teams. Allerdings fehlt ihnen das letzte Quäntchen und vielleicht Führungsstärke, um aus einem Unentschieden einen Sieg zu machen oder aus einer knappen Niederlage etwas herauszuholen.
Er ist schon länger beim VfB Stuttgart, schon unter Tim Walter war er der zweite Mann. Er kennt die Mannschaft in- und auswendig, hat seine eigenen Ideen. Er ist jemand, dessen Fachwissen anerkannt ist. Wimmer ist momentan der, mit dem man den VfL Bochum besiegen kann. Als Dauerlösung … kann ich schwer beurteilen.
Ich kann mir einen Sebastian Hoeneß vorstellen. Er hat beim FC Bayern München die U17, U19 und die zweite Mannschaft trainiert. Er hat immer mit jungen Spielern gearbeitet, sie entwickelt und eine Mannschaft geformt. In Hoffenheim hat er dies auch relativ lange richtig gut gemacht. Nur die Ergebnisse der letzten sieben, acht Spiele haben dazu geführt, dass man sich getrennt hat. Er könnte mit einer jungen Mannschaft, wie dem VfB Stuttgart, sicher umgehen und dem Team weiterhelfen.
Und wie sehen Sie die neue Führung, samt einem Philipp Lahm?
Guido Buchwald: Ich habe schon in der Vergangenheit gefordert, dass man mehr Expertise braucht. Ich finde, Sami Khedira ist ein VfBler durch und durch. Und durch seine Karriere hat er unglaubliche internationale Erfahrung gesammelt. Er kann dem VfB unheimlich weiterhelfen, das halte ich für eine tolle Sache. Wie auch Christian Gentner, der den VfB in- und auswendig kennt. Das empfinde ich als einen wirklich sehr guten Schritt, den der VfB gemacht hat. Bei Philipp Lahm weiß ich nicht, was er dem VfB bringen soll. Er hat so viele andere Dinge durch die EM zu tun. Als Name, als Reputation nach außen hin, ist er in die Schlagzeilen gekommen. Was er aber helfen kann … das ergibt für mich bisher noch gar keinen Sinn. (Sportradio Deutschland/TX)