Chloé Dygert: „Tour de France Femmes avec Zwift ist das große Ziel für uns alle“.
144 Fahrerinnen werden vom 24. bis zum 31. Juli an der allerersten Tour de France Femmes aves Zwift teilnehmen. Wenn es die Gesundheit erlaubt, wird auch Chloé Dygert die acht Etappen in Angriff nehmen. Dann gehört die 25-jährige Amerikanerin aus Indiana automatisch zum Kreis der Favoritinnen. Und auch wenn Chloé Dygert auf der Bahn noch erfolgreicher ist, seit 2019 geht es auch um Siege auf der Straße.
Wie geht es Ihnen drei Monate nach Diagnose des Epstein-Barr-Virus?
Chloé Dygert: Jeder Tag ist ein neuer Tag. Manchmal habe ich richtig gute Tage, und an anderen Tagen habe ich das Gefühl, dass ich drei Schritte zurück gemacht habe. Es war und ist ein sehr frustrierender Prozess, aber ich vertraue einfach den Menschen um mich herum, denn wir tun alles, was wir können.
Im Moment bin ich in Colorado Springs, um meine letzte Reha zu absolvieren. Ich gehe von Tag zu Tag und hoffe, dass ich das alles bald überwunden habe, weil ich in der Saison noch viel vorhabe. Zu Beginn des Jahres hatte ich mir vorgenommen, an den nationalen Meisterschaften, der Tour de France Femmes avec Zwift und den Weltmeisterschaften teilzunehmen. Es steht also noch etwas auf meiner Liste. Es ist halt nur die Frage: Ob mein Körper es auch rechtzeitig schafft?
Wie halten Sie durch, an den Tagen wenn es gar nicht läuft?
Chloé Dygert: Ich besinne mich auf meinen Glauben und denke, dass dies einfach der Plan Gottes für mich ist. Auch wenn ich nicht immer damit einverstanden bin, weiß ich doch, dass ich letztendlich das mache, was ich nach seinen Vorstellungen machen soll. Ich erinnere mich an meine erste Verletzung, die ich mir als kleines Mädchen zugezogen habe, es war eine Rückenverletzung. Ich bin an Rückschläge gewöhnt. Es ist frustrierend, vor allem, wenn ich so lange aussetzen muss, aber ich denke mir, es ist ein Vorteil, dass ich schon einige körperliche Rückschläge mental überwunden habe. Ich kämpfe jeden Tag damit, das ist nicht einfach. Aber es macht es auch einfacher, wenn an Renntagen etwas schief läuft. Als zum Beispiel bei den Weltmeisterschaften 2019 das Zeitfahren aufgrund des Wetters verschoben wurde, war das für alle eine große Sache. Für mich war es ein wenig frustrierend, aber ich wollte nicht, dass es mich beeinträchtigt, denn wir sitzen alle im selben Boot. Es ist einfach etwas, an das wir uns anpassen und das wir überwinden müssen.
Wer sich ein wenig mit dem Radsport beschäftigt, kennt Ihre beeindruckende List an Erfolgen auf der Bahn. Wie sind Sie auf die Straße gekommen?
Chloé Dygert: Ich wurde bestochen! Ich habe auf dem Mountainbike begonnen und mir wurde von meinem Vater gesagt: „Wenn Du die Junioren-Meisterschaften auf der Straße fährst, bekommst Du die Laufräder deines Bruders fürs Mountainbike“. Da habe ich gesagt: „Okay, ich fahre mit“. So fing alles an.
2015 bin ich zur Junioren-Weltmeisterschaft gefahren und in den Fokus von USA Cycling geraten. Der damalige Trainer für die Bahn, Andy Sparks, lud mich zu einem Trainingslager ein, um zu sehen, wie ich mich schlagen würde. Das hat mich nach Rio gebracht, jetzt bin ich eine Athletin in zwei Disziplinen.
Was sagt Ihr Vater zur Tour de France Femmes avec Zwift?
Chloé Dygert: Er war Feuer und Flamme! Aber ich habe mit allen darüber geredet. Es ist ein so großes Ziel … es ist ein so großes Ziel für all diese Frauen, bei der allerersten Tour de France Femmes avec Zwift dabei zu sein. Es ist ein so extrem großer Schritt nach vorne für uns alle und ich hoffe, dass dies nun der Maßstab ist, der Ausgangspunkt für das, was es werden wird. Ich hoffe, dass es in den nächsten Jahren beispielsweise auch ein Zeitfahren geben wird, dass es wächst und so zur besten Veranstaltung aller Zeiten wird, die der Radsport nur haben kann.
Die acht Etappen bei der Tour de France Femmes aves Zwift werden absolut unterschiedliche Herausforderungen haben. Wie gehen Sie diese an?
Chloé Dygert: Wir haben ein sehr starkes Team. Wenn ich dabei bin, werde ich das machen, was gut für mich, aber auch für das Team ist. Wenn das bedeutet, dass ich die ganze Zeit für das Team arbeite, dann werde ich dies machen. Das ist so eine große Chance. Wenn ich auf dem obersten Podest stehe, spielt es generell keine Rolle, ob ich oder jemand anderes unsere Farben trägt. Es wäre eine große Ehre, dabei zu sein und zu helfen, das „Maillot Jaune“ zu gewinnen. (ASO/TX)