Bastian Schweinsteiger: „Der Frauenfußball hat schon sehr gute Arbeit geleistet“.
In Milton Keynes, bei Volkswagen UK, gab es eine interessante Podiumsdiskussion rund um das Thema „Gleichberechtigung und Diversität im und durch Sport“. An der regen Diskussion nahm unter anderem Bastian Schweinsteiger teil. Der ehemalige Fußballer und heutige TV-Experte bei Länderspielen der DFB-Auswahl stellte sich im Anschluss an die äußerst intensive Diskussion auch noch den medialen Fragen.
Wie kann man die Popularität des Frauenfußballs steigern?
Bastian Schweinsteiger: Eine schwierige Frage … aber erst einmal denke ich, der Frauenfußball hat schon sehr gute Arbeit geleistet. Wir in Deutschland haben schon viele Erfolge mit der Frauen-Nationalmannschaft oder auch den deutschen Vereinen feiern dürfen. Aber meine Zeit in den USA hat mir deutlich gezeigt, wie wichtig die mediale Berichterstattung ist. In den USA ist Frauenfußball generell ein Thema und in Chicago waren die Spiele der Frauen damals wesentlich öfter ausverkauft als die Spiele von uns Männern. Die Berichterstattung ist eine komplett andere als bei uns in Europa, ich denke, dies ist ein wichtiger Aspekt.
Wie haben Sie die Europameisterschaft in England dann wahrgenommen?
Bastian Schweinsteiger: Sehr positiv! Die Zuschauerzahlen waren enorm und ich hoffe, es geht in den nächsten Jahren so weiter. Hilfreich war bestimmt, dass diese Europameisterschaft in einem Land mit fußballerischer Tradition stattgefunden hat.
Die deutsche Nationalmannschaft hat mich natürlich absolut begeistert. Deutschland braucht eine starke Frauen-Nationalmannschaft. Es hat mir richtig Freude bereitet!
Welche Rolle spielt in dem Zusammenhang die Bezahlung?
Bastian Schweinsteiger: Ich glaube, es geht nicht darum, dass die Frauen genau so viel wie die Männer verdienen wollen. Bei den Spielerinnen, mit denen ich mich bisher ausgetauscht habe, war dies zumindest nicht der Fall. Es geht mehr darum, dass die Bezahlung fair ist. Die Spielerinnen, die den Sport professionell betreiben, müssen solche Gehälter beziehen, dass sie gut davon leben können. Spielerinnen aus der Bundesliga und der 2. Liga müssen gut davon leben können. Sie sind keine Amateure, sondern professionelle Fußballerinen.
Ich weiß, es gibt gewisse Ideen und diese sollte man, wenn sie wirklich gut sind, auf jeden Fall weiter verfolgen und schließlich umsetzen. Es muss auf jeden Fall Schritt für Schritt etwas kommen. Ideen gibt es genug.
Wie haben Sie das Thema während Ihrer aktiven Karriere verfolgt? Hätten Sie eventuell sogar auf Gehalt verzichtet, damit die Frauen mehr bekommen?
Bastian Schweinsteiger: Ich könnte es mir jetzt sehr einfach machen … aber wenn der FC Bayern München mich darauf angesprochen hätte, hätte ich mir wenigstens meine Gedanken dazu gemacht. Man muss aber auch sehen, dass das öffentliche Interesse am Ende über das Gehalt entscheidet. Von daher bin ich mir nicht ganz so sicher, ob solch eine Maßnahme auch langfristig so sinnvoll gewesen wäre. Es geht doch eher darum, dass das öffentliche Interesse noch deutlich mehr geweckt wird.
Ich denke, in dem Punkt kann man sich die USA zum Vorbild nehmen. Dort ist das öffentliche Interesse vorhanden, Fußball ist bei den Frauen die beliebteste Sportart. Und wenn ich an meine Zeit beim FC Bayern München denke, dann weiß ich, es hat sich schon einiges im Frauenfußball entwickelt ,,, nicht allein nur beim FC Bayern München. Der VfL Wolfsburg ist der aktuelle Branchenprimus und stößt einiges an.
Vielleicht sollten alle Bundesligisten eine eigene Frauen-Mannschaft haben, um den Frauenfußball zu fördern. Auch darüber kann man im Verein dann einiges steuern.
Was trauen Sie der deutschen Mannschaft künftig zu?
Bastian Schweinsteiger: Ich traue dieser Mannschaft in der Zukunft einiges zu. Die Mischung in der Mannschaft scheint zu passen und spielerisch kann die Mannschaft jedes System spielen. Da wird etwas kommen! (Volkswagen/TX)
Foto: ©Volkswagen